0832 - Das Siebte Siegel

unmöglich.
    Überlichtgeschwindigkeit?
    Ein anderes Raum-Zeitgefüge?
    Immer wieder bemühte er sich, in der lichtlosen Röhre dennoch Halt zu finden. Mit der Kraft seiner Gedanken wollte er den rasenden Sturzflug zum Stoppen zwingen. Erfolglos.
    Und dann spie das Nichts ihn plötzlich aus. Von einem Moment zum anderen befand er sich nicht mehr im Nirgendwo, sondern irgendwo.
    Er prallte gegen etwas und verlor die Besinnung.
    ***
    Er erwachte wieder und befand sich in einem lichterfüllten Raum, dessen Wände metallisch wirkten. In seiner Hand befand sich etwas, das einer Taschenlampe glich.
    Wozu sollte das gut sein? Eine Handlampe in einem hellen Raum?
    In den ersten Sekunden war die Helligkeit fast unerträglich, nach dem endlosen Sturz durch die lichtlose Röhre im Nichts. Nur mühsam gewöhnte er sich daran.
    Er richtete sich auf. Der Aufprall -war es einer gewesen? - schien ihm nicht geschadet zu haben.
    Er erinnerte sich an die Art seines Transits. Er war nicht wie Nicole aus der Höhe auf die Buchreste gestürzt. Er hatte vor dem Buch gekauert, um in dem erstmals aufgeschlagenen Kapitel zu blättern. Fooly hatte ihn fortreißen wollen. Aber das war dem Jungdrachen wohl nicht mehr gelungen.
    Plötzlich war da der kurze, grelle Blitz, der ihn aus Château Montagne hinausschleuderte, und die Röhre durchs Nichts hatte ihn aufgefangen und verschluckt, um ihn an einem anderen Ort - hier! - wieder auszuspeien.
    Jetzt stand er in einem Raum, dessen Größe er nicht absehen konnte, und der gar nicht so grell erleuchtet war, wie er im ersten Moment angenommen hatte. Aber der Raum war riesig, und die Decke befand sich in wenigstens zehn Metern Höhe.
    Fast die gesamte Höhe nahm eine Tür ein, die aus zwei Flügeln bestand. Sie war, wie auch die Wände rechts und links und ein Teil des Bodens, schartig, als habe jemand auf sie eingeschlagen oder geschossen.
    Zudem wurden die beiden Türflügel von seltsamen Zeichen bedeckt. Was sie bedeuteten, konnte Zamorra nicht enträtseln. Sie glichen keinen Schriftzeichen, die er jemals gesehen hatte: Vielleicht besaßen sie auch überhaupt keine Bedeutung.
    Er fühlte wieder die »Taschenlampe« in seiner Hand. Da war ein kleiner Schalter. Er betätigte ihn.
    Ein überraschter Laut entrang sich seiner Kehle. Ein gleißend heller Lichtstrahl flammte aus der »Lampe«. Er war etwa 70 oder 80 cm lang und besaß den Durchmesser einer Neonröhre.
    Ich bin hier im falschen Film, dachte er. Das ist ein Laserschwert wie im »Krieg der Sterne«!
    Unwillkürlich sah er an sich herunter. Aber er trug keine »Stormtrooper«-Rüstung. Auch zu Luke Skywalkers Outfit gab es keine Ähnlichkeit. Stattdessen trug er weißes Leder: bis zu den Knien reichende Stulpenstiefel, nietenbesetzte Handschuhe bis fast zum Ellenbogen, und eine Art Kilt. Dazu einen Gürtel, an dem sich eine Befestigungsmöglichkeit für das ausgeschaltete Laserschwert befand.
    Seine Jeans, die er im Château getragen hatte, war verschwunden…
    Kaum hatte er seine Selbstbetrachtung beendet, als die Tür aufflog. Die beiden Flügel rasten ihm förmlich entgegen. Instinktiv sprang er zurück.
    Grelles, blendendes Licht strahlte ihm entgegen. Der Raum hinter der Tür war wirklich hell!
    In dem Licht stand eine Frau. Sie trug hochhackige schwarze Stiefel, die über die Knie gingen, schwarze Handschuhe bis zu den Oberarmen, einen knappen Slip und einen Gürtel mit einer Halterung für das Laserschwert, das sie eingeschaltet in der Hand hielt. Und - sie war riesig! Zwischen zwei Meter fünfzig und drei Meter schätzte Zamorra sie ein.
    »Hallo, Schönste!«, sagte er. »Was verschafft mir das Vergnügen?«
    Sie antwortete nicht, sondern ging stumm und unbewegten Gesichts auf ihn zu. Zamorra erfasste, dass das wohl nicht gut für ihn war, und hielt sein eigenes Schwert abwehrbereit vor sich.
    Gefiel ihr das nicht?
    Plötzlich überwand sie die verbliebenen Meter mit einem wilden Sprung und schwang das Schwert, um Zamorra damit um einen Kopf kürzer zu machen. Er schaffte es gerade noch, auszuweichen und den Hieb abzuwehren. Aber die Riesin setzte sofort nach.
    »Hör auf mit dem Quatsch!«, stieß Zamorra hervor. »Ich bin nicht hier, um mich mit dir herumzuschlagen! Hilf mir lieber, Nicole zu finden und uns zurück in unsere Welt zu schicken!«
    Sie antwortete nicht. Stattdessen hätte sie ihn beinahe mit ihrem Schwert durchbohrt.
    »Ich habe gesagt, du sollst das lassen!«, fuhr Zamorra sie an.
    Keine Reaktion. Nur ein paar