0832 - Die Brut ist los
aufnehmen.
Der Eingangsbereich lag vom Magazin aus relativ weit entfernt. Eine große Tür, teilweise verglast, bildete das Entree. Sie war abgeschlossen, aber Iris Long hatte vor der Flucht den Schlüssel in weiser Voraussicht eingesteckt.
Sie lief schnell, auch wenn Alvin angeschlagen war und kaum Schritt halten konnte. »Wenn sie dort warten!« keuchte er, »kommen wir nicht raus. Da können sie uns immer packen.«
»Verdammt, wir sind zu zweit und werden uns auch schneller bewegen als die tumben Wesen. Einer lenkt sie ab, der andere öffnet dann die Tür. Ich habe den Schlüssel.«
»Du bist klasse, Iris.«
»Hör auf damit!«
Beide hetzten durch den kahlen Flur. Selbst die glatten Kunststoffwände schienen den Geruch der Leichen auszuströmen, jedenfalls wollte er aus ihren Nasen nicht verschwinden.
War innerhalb des Gebäudes alles ziemlich eng, den Forschungsbereich ausgenommen, so präsentierte sich der Eingangsbereich doch relativ geräumig, wenn auch kalt und leer. Daran konnte selbst die Sitzgruppe nichts ändern, die links von der Tür stand, nicht weit von einer nie besetzten, gläsernen Portiersloge entfernt.
Beide stürmten ziemlich heftig aus dem Gang in diesen Bereich hinein - und blieben stehen.
Sie hatten etwas gerochen.
Es war ein widerlicher, ein kaum zu beschreibender Geruch von Moder und Pestilenz, der da durch den Bereich wehte und ätzend in ihre Nasen drang, wobei er ihnen einen Großteil der Luft raubte.
Sie kamen beide nicht damit zurecht, auch weil sie niemand sahen, der Gestank aber sich längst nicht verzog.
»Was… was ist das?« flüsterte Alvin Shephard. Er schaute sich immer wieder um.
»Leichengeruch.«
»So intensiv?«
»Sicher.«
»Und wie kommt das?«
»Ich weiß es nicht. Es scheint beinahe so zu sein, als hätten sich die Zombies hier aufgelöst, aber daran will ich nicht glauben. Los, gehen wir zur Tür!«
Sie setzten sich in Bewegung, und wieder hatten sie das Gefühl, von zahlreichen Augen belauert zu werden. Über ihren Rücken kroch eine Gänsehaut, die sich auch fortsetzte und auf dem Rücken allmählich auslief.
»Da ist nichts, Iris.«
Alvin Shephard irrte sich. Es war doch etwas da.
Und dieses Etwas hockte in einem der schlichten Sessel, es war nur bisher von der Lehne verdeckt worden. Als sich beide Flüchtlinge in Höhe des Sessels befanden, wälzte sich dieses Etwas herum, und ein langer, stinkender Schleimarm streckte sich ihnen entgegen…
***
Die Kellnerin stellte vor Carol Wood das Getränk mit dem Namen Russische Schokolade ab, und die junge Frau schloß für einen Moment die Augen, um sich voll und ganz auf den Geruch zu konzentrieren, eine Mischung aus Kakao und Wodka. Das sollte sie wieder auf Vordermann bringen und sie innerlich aufbauen.
Suko saß nicht bei uns. Er wollte später nachkommen, da er sich erst behandeln lassen durfte. Ich hoffte, daß er auch einen Ersatzwagen mitbrachte.
Es war ein nettes Café, zu dem auch eine Kneipe gehörte. Wir hatten mit dem Café vorliebgenommen, saßen an einem runden Tisch mit Marmorplatte, und Carol hatte ihre Jacke ausgezogen. Langsam trank sie den heißen Kakao und hielt dabei die Tasse mit beiden Händen fest. Ihr Blick war über den Rand der Tasse ins Leere gerichtet. Sie schien noch einmal darüber nachzudenken, ob auch alles so abgelaufen war, wie sie es erlebt hatte. Hin und wieder schüttelte sie den Kopf, dann huschte auch ein verlorenes Lächeln über ihre Lippen, als könnte sie die ganzen Dinge einfach nicht begreifen.
»Ist der Kakao gut?« fragte ich.
»Super.«
»Das freut mich.«
Sie räusperte sich. »Er wärmt so herrlich durch. Sie sollten ihn auch trinken, John.«
»Nein, nein, lassen Sie mal. Ich bleibe bei meinem Kaffee, den bin ich gewohnt.«
»Besonders mit dem Wodka ist er zu einer richtigen Mischung geworden. Wenn ich den trinke, habe ich das Gefühl, Feuer zu schlucken, und das breitet sich im gesamten Magen aus. Ist toll, wirklich.«
»Das glaube ich Ihnen.«
Sie stellte die Tasse ab und rieb ihre Hände. Etwas traurig schaute sie auf die Tischplatte. »Ich weiß ja, daß Sie jetzt viel von mir wissen wollen, John, aber wie Sie auch fragen, ich glaube kaum, daß ich Ihnen weiterhelfen kann, so gern ich es möchte, schon allein wegen Sammy.«
»Wir sollten es trotzdem versuchen.«
Carol hob die Schultern. Ihr Gesicht zeigte einen traurigen Ausdruck. »Es ist doch so, John, wir haben leider nicht über bestimmte Angelegenheiten gesprochen. Sammy wollte
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