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083 - Der Moloch

083 - Der Moloch

Titel: 083 - Der Moloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Wolf
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Gewinde. Sein Drillichanzug war sauber, so als wäre er darauf bedacht, sich nur nicht zu schmutzig zu machen. Im künstlichen Licht der Arbeitsleuchte wirkte seine Haut noch grauer als in der Sonne wie getrockneter Ton, und sie war auch so rissig und spröde.
    Er sah bei Dorians Erscheinen kurz auf. Der hungrige Blick aus seinen Augen schien Dorian zu durchdringen, dann widmete er sich wieder seiner Arbeit. Dorian war es aber nicht entgangen, daß seine Anwesenheit den Maschinisten anscheinend nervös machte. Er zitterte wie vor unterdrückter Erregung.
    Dorian sprach nicht, weil der andere ihn angeblich ohnehin nicht verstanden hätte. Er sah sich um, durchstöberte alle Winkel, öffnete den Geräteraum und durchsuchte ihn. Er sah sogar die Abdeckhaube von einem der Motoren.
    Sein Blick fiel auf das vom Motor betriebene Stromaggregat. Es lieferte den Strom für das gesamte Schiff und diente auch zugleich als Erdung. Es war das gleiche Prinzip wie bei einem Auto. Das erkannte Dorian, obwohl er von solchen Dingen eigentlich nicht viel verstand.
    „He!“ rief Dorian dem Maschinisten über den Arbeitslärm hinweg zu.
    Als dieser aufblickte, winkte Dorian ihn zu sich heran.
    „Da ist ein Kontakt locker“, sagte er.
    Der Maschinist machte ein verständnisloses Gesicht, kam aber der Aufforderung nach.
    Dorian deutete auf ein Kabel, das seiner Meinung nach eigentlich in Ordnung sein mußte, und sagte: „Kaputt. Kontakt schlecht. Kurzschluß.“
    Der Maschinist schien nicht zu verstehen – oder er stellte sich dumm. Dorian nahm eigentlich ersteres an und kam zu dem Schluß, daß der Mann mindestens so wenig von seinem Beruf verstand wie er selbst. Diese Vermutung wurde bestätigt, als der Maschinist plötzlich nach einem blanken, stromführenden Kabel langte. Doch noch bevor er es überhaupt berührte, zuckte er mit einem Aufschrei zurück und verkroch sich in den hintersten Winkel des Maschinenraums.
    Er hat vor elektrischem Strom eine panische Angst, dachte Dorian und kehrte einigermaßen zufrieden an Deck zurück.
     

     
    „Nichts“, sagte Dorian, als er die neugierigen Blicke der anderen bei seiner Rückkehr bemerkte. „Ist Parker noch nicht zurück?“
    „Er ist noch nicht wieder aufgetaucht“, sagte Vali.
    „Dann werde ich nach ihm sehen“, beschloß Dorian.
    „Warten Sie! Ich komme mit“, bot sich Adrian West an.
    Dorian bemerkte, daß er sich während seiner Abwesenheit das Blitzgerät geholt hatte.
    Dorian mußte sich beim Gehen an der Reling festhalten, um den Halt nicht zu verlieren.
    „Bei diesem Seegang wäre es auch möglich, daß Pepe über Bord gegangen ist“, sagte Adrian West hinter ihm. „Meinen Sie nicht auch?“
    „Alles ist möglich“, sagte Dorian.
    Er wich Domenico Clerici aus, der mit einem Mädchen an der Reling stand. Sie beugte sich darüber und war ganz grün im Gesicht.
    Clerici schnitt eine bedeutungsvolle Grimasse.
    Das Mädchen stöhnte: „Ist mir schlecht!“
    „Dann kotz brav weiter!“ sagte der Designer zu ihr.
    Dorian dachte, daß er sich nie mit der Ausdrucksweise dieser Möchtegern-Jet-Set-Typen würde abfinden können. Er und West erreichten das Vorschiff und stiegen hinunter.
    Im Bug des Schiffes war ein enger, spitz zulaufender Raum mit sechs Schlafkojen. Davor gab es zwei winzige Kabinen für den Kapitän und den Ersten Offizier. Die dritte Tür führte in einen Waschraum mit WC.
    Parker und Cliff Montgomery waren in dem engen Mannschaftsraum. In drei der Kojen lümmelten die beiden Matrosen und der seiner Aufgaben enthobene Steward. Es stank hier erbärmlich, wie in einem Raubtierkäfig, fand Dorian.
    „Ich brauche wohl nicht zu fragen, ob ihr eine Spur von Montez gefunden habt“, sagte Dorian zu seinem Freund. „Ich selbst habe den Maschinenraum durchsucht, aber nichts entdecken können.“ „Jeff hat versucht, diese Galgenvögel auszuhorchen“, erklärte Montgomery, der Klatschspalten-Kolumnist. „Der eine Matrose behauptet, Pepe im Morgengrauen an Deck gesehen zu haben. Jeffs Griechisch ist aber nicht gut genug, um ein vernünftiges Gespräch führen zu können.“
    „Blödsinn, Cliff!“ protestierte Parker. „Ich sage dir, daß mein Griechisch besser ist als das seine. Aber das spielt auch keine Rolle mehr. Ich neige immer mehr zu der Ansicht, daß Pepe in seinem Rausch über die Reling gekippt ist. Nachdem er sich den Scherz mit Fabienne geleistet hatte, wird er an Deck gegangen sein, um frische Luft zu schnappen. Und da hat er den Halt

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