083 - Der Moloch
verloren und …“ Parker verstummte.
Eine Weile herrschte Schweigen, dann fragte Dorian: „Warum hast du denn nicht sofort Alarm geschlagen, Jeff, als du das Skelett fandest?“
„Ich wollte die Mädchen nicht erschrecken“, rechtfertigte sich Parker. „Schließlich hat Pepe sie schon genug geärgert. Ich konnte doch nicht ahnen, daß der Vorfall so tragisch endet.“ Er seufzte. „Kommt, gehen wir an Deck! Ich werde Kapitän Medarchos veranlassen, einen Funkspruch durchzugeben. Es ist unsere Pflicht, Pepes Verschwinden zu melden.“
„Und wenn er dann wieder quicklebendig aus der Versenkung auftaucht?“ warf Montgomery ein. „Dann prügle ich ihn höchstpersönlich windelweich“, versprach Parker grimmig.
Dorian begleitete Parker ins Ruderhaus.
Der Kapitän salutierte ungeschickt, als sie sein Heiligtum betraten.
„Wir konnten Mr. Montez nirgends finden, Käpt’n“, sagte Parker. „So daß wir annehmen, daß er über Bord gegangen ist. Aus diesem Grund müssen wir sofort eine Meldung durchgeben.“
„Das sein sehr bedauerlich“, sagte der Kapitän. „Mr. Montez so viel lustig gewesen. Immer Scherz gemacht.“
„Aber einen zuviel“, meinte Parker niedergeschlagen. „Wir müssen melden, daß ein Mann über Bord gegangen ist.“
„Sie meinen funken, Sir?“ fragte Kapitän Medarchos.
„Ja.“
„Aye, Aye, Sir“, sagte der Kapitän, rührte sich aber nicht von der Stelle und druckste herum.
„Was ist denn?“ herrschte Parker ihn ungehalten an. „Warum tun Sie nicht, was ich von Ihnen verlange?“
„Wir können nicht funken, weil Funkanlage kaputt“, sagte der Kapitän.
„Was? Warum haben Sie das nicht früher gemeldet?“
„Weil ich nicht wollte aufdringlich sein. Sie suchten verschwundenen Mr. Montez – da ich warten.“ „Verdammt!“ fluchte Parker. „Sind Sie sicher, daß die Funkanlage kaputt ist?“
Der Kapitän nickte.
„Macht nicht einmal Piep“, bekräftigte er.
Parker warf Dorian einen bedauernden Blick zu. „Da kann man nichts machen. Ich fürchte, nach Izmir wirst du nicht so schnell kommen, Dorian. Ich muß den nächsten Hafen anlaufen und Meldung erstatten, sonst machen mir die griechischen Behörden die Hölle heiß. In solchen Dingen verstehen sie keinen Spaß.“
„Dafür habe ich Verständnis“, sagte Dorian, ohne den Kapitän aus den Augen zu lassen. „Ich hoffe sogar, daß du dein Vorhaben ausführen kannst. Ich hätte gar nichts dagegen, an Land zu gehen.“ Parker klopfte ihm dankbar auf die Schulter und wandte sich wieder an den Kapitän.
„Wo sind wir jetzt, Käpt’n? Und wie weit sind wir noch vorn nächsten größeren Hafen entfernt?“
Der Kapitän machte ein unglückliches Gesicht. Seine Haut wirkte jetzt noch grauer.
„Bedauerlich, Sir, sehr bedauerlich, daß ich sagen muß – alles nicht funktionieren. Geräte für Navigation auch alle kaputt. Ich nichts können machen.“
Parker starrte den Kapitän mit verkniffenem Mund an. Dorian, der sein Temperament kannte, rechnete mit einem Wutausbruch. Doch Parker hatte sich in der Gewalt, wenn er auch innerlich wahrscheinlich kochte.
„Na, da kann man nichts machen“, sagte er gepreßt. „Aber es wird Ihnen sicherlich doch nicht schwerfallen, eine der vielen Inseln der Ägäis auf Sicht anzusteuern.“
„Werde versuchen, Sir.“
„Sie werden meinem Befehl augenblicklich nachkommen!“ „Aye, Aye, Sir!“
Parker stürmte aus dem Ruderhaus. Dorian folgte ihm.
„Was ist los?“ fragten die anderen, die die Vorgänge im Ruderhaus zwar beobachtet hatten, aber kein Wort verstehen konnten.
„Wir fahren den nächsten Hafen an“, sagte Parker kurz angebunden.
Niemand hatte dagegen einen Einwand vorzubringen, ganz im Gegenteil, alle schienen irgendwie erleichtert.
„Ich möchte dich sprechen“, sagte Parker zu Dorian und zwar so leise, daß die anderen es nicht hören konnten. „Ich erwarte dich in zehn Minuten in meiner Kabine.“
Dorian blieb an Deck. Man fragte ihn aus, und er erzählte wahrheitsgetreu, daß die Funkanlage nicht funktioniere, und sie deshalb an Land gehen mußten, um Pepe Montez’ Verschwinden zu melden. Vom Ausfall der Navigationsgeräte sagte er nichts.
„Jetzt scheint es ernst zu werden“, meinte Vali, als sie allein waren.
Dorian nickte. „Wir müssen uns auf das Schlimmste gefaßt machen. Aber wir werden nicht unvorbereitet sein, verlaß dich darauf. Jeff hat seinen Glauben an die Mannschaft auch schon längst verloren. Wir können
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