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083 - Der Moloch

083 - Der Moloch

Titel: 083 - Der Moloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Wolf
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unbehelligt ziehen. Überlegt euch, was euch lieber ist: Hunter und das Mädchen zu opfern oder gemeinsam mit ihnen zu sterben.“
    Als Medarchos ausgesprochen hatte, plapperten alle durcheinander. Das hysterische Gekreische einiger Mädchen übertöne alles.
    „Nehmen wir das Angebot, doch an!“ rief Rosalia. „Sollen wir alle für die beiden büßen? Wer weiß, was die auf dem Kerbholz haben?“
    „Hunter war mit schon immer suspekt“, stimmte Clerici zu. „Soll er doch die Suppe auslöffeln, die er uns eingebrockt hat! Ich möchte nicht seinetwegen sterben.“
    Parker sprang vom Ruderhaus herunter und landete vor dem Industrie-Designer. Er schlug ihm ins Gesicht.
    „Denkst du denn nur an dich, du Waschlappen?“ herrschte er ihn an. „Erinnere dich daran, was mit Pepe passiert ist. Er war auch unschuldig. Und wie ihm wird es euch allen ergehen, wenn ihr euch den Meuterern ausliefert.“
    „Über Pepes Schicksal wissen wir überhaupt nichts“, erwiderte Rosi. „Was soll denn mit ihm passiert sein?“
    „Das Skelett, das wir in Fabiennes Bett gefunden haben“, meldete sich da Vali zu Wort. „Ist alles, was von ihm übriggeblieben ist.“
    Rosi starrte sie mit aufgerissenem Mund und vor Entsetzen geweiteten Augen an.
    „N-nein“, stammelte sie und schüttelte den Kopf. „Nein – nein …“
    Vali wandte sich den fünf Gestalten zu, die sich links und rechts von den Deckaufbauten postiert hatten.
    „Ich weiß jetzt Bescheid“, rief sie ihnen zu. „Asmodi hat mir gegenüber einmal angedeutet, daß er der Meister eines unersättlichen Ungeheuers ist, das eine gewisse Intelligenz und die Fähigkeit besitzt, jede beliebige Gestalt annehmen zu können. Dieses Ungeheuer nannte er den Moloch. Und ihr seid Teile dieses Molochs. Ihr werdet auch vor den anderen nicht haltmachen, denn euer Heißhunger treibt euch dazu, alles Lebendige zu verschlingen.“
    Kapitän Medarchos gab einen unartikulierten Laut von sich und setzte sich in Bewegung. Die Mädchen kreischten auf und suchten Schutz bei den Männern, wurden von diesen aber weggestoßen.
    Nur Domenico Clerici wich auch zitternd zurück. Ein vor Angst zitterndes Menschenbündel oder ein Ungeheuer in der Maske eines Angsthasen?
    Der Kapitän und seine Leute kamen drohend näher.
    Als Medarchos das erste Stromkabel, das sich in einer Höhe von einem halben Meter quer über Deck spannte, fast erreicht hatte, rief Dorian: „Strom einschalten!“
    Parker legte den Hebel um, der den Stromkreislauf herstellte.
    Medarchos hatte das Kabel ergriffen, um es zu zerreißen. Blitze zuckten aus seiner Hand. Sein Körper erbebte.
    Die Mädchen kreischten auf, bargen die Gesichter vor dem grauenvollen Anblick und flüchteten auf die Plicht, wo Clerici wie bei einem epileptischen Anfall zuckend am Boden lag.
    Einer der Matrosen hatte zwei der stromführenden Kabel überstiegen, beim dritten blieb er mit einem Bein jedoch hängen. Er brüllte, als er einen elektrischen Schlag bekam. Sein Körper schrumpfte zusammen, wurde zu einem unförmigen Klumpen, der über die Planken auf die Passagiere zuquoll.
    Medarchos hatte seine Maske fallengelassen, nachdem er an einem Stromkabel auch noch einen zweiten Schlag erhalten hatte. Selbst seine Kleider waren nicht aus Stoff gewesen. Sie waren in dem zuckenden und Blasen werfenden Klumpen, der sich nun zum Heck des Schiffes wälzte, aufgegangen.
    Auch die übrige Mannschaft legte keinen Wert mehr Maskierung. Sie hatten ihre menschliche Gestalt aufgegeben und zeigten ihre wahre Natur.
    Cliff Montgomery starrte entsetzt auf das formlose Gebilde, das einst Kapitän Medarchos gewesen war und sich ihm mit beängstigender Geschwindigkeit näherte.
    „Das – sieht aus – wie eine Riesenamöbe!“ stammelte er.
    Dann löste sich aus seiner Kehle ein Schrei. Das Ungeheuer ließ einen Tentakel aus sich herauswachsen und nach vorn schnellen. Im Nu hatte es Montgomerys Bein erreicht und hüllte es ein. Das Gesicht des Kolumnisten war von Schmerz und Entsetzen gezeichnet.
    Dorian handelte blitzschnell. Er ergriff eines er für diese Zwecke vorbereitete Kabel an der Gummiisolierung und hielt das freie Ende an den Moloch, der Montgomerys Bein schon bis zur Wade einhüllte. Die gallertartige Masse verbrannte zischend und mit bestialischem Gestank.
    Montgomery schrie noch immer, als der Moloch sein Bein freigab. Noch einige Sekunden, und die Magensäure des Ungeheuers hätte Montgomerys Fuß gänzlich absorbiert.
    Der wie am Spieß schreiende

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