0833 - Hexenliebe
leicht es ihm fiel. Da war die bleierne Schwere des Schlafs verschwunden, die auf seinen Lidern gelastet hatte.
Normales Sehen - und Hören.
Er sah die Decke über sich, er fühlte sich verschwitzt, und er hörte die wispernden Stimmen.
Diesmal war es kein Traum, das war Realität! Die unheimlichen Besucher hatten es geschafft, in den Schlafraum einzudringen…
***
Es dauerte wirklich nicht lange, bis Suko zu dieser Erkenntnis gekommen war. Er rührte nicht den kleinsten Finger, sein Blick verlor sich unter der Decke, und er wagte auch nicht, den Kopf rechts oder links zu drehen. Er versucht eben so zu tun, als würde er noch immer tief und fest schlafen.
Durch die Nase atmete er ein und aus. Nur die Ruhe konnte es in diesem Fall bringen, nichts anderes. Eine tiefe, gespenstische Ruhe, die ihm auch zur Erhellung diente.
Erst jetzt spürte er den kalten Luftzug, der durch das Fenster in das Zimmer strich und auch sein Bett berührte. Er wehte über das Gesicht, und Suko hatte den Eindruck, als wäre die Scheibe noch weiter aufgestoßen worden.
Ohne den Kopf zu drehen, schielte er in die entsprechende Richtung und stellte dabei fest, wie recht er hatte.
Das Fenster war sperrangelweit offen. Er hatte es nicht getan, es mußte von den Eindringlingen aufgestoßen worden sein, denen es auch nichts ausmachte, daß er im zehnten Stock lebte, denn normale Hindernisse gab es für sie nicht.
Der brennende Wunsch nach einem Schluck Wasser brandete in Suko auf. Es war ganz einfach. Er mußte nur die Bettdecke zur Seite schlagen und die Beine herausschwingen. Dann konnte er völlig normal zum Kühlschrank gehen und dort die Flasche hervorholen. Er würde trinken, das Wasser würde ihn beleben und…
Er tat es nicht.
Suko blieb liegen, als hätte man ihm einen Befehl gegeben. In seinem eigenen Schlafzimmer kam er sich wie ein Fremder vor. Er war der Mann, der gefesselt wurde, um den sich unsichtbare Stricke verknotet hatten. Das Flüstern und Zischeln blieb. Wer immer hier Einlaß gefunden hatte, er nutzte die Dunkelheit wahrlich gut aus und hielt sich in der Schwärze verborgen.
Warten, lauern…
Die Stimmen klangen amüsiert. Dazu paßte auch das leise kichernde Lachen, mit dem die anderen ihn verhöhnten. Ein Geräusch, das Suko nicht mochte, denn plötzlich kam er sich verdammt allein vor und gleichzeitig hilflos.
Etwas wehte über die Bettdecke hinweg und drang in Sukos Nase. Es war ein nach Schwefeldampf riechender Gestank, der sogar seine Kehle ausfüllte und sich dort wie ein dickes Ei festsetzte.
Schatten umtanzten sein Bett. Sie bildeten einen Reigen, sie waren miteinander verbunden, denn sie hatte die Arme ausgestreckt, um sich an den Händen fassen zu können.
Schatten?
Nein, das waren Menschen, Frauen, Hexen!
Gesichter lösten sich aus dem Dunkel immer dann, wenn sich die tanzenden Gestalten vorbeugten, um ihn zu betrachten. Sie starrten in sein Gesicht, und Suko starrte zurück. Nur schaffte er es nie, sich das eine oder andere Gesicht einzuprägen. Sie tauchten schnell auf und waren ebenso rasch wieder verschwunden.
Obwohl ihre Füße den Boden berührten, waren keine dementsprechende Laute zu hören. Nur ein leises Pfeifen oder Schliefen umwehte das Bett, durchdrungen von zischenden Lauten, als wären diese Schattenwesen dabei, ihn auszulachen.
Der Hexenreigen wollte nicht stoppen. Es war ein gewaltiger Wirbel, der das Bett sturmartig erfaßte, als wollte er es an seinen vier Enden in die Höhe heben und aus dem Fenster schleudern.
Suko spürte deutlich die Vibration des Gestells, aber es war niemand da, der dagegen getreten hätte.
Allein die Kraft der Hexen rüttelte und schüttelte es.
Suko spürte den Windzug ihrer tanzenden Körper, er nahm ihren Geruch wahr, aber sie waren noch immer so schnell, daß er sich keines ihrer Gesichter einprägen konnte.
Urplötzlich stoppte der wilde Reigen. Ein letztes Nachschwingen noch, dann bewegte sich kein Körper mehr. Sie waren so weit vom Bett zurückgetreten, daß sie sich in der Dunkelheit aufhalten konnten und von Suko nicht gesehen wurden.
Bis auf eine Person.
Und die trat vor!
Sie bewegte sich mit der tänzerischen Grazie einer Artistin, beugte sich vor, so daß ihr Schatten über das Bett und auch über Sukos Gesicht fiel. Er starrte nach oben. Trotz der Dunkelheit im Raum hatte er diesen Schatten bemerkt. Er brachte etwas Böses mit, eine gefährliche, fast tödliche Botschaft. Auf Sukos Haut lag der Schweiß wie Öl. Er ärgerte sich
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