0834 - Shaos Ende?
ausgestreckter Zeigefinger auf die verschiedenen Frauen. »Was, glaubst du denn, sind sie mir wert?«
»Viel, denke ich.«
»Gar nichts!«
Diese Antwort hatte ich erwartet. Ich wäre enttäuscht gewesen, wäre es anders gewesen. Als Dienerin des Teufels konnte sie nicht anders handeln. Sie ging ebenso über Leichen wie auch Asmodis, denn ein Menschenleben zählte da nicht. Für die Boten der Finsternis dienten Menschen nur als Mittel zum Zweck.
Mein Kompromißvorschlag war zusammengefallen wie ein Ballon ohne Luft. Ich stand im Regen.
»Du kannst sie haben, Sinclair!« schrie die Hexe. »Ja, du kannst sie haben, alle drei. Amüsiere dich mit ihnen, aber ich, ich habe deinen verdammten Freund und noch mehr. Nicht nur ihn.« Sie lachte geifernd. »Ja, ich habe noch einen weiteren Trumpf in der Tasche, und ich bestimme den Zeitpunkt, wann ich ihn ziehe.«
Sie meinte es ernst. Es gab keine andere Möglichkeit. Und sie drehte blitzschnell den Reisigbesen, der sogar knisternde Funken warf.
Plötzlich ritt sie wieder auf ihm. Sie kümmerte sich auch nicht um den enttäuschten Schrei ihrer Freundin Clara, der in einem wütenden Geheul endete.
Tatjana hatte sich bereits gedreht.
Das Fenster war noch offen. Ihre Chance zum Abgang.
Und sie jagte vor.
Aber auch ich, denn so einfach wollte ich es nicht machen. In den letzten Sekunden hatte ich sie nicht aus den Augen gelassen, was wiederum mein Vorteil war.
Mein Sprung kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Ich faßte nicht daneben, meine Hände packten das hintere Ende des Besens.
Ich spürte den Ruck, hörte den wütenden Schrei, und meine Hände schlugen sich an den Schultern der Hexe fest.
Da hatten wir bereits meine Wohnung verlassen und jagten hinaus in die Nacht…
***
Suko hatte sich so hingesetzt, daß er die gefesselte Shao und auch den bewußtlosen Glatzkopf im Auge behalten konnte. Keiner von ihnen regte sich, sie schienen in einem tiefen Schlaf zu liegen, aber dieser Schlaf war alles andere als natürlich.
Um den Stummen sorgte sich Suko nicht. Ihm ging es um Shao, die so erniedrigt worden war, womit Suko noch immer nicht zurechtkam. Für ihn war sie verschwunden gewesen, unerreichbar. Er hatte oft versucht, Kontakt mit ihr aufzunehmen, was ihm nie gelungen war, denn immer war es Shao gewesen, die sich gemeldet hatte.
So war es auch bei Yannahs Vernichtung gewesen. Shao hatte kräftig daran mitgewirkt, denn ihr war trotz der weiten Entfernung nicht entgangen, wie sehr Suko von Yannah noch fasziniert gewesen war, und sie hatte ihn nicht in sein eigenes Unglück hineinlaufen lassen wollen. Deshalb war sie eben zu ihm und John gestoßen, um beide im Kampf gegen die Veränderte zu unterstützen.
Das war vorbei, aber nicht vergessen. Trotzdem hätte Suko nie geglaubt, daß dieser alte Fall noch einmal auf eine derartige Art und Weise aufgerollt werden würde und Shao ebenfalls einer der Mittelpunkte war. Wer immer sie aus ihrer Welt geholt hatte - wahrscheinlich Tatjana -, der mußte eine große Macht hinter sich wissen, die selbst die der Sonnengöttin gesprengt hatte.
Immer wenn Suko sich bewegte, klirrten die Ketten. Gerade diese verdammte »Musik« machte ihm klar, in welch einer Lage er sich befand. Es würde nicht mehr lange dauern, dann würde ihn die Steifheit überkommen, was gefährlich werden konnte, denn Suko wollte nicht, daß die Ketten »gewannen«.
Er schob sich mit dem Rücken an der Steinwand entlang und veränderte seine Position. Vom langen Sitzen war er noch steifer geworden, zusätzlich zerrte das Gewicht der Ketten, und er hatte große Mühe, wieder auf die Beine zu kommen.
Er kam sich dabei vor wie ein geprügelter Hund, der anschließend ins Wasser geworfen worden war. Zuerst gebückt, dann sich mühsam aufrichtend, gelangte er in die normale Position und schaute sich um. Selbst das Bewegen seines Kopfes tat ihm weh, da sich die Muskeln im Hals verspannt hatten.
Shao!
Nur ihr galt sein Augenmerk. Sie hing in den Ketten, sie konnte sich nicht rühren, es war überhaupt keine Veränderung ihres Zustandes festzustellen. Was immer man ihr gegeben hatte, dieses Zeug hielt verdammt lange vor.
Schleppend ging er auf sie zu, begleitet von der klirrenden Kettenmusik. Die Luft hatte sich verändert. Sie roch nach ihm, nach seinem Schweiß, der wie Öl auf seinem Körper klebte. Mit gespreizten Fingern betastete er Shaos Körper und strich über die dünne Lederbekleidung.
Er hob ihren Kopf an, der zur Seite gesunken war. Er wollte in
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