0830 - Der Tod des Unsterblichen
jemanden wie dich.«
Inzwischen war Nicole an Zamorra herangetreten und schlang ihre Arme um ihn.
»Vielleicht«, antwortete der Zwitter, »komme ich irgendwann auf dein Angebot zurück, Zauberer.«
»Du bist auf meiner Burg Caermardhin jederzeit willkommen, solange du dich nicht für das böse Erbe in dir entscheidest.«
»Das böse Erbe?«, fragte der Zwitter.
»Torre Gerret und die Saat der Hölle der Unsterblichen üben schlechten Einfluss auf dich aus. Andrew Millings und das Langka hingegen…«
»Was war das Langka?«, unterbrach der Zwitter. »Was ist es? Wie hast du es erschaffen?«
»Ich erschuf es nicht.« Merlin lächelte unergründlich. »Niemand erschuf es… es wurde, und es lebte… und es lebt.«
Zamorra zog die Augenbrauen zusammen. »Was soll das heißen?«
Merlin wandte sich dem Meister des Übersinnlichen zu. »Es war nicht nur ein Gegenstand. Es trug Leben aus sich selbst heraus in sich, und jetzt lebt es in der Kreatur, die du vor dir siehst.«
»Wusstest du, dass es so kommen wird?«, fragte Zamorra.
»Niemals. Hätte ich es gewusst, hätte ich dann Andrew Millings auf diese Mission geschickt?«
»Warum wolltest du, dass Torre Gerret befreit wird?«
»Wollte ich das?«, fragte Merlin zurück. »Ich verwaltete das Langka, und es wollte es. Außerdem wolltet ihr, du und Andrew Millings, etwas.«
»Wir wollten die Hölle der Unsterblichen zerstören, denn sie ist Unrecht!«, stimmte der Meister des Übersinnlichen zu.
»Ihr könnt sie nicht zerstören, denn sie ist Bestandteil des Universums. Doch ihr seid eurem Ziel näher gekommen als jeder andere vor euch. Das Gleichgewicht der Quelle des Lebens und der Hölle der Unsterblichen ist gestört.«
»Lucifuge Rofocale sagte dasselbe«, erwiderte Zamorra. »Doch ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ist es gut oder schlecht?«
Der alte Magier lachte. »Frage die neue Kreatur«, orakelte er und wandte sich dieser zu. »Wenn du mich nicht auf meine Burg begleiten willst, so lass mich dir wenigstens einige Worte mit auf deinen Weg geben, wohin immer er dich führen wird.«
Der Zwitter nickte und wandte sich Zamorra zu. »Wir werden uns wieder sehen.«
»Auch du solltest der Unterredung beiwohnen, Bruder«, fuhr Merlin an Sid Amos gewandt zu. »Bring uns weg von hier.«
Sid Amos nickte. Merlin und der Zwitter berührten ihn. Der ehemalige Höllenfürst drehte sich im Kreis, und kurz darauf waren die drei verschwunden.
Zamorra und Nicole blieben allein zurück.
***
Epilog
Am nächsten Tag wachte Zamorra nach vielen Stunden Schlaf in seinem Bett in Château Montagne auf und fühlte sich endlich wieder erholt.
Er und Nicole hatten sich gegenseitig alles berichtet, was seit ihrer Trennung geschehen war.
»Ich bin gespannt, wann wir Gerret/Millings Wiedersehen werden«, meinte Zamorra leise, als er bemerkte, dass Nicole neben ihm ebenfalls nicht mehr schlief.
»Die Andeutungen, die Merlin gemacht hat, zeigen, dass ihm alle Wege offen stehen. Er könnte zu einem gefährlichen Höllenfeind werden - oder die Mächte der Hölle unterstützen.«
»Oder seinen eigenen Weg gehen.« Zamorra atmete tief durch. »Eins allerdings glaube ich zu wissen. Er wird mit seiner psychischen Instabilität irgendwie zurechtkommen, und anschließend wird er eines der mächtigsten Wesen sein, mit denen wir es jemals zu tun hatten.«
»Was wird er unternehmen?«
»Ich vermute, er wird mindestens eine Sache mit uns gemeinsam haben. Er wird den Unsterblichen suchen, der nach ihm und vor uns von der Quelle des Lebens getrunken hat.«
»Ein weiterer Auserwählter, der am Leben ist.« Nicole seufzte. »Die Probleme und Möglichkeiten, denen wir gegenüberstehen, sind durch unser neues Abenteuer nicht gerade weniger geworden. Denk nur an die Andeutungen von Lucifuge Rofocale und Merlin. Das Gleichgewicht gewaltiger Kräfte ist gestört. Und wenn die Hüterin der Quelle wieder aktiv wird…«
- »Ganz zu schweigen von den Kräften, die laut Lucifuge hinter ihr stehen«, unterbrach Zamorra.
»Vieles wird auf uns zukommen, das wir jetzt noch nicht einmal erahnen.«
»Außerdem ist noch eine andere Frage unbeantwortet geblieben«, sagte der Meister des Übersinnlichen nachdenklich. »Warum hat sich Sid Amos in diese ganze Angelegenheit eingemischt? Von Anfang an interessierte er sich für Andrew und ließ sich sogar von Merlin Aufträge erteilen. Zuletzt sagte sein Bruder zu ihm, er solle ebenfalls an der Unterredung mit dem Zwitter teilnehmen. Welche
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