0830 - Das Vampirloch
Gäste geschrieen hatte, außerdem war sie schon lange genug mit Lin zusammen, um erkennen zu können, daß sie den Schrei ausgestoßen hatte.
Und er hatte nicht triumphierend geklungen. Er war einfach schrecklich gewesen und hatte ihre Angst bewiesen.
Hier unten lag das Opfer. Es war ihr sicher. Aber oben befand sich Lin in Schwierigkeiten.
Evana mußte sich entscheiden.
Und sie entschied sich für Lin.
Sie ließ Percy Quade liegen, der alles nicht mitbekam und nur froh sein konnte, eine Galgenfrist erhalten zu haben.
Evana aber huschte durch den stockfinsteren Keller. Sie war kein Mensch mehr, auch wenn sie so aussah, und sie konnte sich im Dunklen bewegen wie ein Katze.
Lautlos brauchte sie dabei nicht zu gehen. Sie wich nur einigen Gegenständen aus, die ihr im Weg standen, hatte sehr bald die geschwungene alte Treppe erreicht und hetzte die ersten Stufen hoch.
Auf der Treppenmitte ging sie langsamer, denn sie rechnete auch mit einer bösen Überraschung und wollte nicht blauäugig in die Falle laufen.
Oben mußte die Hölle los sein. Etwas ging mit einem harten Klirren zu Bruch, wieder wehten ihr die Schreie entgegen, und dann hörte sie einen Schuß…
***
Lin hatte das Kreuz gesehen und war nicht mehr zu halten. Das Kreuz, ausgerechnet dieses Symbol des Sieges gehörte zu den Urfeindbildern der Blutsauger.
Mein Kreuz war zudem noch stärker als ein normales aus Holz, und Lin spürte seine Macht, deshalb hatte sie es auf ihrem Platz nicht ausgehalten und huschte in die Düsternis des Raumes.
Sukos Hand zuckte hoch. Er hätte schießen können, aber das Ziel war verschwunden. Einfach weggetaucht an einer für uns nicht einsehbaren dunklen Stelle.
»Licht!« rief ich und drehte mich um. »Verdammt, gibt es hier denn kein Licht?!«
Niemand antwortete mir.
Ich sah, daß Suko quer durch den Raum lief und die Verfolgung aufnahm. Zuerst mußte er die Person einmal finden. Mich lenkte Sir James ab, der nicht mehr an seinem Platz stehengeblieben war und mit tappenden Schritten auf einen der Tische zuging. Er würde mir dabei in die Quere kommen, stierte mich hinter seinen Brillengläsern an und konnte auch das Kreuz nicht übersehen.
»Blut«, murmelte er. »Das Blut… ich spüre seinen Geruch… es zieht mich an, es will zu mir…«
»Hören Sie auf!«
Er ging weiter.
Ich mußte ihn einfach aus dem Weg haben, und bevor er sich versah, hatte ich zugegriffen. Meine Hände umklammerten seine Schultern. Der dicke Mantelstoff schwächte seinen Griff zwar ab, er war trotzdem hart genug, um seine schwache Gegenwehr zu ersticken.
Er ging wie ein aufgezogenes Spielzeug zurück, und dann drückte ich ihn nach unten.
Sir James fiel in einen leeren Sessel hinein, wobei ich hoffte, daß er dort auch blieb.
Ich drehte mich um, weil ich Schritte gehört hatte. Suko war auf dem Weg zur Bar. Ihm war meine Drehung aufgefallen, er winkte mir zu, ohne seinen schleichenden Gang zu unterbrechen. »Ich denke, sie steckt hinter der Bar.«
»Okay, hol sie dir.«
Ich wollte die anderen im Auge behalten, die durch den Blutgeruch des Reklamezettels süchtig geworden waren. Dazu zählten auch Glenda und Sir James.
Mein Chef wollte nicht an seinem Platz bleiben und versuchte, sich zu erheben.
»Nein!« peitschte meine Stimme.
Er zuckte zurück.
Die anderen Gäste hatten sich nicht gerührt. Sie blieben wie angeleimt auf den Plätzen hocken.
Sekunden verstrichen, in denen nichts passierte. Nur Suko suchte weiter. Er bewegte sich an der Außenseite der halbkreisförmigen Bar entlang, hielt die Beretta in der rechten Hand und mußte seinen Oberkörper nach rechts drücken, um über die Bartheke hinwegschauen zu können.
Lin zeigte sich nicht.
Suko ging weiter.
Nach zwei Schritten blieb er stehen. Er holte seine kleine Leuchte hervor. Wahrscheinlich wollte er von einer der beiden Längsseiten in den dunklen Raum hinter der Bar leuchten.
Dazu kam es nicht mehr.
Hinter der Theke flog ein Schatten hoch. Es war Lin, und wieder brüllte sie auf. Sie hatte den rechten Arm in die Höhe gerissen, hielt irgend etwas in der Hand, das ich nicht erkennen konnte, aber es sah nach einer Waffe aus.
Sie rammte den Arm nach unten.
Ob sie damit nun auf Sukos Kopf oder auf seinen Körper zielte, war nicht zu erkennen, jedenfalls blitzte dieses Ding in der Bewegung auf, und Suko mußte sich mit einer irrsinnig schnellen Bewegung zurück und weg von der Bar werfen.
Mit einem harten Geräusch, dem ein Splittern folgte, hackte der
Weitere Kostenlose Bücher