0834 - Griff nach Armakath
Erscheinung ganz einfach.
Die Wächterin kontrollierte das Loch in der Stadtmauer, das nun nur noch gut drei Meter breit war. »Bald wird wieder alles wie vorher sein. Armakath ist vorerst wieder sicher.« Sie stellte sich direkt vor Artimus. »Du bist im genau richtigen Augenblick zu dem geworden, was schon immer in dir schlief. Als niemand mehr da war, der die Stadt sichern konnte, wurdest du zu ihrem Verteidiger. Ich habe es dir prophezeit. Und da ist noch mehr, viel mehr Wenn die Not am größten ist, wird auch der Speer erwachen.«
Der Südstaatler war irritiert, denn diese Art von verschlüsselten Vorhersagen war nicht sein Ding. Er war Wissenschaftler - er brauchte Fakten, Tatsachen, mit denen er arbeiten konnte. Die Wächterin ahnte den Wust an Fragen, die van Zant auf der Zunge brannten. Lächelnd trat sich dicht an ihn heran, fuhr sanft mit einer Hand über Artimus' vor Anstrengung glühende Wangen.
Diese Geste der Vertrautheit beruhigte den Physiker, doch gleichzeitig wusste er nicht wohin mit seinem Blick. Je näher die Wächterin bei ihm stand, je deutlicher konnte er erahnen, welch wunderschöner nackter Körper sich unter ihrem bodenlangen Haarmantel verbarg. Ihre Nähe brachte van Zants Blut in Wallungen.
»Mehr kann und darf ich dir nicht sagen«, sagte sie. »Nur noch so viel für den Augenblick: Der Schild wird dir nicht immer dann zu Diensten sein, wenn du glaubst, ihn zu benötigen. Er entscheidet, nicht du. Leider ist das alles, was ich dir mitgeben kann. Du wirst deine eigenen Erfahrungen machen, Krieger.« Sie sah in van Zants Augen die alles entscheidende Frage und beantwortete diese, ehe er sie stellte. »Zamorra lebt. Ihr müsst nun alle in eure Welt zurück. Aber wir sehen uns wieder. Ich glaube das nicht - ich weiß es, mein Krieger.«
Sie musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um ihre Lippen kurz auf die des Physikers legen zu können.
Dann war sie verschwunden.
Sie ließ einen verwirrten Artimus van Zant zurück, der sich langsam in Richtung der Stadtmitte in Bewegung setzte. Verwirrt in mehr als nur einer Hinsicht…
***
Zamorra hörte flüsternde Stimmen.
Oder erschienen sie ihm nur flüsternd, weil sie aus einem anderen Raum stammten? Er würde es nie erfahren, wenn er sich nicht dazu durchrang, seine Augen zu öffnen. Sonnenstrahlen drangen durch ein hohes Fenster zu ihm, es bedurfte nicht mehr als eines dünnen Lakens, um seinen Körper zu wärmen.
Sonne. Also befand er sich der Logik folgend nicht mehr in den Schwefelklüften. Er befand sich allein in dem Raum. Also kamen die leisen Stimmen doch von nebenan. Details des Zimmers versuchte er nicht sich einzuprägen - er ging davon aus, sich im Château Montagne zu befinden. Es waren Sinneseindrücke, die man so eigentlich nie wahrnahm: ein bestimmter feiner Geruch, die Art, wie das Licht sich an Decke und Wänden brach, Geräusche, die man nicht erst zuordnen musste. Und dennoch ergaben sie ein Ganzes, einen Eindruck, der als Gesamtes sagte: Du bist hier sicher - du bist in deinem Zuhause.
Außerdem lenkte ihn etwas gänzlich anderes ab. Es waren zwei grüne Augen, Augen, wie sie nur eine Lebensgattung aufweisen konnte.
Auf seiner Brust lag eine Katze.
Nein, nicht irgendeine Katze , sondern die Katze.
Und sie schnurrte wie ein funkelnagelneuer Hochleistungsrasierer. Zamorra schloss für Sekunden die Augen wieder, dann blinzelte er erneut. Und nach wie vor lag das Katzentier auf ihm, starrte ihn an… irgendwie belustigt, wie es schien.
Zamorra hatte sie verflucht, gejagt, ihr angedroht, als Drachenfraß zu enden… er hatte ihr geschmeichelt, sie gelockt… alles vergebliche Mühen. Sie kam und ging, wann und wie sie es wollte. Und immer schien es so, als wäre sie die lebendig gewordene Ouvertüre zu einer Katastrophe. Das geheimnisvolle Bindeglied zu dem Buch mit seinen Siegeln.
»Du…«, murmelte Zamorra, »genau du hast mir hier und jetzt gefehlt. Was schaust du mich so an? Wenn du wenigstens sprechen könntest. Vielleicht hättest du ja eine Erklärung für das, was mir geschehen ist.«
Die Katze streckte genießerisch die Vorderpfoten ein wenig weiter vor. Sie schien es sich noch bequemer machen zu wollen.
»Hmmm… ich weiß ja nicht wieso, aber irgendwie habe ich das Gefühl, du weißt ganz genau, was ich hinter mir habe. Dann bist du wieder einmal schlauer als ich.« Zamorra kam gar nicht auf die Idee, sich aufzusetzen. Er fühlte sich noch viel zu schwach. Außerdem wollte er die Katze nicht
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