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0830 - Der Tod des Unsterblichen

0830 - Der Tod des Unsterblichen

Titel: 0830 - Der Tod des Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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nicht vergessen, genau wie sie es erwartet hatte. Er hatte sie nicht töten können, sondern sie lediglich entfernt und ihr gleichzeitig die Chance gegeben, auf die sie immer gewartet hatte. Sie war in der Welt der Zeiten - dort, wo alles möglich war. Dort, wo sie die Folgen des Experiments auslöschen konnte. Wo sie ihren Körper zurückgewinnen konnte.
    »Danke, Asmodis«, murmelte sie und schwebte weiter. Eine unendliche Ebene breitete sich vor ihr aus. Es würde Stunden dauern, sie zu durchqueren. Tage möglicherweise. Und Angélique wusste, dass hier unendliche Gefahren lauerten, verborgen auf eine Art und Weise, wie es nur in der Welt der Zeiten möglich war…
    Doch es spielte keine Holle. Sie hatte keine Wahl. Sie musste die Ebene durchqueren, und irgendwann würde sie den Fuß des Gebirges erreichen und damit jene magische Festung, in der es damals geschehen war. Ein überaus gefährlicher Weg lag vor ihr, auch wenn davon bislang nichts zu ahnen war.
    In diesem Moment explodierte der Boden vor ihr, und gewaltige, vor Schleim triefende Tentakel schossen daraus hervor.
    Sie spürte, wie ihr Körper ohne ihr eigenes Zutun materialisierte. Die graubraunen Tentakel schlangen sich um sie und zerrten sie von den Füßen. Ein gewaltiger Schädel brach knirschend aus dem Boden, und ein mit langen Zähnen gespicktes Maul öffnete sich.
    Angélique wurde von den Tentakeln des Ungeheuers unaufhaltsam darauf zugezogen.
    ***
    In der Hölle der Unsterblichen warf Zamorra entsetzte Blicke umher.
    »Nicole!«, rief er. »Sid!«
    Wo waren sie? Was war mit ihnen geschehen? Warum waren nur Andrew und er hier angekommen?
    Kaum hatte er sich diese Frage gestellt, spürte er, wie sich eine kalte Hand um sein Herz legte. Mit der Kälte, die sich in seinem Inneren ausbreitete, kam das Grauen. Es war genau wie vor einigen Monaten, als er einen Kontakt zur Hölle der Unsterblichen hergestellt hatte. [1]
    Unendliche Kälte ließ seine Seele gefrieren. Er spürte den inneren Schmerz und die Verlorenheit der hier gefangenen Unsterblichen, die letztlich doch gestorben waren… Er hörte ewig andauernde Schreie aus Dutzenden, hunderten Kehlen, obwohl niemand zu sehen war.
    Zamorra zitterte, Tränen schossen aus seinen Augenwinkeln. Er brach zusammen. Ja, es war genau wie damals… nur noch schlimmer, obwohl er das niemals für möglich gehalten hätte.
    In einem Winkel seines Verstandes, der noch rational denken konnte, fragte sich Zamorra, warum ihn diese Emotionen - dieser Fluch, wie es auch genannt worden war - treffen konnte. Das Ritual, mit dem Andrew Millings den Dimensionsriss in die Hölle der Unsterblichen geöffnet hatte, hätte es verhindern müssen. Es enthielt einen Schutzzauber, der die auf ihn einströmende Kälte und Verlorenheit hätte mindern müssen. Aber warum in aller Welt griff dieser Schutz nicht? Und wo befanden sich Nicole und Sid Amos?
    Was war hier schief gegangen?
    Zamorra fühlte etwas Feuchtes über sein Kinn rinnen. Jener kleine Winkel seines Verstandes, der von Augenblick zu Augenblick kleiner wurde, sagte ihm augenblicklich, was geschehen war. Er hatte sich krampfartig auf die Zunge gebissen, und was er fühlte, war sein Blut.
    Tod. Leere. Einsamkeit.
    Nichts, das ihn fraß, verschlang, in einen Strudel der Verdammnis und der Qual zog.
    Seine Hände krallten sich in den Boden und gruben sich in die harte Erde. Seine Augen weiteten sich, starrten in die grautrübe Fläche, die die Hölle der Unsterblichen überspannte. Alles verschwamm in einem grauen, roten Schleier… Sein Körper zuckte konvulsivisch, er schlug mit dem Hinterkopf immer wieder auf dem Boden auf.
    Der Schleier verschwand von einem Augenblick auf den anderen, und die Konturen eines Gesichts schälten sich aus dem blutigen Wallen.
    Andrew Millings.
    Er hatte seine Hand an Zamorras Wange gelegt, und der Parapsychologe kehrte langsam in die Wirklichkeit zurück. Das Gefühl der Verlorenheit wich von ihm, bis es zwar noch fühlbar, aber erträglich war.
    Zamorra stöhnte und hob seine zitternde Hand. Sein linker Ringfinger war blutüberströmt. Unter allen anderen Fingernägeln prangte schmutzig graue Erde. Jetzt fühlte er auch das Pochen in seiner Zunge, und vorsichtig wischte er sich über den Mund. Seine Zunge schien zu explodieren, als er sie berührte.
    »Der Schutzzauber ist bei weitem nicht so wirksam, wie wir hofften«, hörte er Andrews Stimme. »Es… es hat dich hart erwischt.«
    Zamorra schloss die Augen, setzte sich mühsam auf.

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