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0830 - Das Vampirloch

0830 - Das Vampirloch

Titel: 0830 - Das Vampirloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gäste saßen.
    Sie bereiteten mir die größte Überraschung, denn kein Gast rührte sich vom Fleck. Es bewegte sich auch niemand. Männer und Frauen saßen da wie angewurzelt, als wären sie nur Puppen.
    »Was ist mit den Menschen hier geschehen?« erkundigte sich Suko bei Lin, denn er verfolgte den gleichen Gedanken wie ich.
    »Sie haben den Drink genossen.«
    »Dann sind sie nicht tot?«
    »Nein, sie warten auf die Herrin und auf ihren Blutbiß. Sie alle werden zu Spendern.«
    Die Antwort hatte uns ein wenig beruhigt. Ich war froh darüber, daß jeder hier noch lebte. Und ich nahm auch den widerlichen Blutgeruch wahr, der sich einfach überall hielt. Er strömte aus den Wänden, er hatte sich in den Polstern der Sitzmöbel festgesetzt, er war überall und an jeder Stelle vorhanden.
    Es hätte mich nicht gewundert, wenn plötzlich aus der Decke ein Blutregen geflossen wäre. Deshalb schaute ich auch in die Höhe, als ich tiefer in das Vampirloch hineinschritt und auch damit rechnete, angegriffen zu werden.
    Man ließ mich in Ruhe.
    Ich konnte mir die Gäste genauer anschauen. Vor allen Dingen interessierten mich ihre Gesichter, denn nach wie vor suchte ich krampfhaft nach Glenda Perkins, die ebenso wie Sir James zu dem auserwählten Kreis der Opfer gehörte. Da hatte sich Mallmann einen raffinierten Plan einfallen lassen.
    Abrupt blieb ich stehen.
    Ich hatte Glenda gesehen.
    Sie saß zusammen mit einem mir unbekannten Mann an einem Tisch und starrte nach vorn. Gleichzeitig schaute sie auch ins Leere, sie bewegte nicht mal einen Finger. Die Hände hatte sie auf die runde Tischplatte gelegt wie eine brave Schülerin.
    Ich schob mich mit einem langen und auch lautlosen Schritt neben sie und beugte mich zu ihr hinab.
    Glenda nahm mich nicht wahr. Sie stierte nach vorn, auch dann noch, als ich meine Hand dicht vor ihren Augen auf- und abbewegte. Nicht ein Laut drang über ihre Lippen, obwohl der Mund leicht geöffnet war. Auf mich wirkte sie wie jemand, der nicht atmete, und deshalb durchfuhr mich auch ein heißer Schreck.
    Ich beugte auch meinen Kopf vor, weil ich dicht an ihre Lippen herankommen wollte.
    Glendas Gesicht war zu einer Maske geworden, über der graue Schatten lagen. Wenig später war ich beruhigt, als ich den Atem spürte, denn ich hatte sie in meiner ersten Furcht auch unter anderem für eine Vampirin gehalten.
    Aber Vampire atmen nicht.
    Ich stieß sie an.
    Sie kippte zur Seite.
    Rasch griff ich zu und setzte sie wieder in die alte Position zurück. Dann versuchte ich es mit einer Ansprache, indem ich die Worte nahe an ihrem Ohr flüsterte.
    »Hörst du mich, Glenda? Kannst du mich erkennen? Weißt du, wer neben dir steht?«
    Sie schwieg.
    »Ich bin es. Ich bin…«
    Plötzlich drang ein leises Stöhnen aus ihrem Mund, und ich unterbrach mich mitten im Satz. Hatte ich Erfolg gehabt? Wollte sie mir jetzt etwas sagen?
    Nein, sie schwieg weiter.
    Der Bann mußte gelöst werden, und nicht nur von Glenda Perkins, das stand fest. Aber wie?
    »John, nimm dein Kreuz!«
    Der Vorschlag kam von Suko. Ich schaute zu ihm hin. In seiner Nähe stand noch immer die halbnackte Chinesin mit ihrer Kette um den Hals. Als Suko mein Zögern bemerkte, fragte er: »Oder ist dir das Risiko dabei zu groß?«
    »Ich kann es versuchen.«
    »Okay.«
    Nein, das Risiko war nicht zu hoch, denn Glenda stand nur unter einem dämonischen Einfluß. Sie selbst gehörte nicht zu den Schwarzblütern, also konnte sie nicht vernichtet werden.
    Nach ihrem Stöhnen hatte sie nicht mehr reagiert und war wieder in ihre alte Lethargie zurückgefallen.
    Ich holte das Kreuz unter dem Pullover hervor. Erwärmt hatte es sich nicht, denn es spürte keine unmittelbare Gefahr. Die Kette streifte ich nicht über den Kopf, denn ich wollte den Talisman weiterhin an meinem Körper lassen.
    Ich bewegte meine rechte Hand, mit der ich das Kreuz festhielt. Dabei geriet es in den Strahl einer Lampe, die schräg in die Decke eingelassen worden war.
    Der Reflex zuckte wie ein schimmernder Blitz durch den Raum. Entweder wurde er oder das Kreuz selbst von Lin wahrgenommen, denn urplötzlich erwachte sie aus ihrer Erstarrung und schrie gellend auf.
    Dabei öffnete sie den Mund so weit wie möglich, und zum erstenmal sah ich, daß wir eine Blutsaugerin vor uns hatten…
    ***
    Schreie!
    Evana hatte sie gehört. Spitz, grell, sehr ängstlich, und sie waren von dort gekommen, wo sich das Vampirloch befand. Die Blutsaugerin konnte sich nicht vorstellen, daß einer der

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