083 - Morkans Horrorwürmer
Ende...!«
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Panik
und Entsetzen waren perfekt. Und der Tod hielt reiche Ernte. Da war nicht nur ein Riesenwurm vom Meeresboden aufgestiegen, sondern viele. Das Wasser in der
Bucht färbte sich rot vom Blut. Menschen wurden von den Meeresbestien
verschlungen. Aber die wütende Menge war wie ein Stein ins Rollen gekommen, den
auch die drei Maskierten nicht mehr aufhalten konnten. Weder durch Drohungen
noch durch Gewalt. Alle drei waren bewaffnet, und sie machten von ihren
Schwertern Gebrauch.
Stöhnend
brachen die Getroffenen zusammen, rutschten auf dem glitschigen Felsen ins
Wasser und wurden dort von den Bestien, die immer mehr wurden, gefressen.
Unzählige unschuldige Menschen fanden in diesen Minuten den Tod. Aber auch die
Priester kamen nicht davon. Sie wurden niedergeschlagen und über die
Felsenplatte gezerrt. Die Horrorwürmer aus der Tiefe waren stumpfsinnige
Monstren, die bei den Opfern keine Unterscheidung trafen. Auch die Priester
wurden verschlungen.
Die
prallen dunklen Leiber der unheimlichen Meeresgeschöpfe verschwanden in der
Tiefe. In Carlos Morkan grellten die Bilder auf. Sie faszinierten und
erschreckten ihn. Er war sowohl Beobachter als auch Teilnehmer. Und er fühlte
einen abgrundtiefen Hass in sich aufsteigen. Diese Gefühlswallung betraf den Prinzen
aus dem Norden. Er hatte Unruhe gestiftet. Er empfand ihn als Feind. Morkan
konnte sich genau an die Stimmung erinnern, die dieser Mann geschaffen hatte...
In
jener Nacht kam es zu einer Veränderung auf der Insel Mu. Eine mächtige und
einflussreiche Priestergruppe wurde ausgelöscht. Die Menschen befreiten sich
von ihren Priestern, die Mütter von den Mördern ihrer Töchter. Morkan stöhnte,
schrie und kämpfte mit. Er tauchte ein in das schäumende Wasser, in dem es von
Menschen wimmelte. Aber nicht nur von Menschen. Auch von den Bestien. Die
Horrorwürmer waren die Götzen dieser Region. Sie wurden von den Priestern, die
ihre Sprache verstanden, angerufen und verehrt und mit Menschenopfern gefüttert
und bei Laune gehalten. Die Würmer in der Tiefe waren keine tumben, geistlosen
Geschöpfe. Sie konnten denken, fordern, fühlen und verlangen... Sie hatten eine Seele. Jedes Lebewesen hatte eine Seele... und war während seiner
Entwicklung Stein, Pflanze, Tier und irgendwann Mensch...
Auch
daran musste Carlos Morkan denken. Dann erloschen die Eindrücke. Er schlug die
Augen auf und wusste minutenlang nicht, wo er sich befand. Dann hörte er das
monotone Brummen der Elektromotoren, sah das flackernde Licht der
Kontrolllämpchen und den geisterhaft grünen Schein der Lampen, die das Innere
der Taucherkugel Phase Zwei erhellten. Morkan lag auf dem Boden in der
großen Zentralkabine und sah dicht vor sich einen weiteren Körper liegen.
Das
war Julio Morenos. Er kam ebenfalls in diesem Moment zu sich.
»Was
ist geschehen?«, fragte er besorgt, als er die Augen aufschlug und sah, dass
der Professor sich über ihn beugte. Morenos erschrak offensichtlich. »Sie sind verletzt, Señor!«, stieß er
hervor.
»Unsinn...
wovon denn?«, entgegnete Morkan rau. Er richtete sich vollends auf, warf einen Blick
in ein spiegelndes Glas auf dem Armaturenbrett. Sein Gesicht war blutig und
zerkratzt, die Lippen aufgerissen. »Ich muss mit dem Gesicht gegen die Wand
gefallen sein,... als die Kugel außer Kontrolle geriet...«, murmelte er. »Halb
so schlimm... Wir leben noch,... das ist die Hauptsache... Und die Kugel
scheint auch noch in Ordnung zu sein. Kein Wassereinbruch und...«
Hier
unterbrach er sich. Er konnte nicht fassen, was er auf den wieder
funktionierenden Monitoren sah. Das war nicht mehr die geheimnisvolle Welt
unter Wasser. Dunkler Sternenhimmel breitete sich über ihnen aus und man konnte
den fernen Horizont sehen. Metzhan, der ebenfalls wieder auf die Beine gekommen
war und nicht wusste, was sie eigentlich in die gefährliche Situation gebracht
hatte, bekam große Augen.
»Ich
denke... wir wurden von einem Sog... in die Tiefe gerissen?!«, bemerkte er
ungläubig. »Mir kam’s auch so vor«, sagte Morkan nickend. »Aber als wir
bewusstlos waren... muss sich der Sog zum Druck verändert haben. Vielleicht...
haben wir uns auch alle nur getäuscht... vor uns liegt die Bucht... und es ist
Abend... wir müssen demnach mindestens acht bis zehn Stunden lang ohne
Besinnung gewesen sein und haben nicht gemerkt, dass die Kugel an die
Oberfläche getragen wurde...«
Er
sah sich, während er redete, seine Begleiter eingehend an. »Alles in
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