0834 - Shaos Ende?
das war ihrer Haltung deutlich anzusehen.
Plötzlich war sie da.
Ein zuckender Schatten bewegte sich vor dem offenen Fenster. Er war nicht gerade wie ein Blitz, aber er war plötzlich da, und er jagte auf die Öffnung zu, vor der ich stand.
Ich wich zurück, ich sah die flatternden Haare und dann diesen seltsamen Bocksprung, als hätte sie sich im Sattel eines Pferdes aufgehalten. Vor dem Fenster blieb sie hocken. Ihr blasses Gesicht mit den hochstehenden Wangenknochen zeigte eine gewisse Anspannung. Noch immer trug sie die Reste an Kleidung, der Wind wehte über den nackten Körper, ihr Grinsen wirkte verzerrt, und ich deutete eine spöttische Verbeugung an, als wäre ich ein Galan aus der eleganten Zeit.
»Willst du nicht hineinfliegen?« fragte ich spöttisch, gleichzeitig aber auf der Hut.
Sie gab keine Antwort.
Sie tat es einfach!
***
Ich bewegte mich nicht, und auch die gefesselte Clara sagte kein einziges Wort. Nur der Ausdruck in ihrem Gesicht zeigte eine wilde Freude, und ihre Augen strahlten.
Es fiel mir auch jetzt noch schwer, mich mit diesem verdammten Besen anzufreunden, auf dem Tatjana gehockt hatte. Mit einer eleganten Bewegung hatte sie ihn nach vorn zwischen ihren Beinen weggezogen und hochkant hingestellt, mit dem Büschel nach unten. Sie schüttelte ihr Haar aus und fuhr noch mit der Hand hindurch. Um ihre drei Freundinnen kümmerte sie sich nicht. Sie - begrüßte zumindest Clara nicht einmal und tat so, als wäre sie Luft.
»Willkommen«, sagte ich spöttisch und lächelte sie dabei noch kalt an.
»Bin ich das?«
»In diesem Fall schon.«
»Wir sind Todfeinde.«
»Ich weiß!« stimmte ich ihr zu. »Aber auch Todfeinde können ein gemeinsames Problem haben.«
Tatjana runzelte die Stirn und bewegte dabei noch die Augenbrauen. »Das müßtest du mir erklären, John Sinclair.«
»Du hast Suko.«
»Stimmt.«
»Und ich habe deine drei Freundinnen.«
»Stimmt auch.«
Clara meldete sich. »Er hat uns erwischt!« schrie sie. »Ich will, daß du ihn dafür tötest. Mach ihn fertig, Tatjana. Vernichte ihn, und ich schaue dabei zu.«
Es war der schwarzgelockten Person anzusehen, daß ihr die Worte nicht gefallen hatten. Entsprechend fiel auch die Antwort aus. »Halte du dich da raus, Clara.«
»Nein, das tue ich nicht. Er ist schlimm. Er hat behauptet, daß Yannah noch lebt!«
Ich hatte erwartet, daß Clara so reden würde und war auf Tatjanas Reaktion gespannt. Für einen Moment sah sie aus, als wollte sie mir an die Kehle fahren, sie spannte sich, und der Besen fing an zu vibrieren. Aber sie hatte auch einen Blick auf mein Kreuz erhascht, deshalb ließ sie es bleiben.
»Wie bist du darauf gekommen, einen derartigen Unsinn zu erzählen?«
»Das habe ich nicht.«
»Er hat behauptet, daß sie nicht tot ist!« brüllte Clara. Sie wies mit dem Finger auf mich.
»Stimmt das?«
»Sie ist tot.«
Clara regte sich auf. »Jetzt redet er wieder anders, dieser verfluchte Hundesohn. Er weiß wohl, daß du zu stark bist. Zeig es ihm, gib es ihm!«
»Halt den Mund!« fuhr Tatjana ihre Freundin an, und ich freute mich darüber, daß die beiden Frauen es nicht schafften, sich einig zu werden. Das paßte mir gut in den Kram.
»Es ist besser, wenn sie ruhig bleibt, sie redet nur Unsinn. Ich habe mich nie dagegen gestemmt, daß Yannah tot ist, ich habe ihr nur erklärt, daß weder Suko noch ich etwas damit zu tun haben. Wir haben Yannah nicht getötet.«
»Du lügst!« schrie Tatjana.
»Nein, ich sage die Wahrheit. Yannah ist den falschen Weg gegangen. Sie konnte nicht überwinden, daß man ihr die Macht genommen hatte, und sie versuchte, sich eine neue Aura aufzubauen. Das aber klappte nicht, denn sie vertraute nicht mehr der anderen Seite, denn sie hatte sich ja selbst als Weiße Hexe bezeichnet, was selbst der Teufel nicht abkonnte. Sie ging dann den falschen Weg und fing an zu forschen. Sie beschäftigte sich mit sich und ihrer Vergangenheit, und dabei traf sie auf Mystic, den Maniac, einen mörderischen Dämon, der Yannah in seinen Bann schlug. Sie erkannte die Gefahr nicht, in die sie abrutschte. Dieser Weg konnte nur ins Verderben führen, sie vertraute ihm voll und ganz, und sie mußte dafür bezahlen. Suko hat sogar versucht, sie zu retten, es gelang ihm nicht. Sie glitt ihm aus dem Ruder.«
»Dann habt ihr sie getötet.«
»Nein!« widersprach ich. »Wir waren dabei, als sie starb. Den Weg in den Tod ist sie allein gegangen. Sie hatte eingesehen, daß sie sich auf der
Weitere Kostenlose Bücher