0830 - Das Vampirloch
Gegenstand in das Holz der Theke, und erst jetzt wußte ich, was es war. Ein verfluchter Eispickel, der, wuchtig geschlagen, auch einen Menschen töten konnte.
Er hatte Suko nicht erwischt, und Lin heulte vor Trotz auf. Sie zerrte den Eispickel wieder aus dem Barholz, um erneut auszuholen, denn sie hatte gesehen, daß Suko wieder hochkam.
Zu einem Schlag kam sie nicht mehr.
Die geweihte Silberkugel war schneller. Sie erwischte Lin noch in der Ausholbewegung und schleuderte sie nach hinten. Mit dem Rücken prallte sie gegen das Flaschenregal, wo zahlreiche Gläser und auch Flaschen ihre Plätze gefunden hatten.
Das große Klirren wurde für die Blutsaugerin zur Todesmelodie. Zwar schaffte sie es noch, sich irgendwo festzuhalten, aber ihre Kräfte ließen rapide nach.
Sie sackte vor unseren Augen zusammen, und ihr verzerrtes Gesicht verschwand wie ein Schatten.
Dann kippten die Flaschen und Gläser. Sie fielen in die Lücke, und sie landeten auf Lins Körper und begruben ihn unter sich.
Suko drehte sich.
Er zielte in den Raum hinein, aber es war niemand da, der ihn hätte angreifen wollen.
Auch Sir James tat nichts. Obwohl er diesen Drink nicht genossen hatte, saß er unbeweglich auf seinem Platz, als wäre ihm erst jetzt klargeworden, daß es keinen Sinn hatte, etwas gegen uns zu unternehmen.
Nachdem das Echo des Schusses verklungen war, spürten wir die Stille doppelt so tief. Wir waren auch nur drei Personen, die sich normal bewegten und entsprechend atmeten.
Suko kam auf mich zu. Sein Gesicht wirkte im Schein der Lampen noch grauer als sonst.
»Das war hautnah, John.«
»Du warst gut.«
»Okay, danke, dann holen wir uns jetzt Evana. Sie muß doch hier irgendwo stecken.«
»Im Keller.«
Suko runzelte die Stirn. »Bist du sicher? Ich nicht, denn sie wird den Lärm gehört haben. Ich kann mir vorstellen, daß sie kommt, um nachzuschauen.«
»Ich werde nicht warten.«
»Warum nicht?«
»Da unten liegt noch ein Opfer, wenn ich mich richtig erinnere.«
Sukos Augen blitzten. »Verdammt, das stimmt. Los, dann laß uns verschwinden!«
Mit einem beruhigten Gefühl ging ich wahrlich nicht. Es war besser, wenn wir zu zweit nachschauten, denn wir bewegten uns in einem unbekannten Gelände.
Sir James würde nichts tun. Er wartete ebenso wie die anderen auf das untote Wesen namens Evana.
Suko fand den Weg in den Keller. Die Treppe lag hinter einer dunkel gestrichenen Tür. Es war sein Glück, daß er die Lampe eingeschaltet hatte, sonst wäre er über die erste Stufe gestolpert und möglicherweise gefallen. Ich ging hinter ihm her. Das Kreuz tanzte bei jeder Bewegung vor meiner Brust, und ich wollte den Vampir sehen, der sich ihm entgegenstellte…
***
Nicht nur Menschen sind in der Lage, eine gewisse Schläue zu entwickeln. Vampiren ergeht es ebenso, und da machte auch eine Unperson wie Evana keine Ausnahme.
Nachdem das obere Drittel der Treppe vor ihr lag, die Schreie und der Schuß verklungen waren und wieder Ruhe eingekehrt war, drückte sie sich an die Wand und dachte nach.
Für sie stand fest, daß es nicht so optimal gelaufen war, wie sie es gern gehabt hätte. Aus diesem Grund mußte sie zunächst abwarten. Hinzu kam, daß sie sich in einer Umgebung befand, in der sie sich nicht verstecken konnte. Wer immer von oben her die Treppe betrat, der mußte sie einfach sehen.
Daraus zog sie die Konsequenzen.
Auf Händen und Füßen, so lautlos wie möglich, legte sie den Rest der Strecke zurück. Ebenso schlangengleich glitt sie in das Vampirloch hinein, wo sie besonders vorsichtig war und sich nicht auf die Bar zubewegte. Die entgegengesetzte Richtung paßte ihr besser, denn dort lagen einige Decken auf dem Boden, versteckt hinter einem dunklen Sichtschutz der ihr normalerweise als Deckung diente, wenn sie sich mit ihren Opfern beschäftigte. Es waren Fremde eingedrungen, zwei gefährliche Männer, das sah sie sofort, die aber sprachen davon, in den Keller zu gehen und sie dort zu suchen. Evana lächelte, als sie das hörte. Etwas Besseres konnte ihr gar nicht passieren.
Sie verhielt sich totenstill.
Nur die Schritte der Männer waren zu hören, als sich die beiden von ihr entfernten. Sehr genau lauschte sie den Geräuschen nach und war zufrieden, als sie leiser wurden.
Die beiden verschwanden, sie tauchten einfach weg.
Evana verzog den Mund.
Es war ein kaltes Lächeln, das ihr Gesicht in der unteren Hälfte zeichnete. Noch immer lautlos erhob sie sich hinter ihrer Deckung. Niemand hatte sie
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