083 - Morkans Horrorwürmer
Sohnes und saß weit nach vorn gebeugt,
so dass ihr Kopf fast die Zudecke berührte.
Die
Mestizin fiel leicht nach vorne, zuckte zusammen und richtete sich schläfrig
wieder auf. Sie merkte nicht, dass der fremde Mann, den sie heute Morgen schon
gesehen hatte, als er sich um den verletzten Jungen kümmerte, und der um die
Mittagszeit einen Besuch hier im Krankenzimmer machte, abermals eintrat. Mara
Suillo war schwach, müde und lethargisch. Larry sah auf den ersten Blick, wie
es um sie stand. »Kommen Sie, Señora...«, sprach er sie
leise an und hob ihre schmale, braune Hand aus der Rechten Pedros. Sie wehrte
sich nicht mal dagegen und bekam alles nur noch halb mit. »Ich bringe Sie nach
Hause...« Die hübsche junge Frau deutete ein Kopfschütteln an. »Nein...«, ihre
Stimme klang wie ein Hauch. »Nicht nach Hause...«
»Sie
machen sich krank. Damit tun Sie sich nichts Gutes, Señora...«
»Wenn
Pedro nicht mehr lebt, will ich auch nicht mehr leben...«
»Wer
sagt Ihnen, dass er nicht weiterlebt?«
»Mein
Gefühl...«
»Pedro
wurde operiert. Die Ärzte haben getan, was sie konnten. Pedro hat eine Chance,
Señora... Es nützt ihm nichts, wenn er nach Hause kommt und seine Mutter ist
vor Angst und Gram erkrankt... Wenn er entlassen wird, braucht er anfangs
sicherlich noch Ihre Hilfe...«
»Wer
sind Sie?«, fragte die junge Frau und sah ihn zum ersten Mal eingehend an.
Larry stellte sich vor. »Sie sind mir heute Morgen schon aufgefallen, Señor
Brent... Ich habe mich noch gar nicht dafür bedankt, dass Sie sich so um Pedro
gekümmert haben und...«
»Das
müssen Sie auch nicht. Ich war zufällig in der Nähe und wurde Zeuge der
Vorfälle. Jeder andere an meiner Stelle hätte das Gleiche getan... Ich möchte
Sie gern nach Hause bringen Señora... Sie brauchen dringend Schlaf...«
»Ich
kann Pedro nicht allein lassen, Señor...«
»Er
ist hier in den besten Händen.« Er nahm sie kurzerhand am Arm und führte sie
vom Bett weg. Sie war schwach, hatte seit Stunden nichts gegessen und
getrunken. Obwohl die Schwestern ihr eine Kanne mit Tee hingestellt hatten. Sie
hatte sie nicht angerührt. »Er wird mich vermissen, wenn er wach wird... wird
mich suchen..., er weiß doch nicht, was geschehen ist...«, sagte Mara Suillo.
Sie blieb stehen.
»Er
wird noch viele Stunden schlafen. Er steht unter Narkose...Vor morgen früh wird
er bestimmt nicht aufwachen. Und das ist gut so. Er braucht viel Schlaf...«
Larry konnte sie überzeugen. Mara Suillo hatte Vertrauen zu ihm. Vorm
Krankenhaus standen einige Taxis. Larry Brent und die Frau nahmen die
rückwärtigen Plätze ein und der Fahrer lenkte den Wagen in die angegebene
Straße. Sie lag im entgegengesetzten Bezirk der kleinen Stadt, fast an deren
Peripherie. Die Häuser dort waren klein und armselig.
Mara
Suillo wohnte in einer Zwei-Zimmer-Wohnung im Parterre eines niedrigen Hauses,
wie es hier im Süden üblich war. Die Wohnung war einfach eingerichtet, aber
sauber. Draußen vor dem Küchenfenster mit Blick zum Hof hingen Maiskolben zum
Trocknen. Während der Fahrt war die junge, alleinlebende Frau etwas
zugänglicher geworden, kapselte sich nicht mehr so sehr ab. In ihrer Wohnung
angekommen, bot sie Larry an, einen Kaffee zu kochen. »Vielen Dank für die
Einladung, Señora. Ich mache Ihnen einen anderen Vorschlag. Sie sagen mir, wo
der Kaffee steht, und ich bereite ihn zu.«
»Warum
tun Sie das alles für uns, Señor?«
»Aus
zwei Gründen«, entgegnete Larry ehrlich. »Erstens, weil mir leid tut, was
geschehen ist...«
»Aber
damit haben Sie doch nichts zu tun!«
»Zweitens,
weil ich verhindern will, dass so etwas vielleicht noch mal passiert...«
»Noch
mal... passiert? Wie meinen Sie das Señor?«
»Vielleicht
mit Pedro, wenn er wieder gesund ist, oder mit jemand anderem aus dieser
Stadt.«
»Ich
verstehe... Sie nicht,... Señor...«, stammelte Mara.
»Ich
verstehe es selbst noch nicht. Es ist nur ein Gedanke... eine Idee... Pedro
spielt möglicherweise eine Rolle... ist eins der Opfer... Vielleicht ist ihm
etwas aufgefallen, bevor das Ereignis eintrat... Darüber kann ich jetzt im
Augenblick allerdings nicht mit ihm reden. Aber es gibt möglicherweise etwas,
das Sie davor schon bemerkt haben... vielleicht ganz kurz vorher... oder auch
Stunden oder Tage davor...«
Mara
Suillo kam offensichtlich nicht gleich mit. Sie tupfte sich mit einem frischen
weißen Taschentuch die Augen aus und zuckte die Achseln. »Wollen Sie damit
sagen, dass Pedros Schicksal...
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