Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
083 - Der Moloch

083 - Der Moloch

Titel: 083 - Der Moloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Wolf
Vom Netzwerk:
ans Fotografieren dachte. Doch da zuckte Wests Blitzlicht bereits auf.
    Das Ungeheuer gab einen unartikulierten Laut von sich und schloß geblendet die stecknadelkopfgroßen Augen in dem monströsen Schädel.
    Als West erkannte, daß er mit seiner Idee Erfolg hatte, betätigte er immer wieder sein Blitzlichtgerät. Das Ungeheuer gebärdete sich wie verrückt und wich vor der blendenden Grelle bis zu dem Propangasherd zurück.
    Dorian erkannte ihre Chance.
    „Machen Sie weiter so, West!“ rief der Dämonenkiller dem Fotografen zu und feuerte auf die Propangasleitung, die neben dem Ungeheuer aus der Wand kam. Drei der Schüsse zerfetzten die Gasleitung. Dorian holte rasch ein Streichholzheftchen heraus, entzündete es und warf es in die Richtung der Gasleitung. Eine Stichflamme schoß empor und erfaßte den Rücken des Ungeheuers, das sofort Feuer fing. Er schrie markerschütternd, sackte immer mehr zusammen und wurde zu einem formlosen Klumpen. Minuten später war nur noch etwas Schlacke und Asche von ihm übrig.
    Dorian holte einen Flammenlöscher aus dem Korridor und löschte die Flammen. Nachdem er das Gasrohr provisorisch mit Zeitungspapier zugestopft hatte, klopfte er West mit einem anerkennenden Lächeln auf die Schulter. „Sie haben Ihre Feuerprobe bestanden.“
    Adrian West versuchte, das Lächeln zu erwidern, was ihm aber nur mit mäßigem Erfolg gelang. Der Schreck saß ihm noch tief in den Gliedern.
    „Kommen Sie!“ sagte Dorian und begab sich zu Pepe Montez’ Kabine.
    Sie war abgeschlossen, aber Dorian besaß einen Schlüssel. Er sperrte auf. Ein Blick auf das Bett genügte ihm. Das Skelett lag noch unberührt dort.
    West, der ihm über die Schulter geblickt hatte, wurde noch blasser, als er es schon war.
    „Aber – was bedeutet …“ Er verstummte.
    „Sie haben die Zusammenhänge richtig erfaßt“, sagte Dorian düster. „Das Skelett, das das Ungeheuer im Müllschlucker verschwinden lassen wollte, stammte nicht von Montez. Es muß also noch jemanden von uns erwischt haben.“
    „Aber vorhin waren wir alle vollzählig“, sagte West, der die Sprache wiedergefunden hatte.
    „Das wiederum bedeutete, daß einer unter uns ein Ungeheuer ist“, erklärte Dorian. „Ein Ungeheuer, das jede beliebige Gestalt annehmen kann. Jeder, außer uns beiden, kann es sein. Nur wir beide haben uns durch unseren Einsatz gegenseitig bewiesen, daß wir noch wir selbst sind. Es ist unsere Aufgabe, den Doppelgänger zu entlarven.“
    Es war noch schlimmer gekommen, als Dorian befürchtet hatte. Nun konnten sie nicht einmal mehr einander trauen.
     

     
    Die Wolkendecke war aufgerissen. Die Sonne brach durch. Das Meer hatte sich beruhigt.
    Parker stieg mit einem Gefühl der Beklemmung in den Maschinenraum hinunter. Er sah die Fotos, die Adrian geschossen hatte, nicht als Beweis für irgendwelche übernatürlichen Vorgänge an. Das war lächerlich! Kein vernünftiger Mensch glaubte an solchen Unsinn. Wie hatte Dorian doch gleich gesagt? Dämonen!
    Parkers Verstand weigerte sich, daran zu glauben. Und doch – als er den Maschinenraum betrat und den Maschinisten betrachtete, packte ihn das Grauen. Er sah den Mann jetzt mit ganz anderen Augen. Er war nicht nur abstoßend häßlich, sondern er hatte auch etwas Unheimliches an sich. Er hantierte ungeschickt an der Werkbank herum, so als hätte er zum erstenmal mit solcher Arbeit zu tun. Wenn das Licht der Arbeitsleuchte auf sein Gesicht fiel, sah seine Haut so aschfahl und unnatürlich aus – ja, wie bei einem Toten. Aber der Mann lebte, er bewegte sich. Er blickte jetzt zu Parker und Montgomery hoch.
    „Als ob er uns mit den Augen fressen wollte“, sagte der Klatschspalten-Kolumnist schaudernd.
    Seine Worte drückten genau das aus, was Parker dachte. Die Blicke des Mannes schienen sie verschlingen zu wollen.
    Parker sagte in seinem lückenhaften Griechisch: „Du machen Pause. Dich ausruhen.“
    Der Maschinist betrachtete ihn nachdenklich. Als Parker ihm mit einem Wink zu verstehen gab, daß er nach oben gehen solle, und ihn weiter mit Worten dazu ermunterte, eine Pause einzulegen, nickte er schließlich, stellte die Drehbank ab, nickte nochmals und kletterte an Deck.
    Parker atmete auf.
    „Das ist ja überraschend komplikationslos gegangen“, meinte er erleichtert.
    „Ja“, stimmte Montgomery nicht minder erleichtert zu. „Für einen Moment dachte ich, er würde sich auf uns stürzen.“
    Sie machten sich an die Arbeit. Parker fand in einer Nische, wonach

Weitere Kostenlose Bücher