Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0834 - Shaos Ende?

0834 - Shaos Ende?

Titel: 0834 - Shaos Ende? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
die Augen der Chinesin schauen, aber sie waren und blieben geschlossen. Es bestand keine Chance, daß Shao sie öffnete, denn die andere Kraft hielt sie eisern fest.
    Ihre Haut war nicht kalt und nicht warm. Sie befand sich in einem Zwischenstadium, aber Suko fürchtete sich davor, daß sie eventuell auskühlen würde, und das wiederum konnte ihren Tod zur Folge haben. »Kannst du denn nicht reden?« sprach er sie flüsternd an. »Kannst du mir nicht sagen, was geschieht?«
    Shao blieb stumm.
    Suko trat einen Schritt zurück. In seinen Augen brannte es. Wenn es heiße Tränen gab, dann erlebte er sie jetzt.
    Wie ein alter Mann schlurfte er unter der Last der schweren Ketten durch das Verlies - und geriet auch in die Nähe des Stummen, auf dessen Gesicht das Blut mittlerweile eine Kruste zeigte.
    Aber der Mann konnte unheimlich viel einstecken, denn plötzlich hörte Suko sein Stöhnen.
    Der Henker erwachte!
    Suko trat einen Schritt nach hinten. Er dachte an das mächtige Henkersbeil, das er nicht an sich genommen hatte. Es lag auf dem Boden, und Suko wollte auf keinen Fall, daß es der Glatzkopf wieder in die Finger bekam.
    Noch war er mit sich selbst beschäftigt, aber er hatte es bereits geschafft sich hinzusetzen. Mit einer zeitlupenhaft langsamen Bewegung hob er beide Hände und drückte sie gegen sein Gesicht. Er ließ die Vorderseite frei, preßte sie nur gegen die Wangen und tastete dann mit seinen Fingern dorthin, wo die beiden Platzwunden die Haut aufgerissen hatten. Aus seinem Mund drangen dabei blubbernde Geräusche, und der Speichel bedeckte die dicken Lippen wie blasser Eiter.
    Suko war zurückgewichen. Er konnte sich leider nicht lautlos bewegen, aber er hatte bereits die Stelle erreicht, wo das schwere Henkersbeil lag.
    Suko bückte sich. Mit beiden Händen griff er zu. Der Griff war etwas rauh. Das garantierte ihm, daß er ihn auch gut würde halten können.
    Suko atmete tief ein.
    Dann hob er das Beil an.
    Er keuchte, weil er sich in Schwierigkeiten befand. Und als er sich anstrengte, um die Waffe hochzustemmen, da packte ihn eine Kraft, die ihn nach vorn drückte.
    Beinahe wäre Suko noch aufs Gesicht gefallen. Im letzten Augenblick gelang es ihm, das Beil seitlich gegen den rauhen Boden zu stemmen und es als Stütze zu benutzen.
    So kam er dann hoch.
    In seinem Kopf rotierte es, und dieser Schwindel übertrug sich auch auf die äußere Umgebung, denn das Verlies wurde für ihn zu einem sich schnell drehenden Kreisel, den Suko nur mit Mühe verlassen konnte. Als er sich gefangen hatte, drückte er seinen Kopf zurück, hielt den Mund weit offen und holte tief Atem.
    Jetzt ging es besser.
    Auch der Stumme stand.
    Er hatte sich breitbeinig aufgebaut, um nicht zu fallen. Aus seinem offenen Mund strömten unheimlich klingende Laute. Es kam Suko so vor, als würde er einem zweibeinigen Raubtier gegenüberstehen. Die Augen hielt der Henker weit geöffnet. Sie sahen aus, als bestünden sie aus schmutzigem Eiswasser.
    Er sagte nichts.
    Aber Suko sprach ihn an. »Ich weiß, daß du mich hören kannst. Ich habe deine Waffe. Ich werde nicht zögern, sie einzusetzen, falls du Schwierigkeiten machst. Hast du mich verstanden?«
    Der Stumme stierte ihn an. Dann nickte er.
    »Das ist wunderbar.« Suko grinste hart. »Hier gibt es einen Ausgang. Ich will dir nicht unbedingt deinen glatzköpfigen Schädel abschlagen, mein Junge, aber ich sage dir sehr wohl, daß ich keine Sekunde zögern würde, wenn ich es tun müßte. Ich will, daß du von hier verschwindest, Namenloser. Nimm die eine Tür. Geh, hau ab! - Klar?«
    Es war nicht sofort zu erkennen, ob sich der Glatzkopf daran halten würde. Er bewegte zwar den Kopf in die entsprechende Richtung, doch er ging noch nicht.
    »Ich kann dich erschießen!« drohte Suko. Er stellte die Axt senkrecht und zog die Beretta. Daß es trotz der Ketten so gut klappte, wunderte ihn. Suko zielte auf den Glatzkopf, der wohl jetzt erst bemerkt hatte, wie ernst es dem anderen war.
    Sein Körper schaukelte vor. Die Lippen bewegten sich. Er gurgelte eine Antwort, und seine Hände durchschlugen mit fahrigen Bewegungen die Luft. Dann erst schaffte er es, ein Bein anzuheben. Er tappte nach vorn, auch das linke Bein gehorchte ihm jetzt, und so bewegte er sich auf die Tür zu.
    Suko ließ ihn nicht eine Sekunde aus den Augen. Seine Beretta folgte jeder Bewegung, denn Suko unterschätzte diesen Menschen auf keinen Fall. Er sah so aus, als hätte er gewisse Kämpfe des Lebens schon hinter sich

Weitere Kostenlose Bücher