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083 - Der Moloch

083 - Der Moloch

Titel: 083 - Der Moloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Wolf
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Domenico Clerici, der Designer mit dem Spaghetti-Knüller, der in Dorians Alter sein mochte und wie Charles Bronson, aussah, lief mit nacktem Oberkörper herum, um seine Bizeps zu zeigen. Der Gorilla-Steward räumte auf. Vom Ruderhaus blickte Kapitän Medarchos herunter.
    „Wo ist Fabienne?“ fragte Dorian.
    „Die hat sich Pepe geangelt“, sagte Rosalia. „Unsere Prinzessin ist um die Aufgabe, Tante Pepe wieder auf den rechten Weg zu bringen, nicht zu beneiden. Fabienne ist leider vergeben. Aber wenn Sie Gesellschaft suchen …“
    „Jeff möchte euch beide bei sich haben“, sagte Dorian und deutete auf Rosi und ihre Gesprächspartnerin.
    „Zwei auf einmal?“ wunderte sich Montgomery und öffnete interessiert ein Auge. „Das schafft der arme Jeff nie!“
    Rosi und ihre Freundin verschwanden kichernd unter Deck.
    Dorian ging zu Geronimo. Der Halbindianer sah ihn an, während er weiterspielte und summte.
    „Es wäre gut, wenn heute nacht niemand allein bleibt, Geronimo“, sagte Dorian. Da er sicher war, daß der Mischling keine aufdringlichen Fragen stellte, fügte er hinzu: „Es könnte sein, daß sich diese Nacht etwas zusammenbraut. Alleinsein könnte gefährlich werden.“
    „Ich bin versorgt“, meinte Geronimo.
    „Achten Sie auch auf das Wohlergehen der anderen!“ bat Dorian und schlug ihm aufs Knie.
    Er kehrte zu Vali zurück.
    „Machen wir noch vor dem Schlafengehen einen Rundgang“, bat er sie und führte sie an der Reling entlang zum Vorschiff.
    Vali schmiegte sich fröstelnd an ihn. „Ist die Nacht nicht herrlich? Könnten dieser Friede und die Ruhe nicht anhalten? Wie schön wäre es, gäbe es keine Dämonen.“
    „Aber es gibt sie“, sagte Dorian gepreßt und deutete nach vorn, wo am Bug eine dunkle Gestalt hockte.
    Der Mann mußte der Maschinist oder einer der beiden Matrosen sein, die sie noch nicht zu Gesicht bekommen hatten. Als er sie erblickte, zog er sich verneigend unter Deck zurück. Er sah dem Steward so ähnlich, daß er sein Zwillingsbruder hätte sein können – jedenfalls war er nicht minder unheimlich und furchterregend. Er schmatzte vernehmlich, als er an Vali und Dorian vorbeikam, und seiner Kehle entrang sich ein schauriger Seufzer.
    Nach einer Viertelstunde kehrten Vali und Dorian aufs Heckdeck zurück. Die Passagiere hatten die Plicht geräumt und sich in ihre Kabinen zurückgezogen. Dorian hoffte, daß sie sie auch von innen verriegelten. Der zum Fürchten häßliche Steward war mit den Aufräumungsarbeiten beschäftigt. Kapitän Medarchos stand im Ruderhaus. Er nickte den beiden zu, Dorian fragte sich, was wohl passierte, wenn er dem Kapitän oder einem von der Mannschaft eine Schrotladung in den Körper jagte. Ob sie auf diese Weise wohl zu töten waren?
    Sie betraten die Kabine Nummer sieben. Dorian durchsuchte – mit der entsicherten Schrotflinte in der Hand – jeden Winkel. Nach zehn Minuten gab er es auf. Wonach suchte er eigentlich?
    Vali lag schon im Bett.
    „Dreh das Licht aus, Dorian!“ sagte sie. „Hast du nicht selbst gesagt, daß wir Mißtrauen und Vorsicht nicht übertreiben sollen, um uns nicht selbst verrückt zu machen? Komm her! Vergessen wir Asmodi und seine teuflischen Heerscharen.“
    Wenig später schlüpfte Dorian zu ihr ins Bett. Es war die erste Liebesnacht mit ihr, die er bewußt erlebte. Einmal schon, so glaubte er zumindest, war es zu einer Vereinigung ihrer Körper gekommen, doch das war ihn ihrem Haus auf der Teufelsinsel gewesen. Sie hatte ihn verhext oder sonst was mit ihm angestellt, so daß alles wie ein Traum für ihn gewesen war. Jetzt war es ganz anders. Und doch wurde der Zauber dieses Augenblicks für beide durch die Gefahr getrübt, die wie ein Damoklesschwert über ihnen schwebte.
     

     

Fabienne Mercier hatte es als besonderen Erfolg für sich gewertet, Pepe Montez in ihre Kabine zu bekommen, aber als er dann in ihr Bett fiel und wie ein Sack Mehl liegenblieb, war sie nicht mehr so sicher, daß sie Grund zum Triumphieren hatte. Doch so leicht wollte sie nicht aufgeben.
    „Pepe! Liebling!“ lachte sie verführerisch und kroch mit geschmeidigen Bewegungen auf ihn.
    Sie rümpfte die Nase über seinen penetranten Parfümgeruch, abhalten ließ sie sich davon aber nicht. War es nicht seltsam? Sie konnte noch so beschwipst, sogar sternhagelvoll sein, aber wenn sie an Sex dachte, wurde sie wieder nüchtern. So wie jetzt, als würde dadurch in ihrem Innern ein Schalter umgelegt, der eine Maschinerie in Bewegung

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