0834 - Shaos Ende?
und auch bestanden. Der wußte genau, wo es langging, und er war sicherlich in der Lage, seine Feinde in den Boden zu stampfen, nur wußte er auch, wie gefährlich eine kleine Kugel sein konnte, wenn sie aus der Mündung in seinen Körper schoß.
Der Stumme schlurfte auf die Tür zu. Er ging mit hängenden Schultern, als hätte er unter dem Gewicht der Ketten zu leiden, nicht Suko. Das Schlurfen der Schritte vermischte sich mit seinen schmatzenden Geräuschen.
Die Entfernung war nicht sehr groß. Durch die langsame Gangart brauchte er trotzdem seine Zeit, um endlich die Tür zu erreichen. Dort drehte er sich noch einmal um.
Suko zielte auf ihn. »Geh endlich!«
Der stumme Henker ließ seine Hand auf die Klinke fallen. Er drückte sie herunter und stemmte sich gegen die Tür, die allerdings nach innen aufging, so daß er sie erst später richtig aufziehen konnte, sich an der äußeren Kante festklammerte und mit den beiden nächsten Schritten die Schwelle überwand.
Dann war er weg.
Suko blieb sicherheitshalber in seiner abwartenden und lauernden Haltung stehen. Er atmete erst auf und entspannte sich, als die Tür hinter dem Henker zugefallen war.
Es ging ihm besser.
Ein wenig nur, aber immerhin. Suko befand sich in einer Lage, wo selbst kleine Schritte zu großen Siegen werden konnten. Durch das Vertreiben des Henkers hatte er einen Sieg errungen, und das wiederum gab ihm dieses Glücksgefühl.
Die Hände, die die Beretta hielten, sanken langsam nach unten. Er kantete die Waffe und steckte sie mit dem Lauf voran wieder in den Gürtel zurück.
Erst jetzt ließ die Spannung richtig nach. Er spürte die Schwere der verdammten Ketten wieder. Vor Wut knirschte er mit den Zähnen. Auf seinem Gesicht war der Schweiß kalt geworden.
Hart biß er die Zähne zusammen. In seinem Kopf dröhnten Glocken und befand sich zugleich eine ungewöhnliche Leere.
Dennoch hörte er die leise Stimme.
»Suko…«
Ein Wort nur, sein Name, aber er hätte schreien können vor Glück, denn Shao hatte gesprochen…
***
Der Wind war vergleichbar mit einem feuchten Lappen, der in mein Gesicht geschlagen wurde, und ich drückte den Kopf zur Seite, um mich etwas zu schützen.
Vor mir sah ich den dunklen Rücken der Hexe, an deren Schultern ich mich festklammerte, und wenn ich darüber nachdachte, was mir hier passierte, dann wußte ich nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Zumindest hatte ich den Versuch gewagt. Die Person hatte es nicht geschafft, mich in die Defensive zu drängen, ich hatte sie praktisch dazu gezwungen, mich mitzunehmen.
Daß ich dabei auf einem Hexenbesen hockte, darüber wollte ich erst gar nicht nachdenken. Es war einfach zu verrückt, aber nicht unwahrscheinlich, wenn ich einen Vergleich mit den Zeitreisen anstellte, die ich schon des öfteren unternommen hatte. Auch sie waren rational kaum erklärbar, ebenso wie all die anderen Dinge, die sich gerade um die speziellen Fälle drehten, die ich am laufenden Band erlebte.
Also fand ich mich damit ab und wollte auch versuchen, die Initiative zu ergreifen.
Sehr schnell hatte ich den ersten Schock überwunden und mich wieder gefangen. Ich spürte an meinen Oberschenkeln den Druck des Besens und hatte dabei den Eindruck, von einem Tier berührt zu werden. Dieser Besen war zwar hart, aber zugleich auch leicht nachgiebig, er federte, er paßte sich eben an.
Die Luft war wie ein kalter Strom, der sich nicht stoppen ließ. Ich hockte im Wind, er spielte mit meiner Kleidung, er ließ sie flattern und knattern, er wühlte mir die Haare auf, und ich fragte mich, wohin mich die Reise brachte. Zudem wunderte ich mich auch darüber, daß die vor mir hockende Hexe noch nicht den Versuch unternommen hatte, mich von ihrem Besen zu schleudern, sei es durch Kurven oder zuckende Bewegungen. Möglicherweise wußte sie auch, daß es trotz allem nicht so leicht sein würde, denn ich hatte nicht vergessen, mit welchen Blicken sie mein Kreuz bedacht hatte, das noch immer offen hing. Ich saß so, daß ich sie nicht berührte, aber sie spürte die Nähe, das hörte ich, als sie die ersten Worte gegen den Wind schrie, die dann trotzdem meine Ohren erreichten. »Wenn du mich mit deinem verfluchten Kreuz berührst, werden wir beide vernichtet, Sinclair.«
»Das weiß ich!«
»Willst du es darauf ankommen lassen?«
»Nicht unbedingt!«
»Was willst du dann?«
»Bring mich zu Suko!«
Es war nicht klar, ob sie mir diesen Wunsch erfüllen wollte, denn sie gab mir zunächst mal keine
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