0834 - Shaos Ende?
sofort auch nach links. Und da sah ich die beiden Hexen, deren Gesichter durch mein Kreuz gezeichnet worden waren. Sie steckten voller Haß, sie wollten es wissen, und sie hatten sich auch Waffen besorgt.
Jede hielt eine lange Schneiderschere umklammert, und jede wollte sie mir in den Körper stoßen…
***
Wieder einmal waren es die berühmten Bruchteile von Sekunden, die ich schneller war und die mich auch retteten. Bevor mich die Scheren durchbohren konnten, stieß ich mich ab, flog zurück, landete in der Wohnung, schlug mit dem Rücken auf und verlängerte diesen Aufprall in eine Rolle rückwärts. Damit hatte ich den schmalen Flur beinahe hinter mich gebracht.
Das alles wirkte wie aus dem Lehrbuch entnommen. Und Clara, die sich im Sessel sitzend gedreht hatte, beobachtete mich. Sie schrie, sie wußte Bescheid, das entnahm ich ihren Worten.
»Sie holen dich! Sie machen dich fertig, Sinclair! Sie werden dich holen!«
So ähnlich dachte ich auch. Ich dachte zudem daran, daß ich es bei den Frauen mit keinen Dämoninnen zu tun hatte. Es waren keine weiblichen Dämonen, sondern Menschen, die den falschen Weg eingeschlagen hatten. Ich wollte sie nicht erschießen und sie auch nicht auf eine andere Art töten.
Sie tanzten noch auf dem Seil und hatten den Sprung zum Negativen noch nicht geschafft.
Sie würden mir folgen, sonst würden sie an ihrer Wut ersticken. Ich zog mich in den Wohnraum zurück. Das alles geschah blitzschnell, denn die beiden mordwütigen Furien tobten bereits im Flur, den sie mit langen Schritten durcheilten. Sie schienen nicht zu bemerken, daß ich dabei war, ihnen eine Falle zu stellen.
Ich hatte wieder mein Kreuz und auch die Beretta.
»Wo ist er?« kreischte die erste, die in das Wohnzimmer stürmte. Mich sah sie nicht, weil ich im toten Winkel stand.
Ich schob mich vor.
Dann sah sie das Kreuz!
Sie hatte den Arm hochgerissen, ihre Hexenschwester befand sich hinter ihr und stieß sie an. Die erste fiel nach vorn, und sie sah nicht, wie meine Waffe von oben nach unten wischte.
Ich traf den Nacken.
Die Frau brach auf der Stelle zusammen. Die zweite stolperte nach vorn. Das Gesicht konnte ich deutlich sehen, es zeigte einen nicht eben gelinden Schrecken. Und auch sie kam nicht mehr dazu, ihren Arm in die Höhe zu reißen.
Meine Waffe erwischte sie zielsicher. Die Frau torkelte in einem Reflex noch drei Schritte vor, dann brach sie zusammen. Im rechten Winkel lag sie zu ihrer Hexenschwester, und beide rührten sich nicht mehr. Die Bewußtlosigkeit hielt sie umfangen.
Clara sagte keinen Ton.
Sie starrte mich an und wußte nicht, was sie noch sagen sollte. Ich schaute zum Fenster.
Tatjana zeigte sich nicht mehr. Es lag nur der graue Himmel hinter der Scheibe.
In meiner Wohnung befanden sich noch mehrere Handschellenpaare. Ich holte zwei von ihnen hervor und drapierte die beiden bewußtlosen Frauen rechts und links eines zweiten Sessels. Ich verband nicht die Hände mit dem Sitzmöbel, sondern die Fußgelenke. Die Haltung war zwar unbequem, doch wer mich mit einer Schere umbringen wollte, hatte nichts anderes verdient.
Clara schaute mir zu. Sie hatte einen Teil ihrer Selbstsicherheit verloren. Mit der freien Hand strich sie nervös durch ihr Gesicht, und sie sah so aus, als hätte sie mich am liebsten gefressen.
»Deine Freundinnen haben Glück gehabt«, erklärte ich ihr.
»Wieso denn?«
»Ich hätte sie auch anders behandeln können, aber ich will euch eine Chance geben. Ihr gehört noch nicht dazu, auch wenn es so scheint. Noch könnt ihr den anderen Weg einschlagen und nicht weiter der falschen Prophetin nachlaufen. Die Berührung des Kreuzes hat euch nicht getötet. Es hat euch durch den Abdruck nur gezeigt, daß ihr auf diesem Weg nicht weiterkommt.«
Clara schwieg nicht sehr lange. Überzeugt hatte ich sie nicht, das sah ich an ihrem Blick. Scharf schaute sie mich an, ihre Wangen wirkten wie aufgebläht. »Du kannst sagen, was du willst, Sinclair, an Tatjana kommst du nicht so leicht heran - klar?«
»Da stimme ich dir sogar zu. Ich brauche nicht an sie heranzukommen, sie wird es tun. Ich bin ihr zu wichtig, und sie hat auch versucht, mich abzulenken, aber sie hat es nicht geschafft. Das Timing hat nicht ganz geklappt, vielleicht haben deine Freundinnen zu früh geklingelt. Wer weiß das schon?« Ich blieb vor ihr stehen und sagte: »Jetzt habe ich schon drei Geiseln, die ich gegen meinen Freund austauschen kann. Mal sehen, wie viele es noch werden.«
Clara hatte mir
Weitere Kostenlose Bücher