0833 - Hexenliebe
Immer wieder holte er sich den Anblick der Frau mit den dunklen Haaren zurück ins Gedächtnis. Sie war die Person, um die es ging. Er hatte sie gesehen und war keiner Täuschung erlegen. Es gab sie, es gab auch den verdammten Besen, auf dem sie geritten war.
Sie, die Hexe!
Er wußte ihren Namen nicht. Er fürchtete sich vor ihr, war aber zugleich fasziniert von dieser Person, die eine wundersame Ausstrahlung hatte.
Das Schicksal drückte Suko in eine Zwickmühle. Er wünschte die Hexe herbei, und gleichzeitig wünschte er sie sich weit weg. Er kam damit nicht zurecht. Es war verrückt, das wußte er selbst, und er wußte auch, daß es in dieser Nacht noch Überraschungen geben würde. Für die Hexen stand sie erst am Beginn.
Nebel hüllten ihn ein. Der Schlaf war wie ein Meer aus Wellen. Er kam, er rollte weg, er kehrte zurück, er faßte zu, und er war stärker als der Mensch.
Es kam, wie es kommen mußte. Suko schlief ein. Er tauchte einfach weg, er fiel, und diesmal war sein Wille nicht stark genug, diesen Fall aufzuhalten.
Er glitt hinein in die andere Welt, die für ihn aus Träumen bestand. Es waren keine freudigen Träume, sondern das von einer starken Düsternis geprägte Alpdrücken, so daß er sich vorkam, als läge eine große Last auf ihm.
Bilder zuckten durch sein Hirn. Der Traum schob die einzelnen Sequenzen hoch. Dabei sah er sich nie im Mittelpunkt. Immer wieder umtanzten ihn andere Gestalten, die allerdings in schwachen Nebelwolken verborgen waren.
Sie sorgten dafür, daß die Gesichter unscharf und fratzenhaft wurden. Sie lauerten und bewegten sich im Hintergrund, alte Frauen, schon vergreist. Böse Augen, runzelige Fratzen, die plötzlich zu nackten, jungen Körpern gehörten. Münder, die grinsend in die Breite gezogen waren, als wollten sie die schlafende Person auslachen.
Sie kippten weg.
Blitzschnell tauchten sie ein und unter. Die schlammige Finsternis in der Tiefe fraß sie auf. Sie war wie ein unendlicher Rachen, in den sie hineinflossen.
War das die Hölle?
Die Hölle für die Frauen, die wieder erschienen, wobei einige von ihnen auf Besen hockten. Sie ritten dem Himmel entgegen, der ein düsteres Wolkengebilde zeigte. Kaum hatten sie die Wolken berührt, als sie anfingen zu tanzen. Sie drehten die Gestalten in einem wahnsinnigen Kreis, und aus der Erde schoß Feuer hoch, als wäre die Oberfläche eines Orkans wuchtig weggeschlagen worden.
Tiefrotes Feuer, mörderische Flammen, in denen glutrote Kohlestücke tanzten. Sie prallten gegen die nackten, manchmal glänzenden, manchmal behaarten Körper, fraßen sich für einen Moment auf der Haut fest, verbrannten sie unter zischenden Geräuschen und hinterließen dunkle, schmutzig aussehende Wunden.
Aber die Hexen lachten, als würden sie sich darüber freuen, von der Glut der Hölle berührt worden zu sein. Ihr Lachen brandete in den Ohren des schlafenden Suko, er hörte die Geräusche durch seine Ohren brausen, er hatte gleichzeitig das Gefühl, selbst von den Glutbrocken getroffen worden zu werden, und dann waren es genau diese Schreie, die an Stärke verloren und leiser wurden.
Sie verklangen…
Es wurde still!
Und Suko schlief weiter. Nicht mehr so tief und fest. Seine Alpträume waren verschwunden, er wanderte tief in der Dunkelheit des Schlafs umher und wußte nicht, wo er sich befand. Suko schwamm in einem See oder in einer Landschaft, er glitt auch weiterhin durch die Stille, die nicht mehr so still blieb, denn wispernde und flüsternde Laute durchdrangen sie und erreichten seine Ohren.
Stimmen, die nach ihm riefen, die ihn herausforderten, die auch seinen Namen kannten. Sie zerrissen die Tiefe des Schlafs, als wollten sie ihn in die Höhe heben, einem neuen Ziel entgegen.
Wieder waren die Stimmen zu hören.
Nicht mehr so schrill, nicht mehr so schreiend. Sie umwehten ihn wie ein flüsternder Ring, und von allen Seiten erreichten sie seine Ohren. Sie teilten ihm etwas mit. Worte drangen in sein Hirn, er mußte nachdenken, er mußte sie sortieren, um deren Bedeutung heraus zu finden. Da wollte jemand etwas von ihm, und dieser Jemand setzte sich aus mehreren Personen zusammen, die ihm sehr nahe waren. So nahe wie nie zuvor in seinen Träumen.
War das noch ein Traum?
Suko konnte es nicht sagen. Zwar hielt ihn noch der Schlaf umfaßt, aber er war leichter geworden, und es vermischten sich bei dem im Bett liegenden Inspektor Traum und Wirklichkeit.
Er öffnete die Augen!
Gleichzeitig wunderte er sich darüber, wie
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