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0835 - Geheimnis eines Toten

0835 - Geheimnis eines Toten

Titel: 0835 - Geheimnis eines Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Zamorra ein und dachte schaudernd daran, dass der arme verstorbene Ehemann dieser Kundin ein Opfer des Hungers der hier ansässigen Leichenfresser geworden wäre, wenn sie nicht ihr Ende gefunden hätten.
    Sie ließen die alte Frau zurück. »Ich hoffte, Sie würden mir Gesellschaft leisten, Kindchen«, rief sie Nicole bedauernd nach. »Aber heute hat ja niemand mehr für irgendetwas Zeit. Überall Hektik und Stress… Wir leben in schrecklichen Zeiten.«
    »Leider haben Sie Recht«, antwortete Nicole mitfühlend, ehe sie die Tür schloss. »Was jetzt?«, fragte sie dann. »Du sprachst von der Fremdartigkeit Skraagks. Worauf wolltest du hinaus?«
    »Jeder, der dorthin reist, unterliegt gewissen… Anpassungsschwierigkeiten.«
    »Anpassungsschwierigkeiten?«, wiederholte Zamorra.
    »Schmerzen«, präzisierte der Zwitter. »Heftige Schmerzen. Der Körper muss sich auf die dortigen Bedingungen anpassen. Schwerkraft, Strahlungs werte, Luftdruck, Luftzusammensetzung…«
    »Du klingst wie ein Forscher in einem populärwissenschaftlichen Science-Fiction-Roman.« Im Laufe der Jahre hatte Zamorra die Feststellung gemacht, dass die meisten Dimensionen in den von dem Zwitter aufgeführten Punkten einander sehr ähnlich waren, sodass Reisen zwischen den verschiedenen Welten nahezu problemlos möglich waren. Skraagk schien die Ausnahme dieser Regel zu bilden.
    »Mich selbst kann ich mittlerweile von diesen Veränderungen nahezu vollständig abschirmen, doch in diesem Fall wird es mir nicht möglich sein, auch euch zu schützen.«
    »Klingt nicht gut«, sagte Nicole sarkastisch und warf ihrem Geliebten einen schmerzlichen Blick zu.
    »Ich war bereits zweimal dort, wie ich erwähnte, und weiß, womit ich zu rechnen habe. Euch werden die Schmerzen nicht erspart bleiben. Doch glaubt mir, eure Körper werden sich an die Umgebung gewöhnen.« Auffordernd streckte er die Hände aus.
    Nicole und Zamorra verstanden, worauf er hinauswollte. »Wir sind zu allem bereit«, sagte sie und ergriff die Hand des Zwitters. Zamorra tat es ihr gleich.
    In der nächsten Sekunde verließen sie die Erde, materialisierten in Skraagk - und schrien vor Schmerzen auf.
    Nur mit Mühe hielt sich Zamorra auf den Beinen. Die Muskulatur seines gesamten Körpers zitterte unter einer plötzlichen Belastung. Ihm war, als jage Strom durch seinen Körper. Seine Oberarme zuckten unkontrolliert. Etwas schien ihn mit Gewalt nach unten zu ziehen. Seine Lungen brannten wie Feuer. Die Augen schmerzten, als würden giftige Dämpfe auf sie einströmen. Das Kribbeln auf jedem Zentimeter freiliegender Haut nahm er erst später wahr. »Ni…cole«, presste er mühsam hervor. Er sorgte sich um sie. Wie mochte sie mit der Belastung fertig werden?
    Sie berührte ihn an der Schulter. »Ich… ich komme zurecht«, stöhnte sie.
    Der Meister des Übersinnlichen wandte sich um. Seine Augen tränten. Durch den wässrigen Schleier sah er seine Geliebte. Ihr Anblick traf ihn mitten ins Herz. Schweiß stand auf ihrer Stirn, und aus ihren Nasenlöchern rann ein dünner Blutstrom. Ihre Augen waren verdreht, sekundenlang war nur das Weiße zu sehen.
    Doch dann sah er noch etwas Weiteres. Er biss die Zähne zusammen. Nein! Nicht jetzt… nicht gerade jetzt!
    Drei Dämonenschlangen krochen blitzschnell auf sie zu, die Mäuler weit aufgerissen. Mordlust blitzte in den kleinen Augen.
    ***
    »Um den Fluch zu brechen, musst du meine Geschichte kennen«, fuhr der Seewächter fort.
    Lakor erwiderte nichts. Ungeduldig wartete er ab. Je eher das Skelett fortfuhr, umso schneller würde er seine Suche fortsetzen können. Das war das Einzige, das ihn wirklich interessierte.
    »Ich war einst ein Affenwesen wie alle anderen Bewohner dieser Welt«, begann das Skelett mit seiner Erzählung.
    »Du hast eine andere Körperform als sie«, widersprach Lakor. Das Skelett sah aus, als stamme es von einem Menschen der Erde.
    »Es ist lange her… die Affen haben sich seitdem verändert.«
    Diese Erklärung nahm der Schwarzmagier kommentarlos hin.
    »Ich trat mit einem meiner Brüder in Konkurrenz. Wir wollten beide über das Volk herrschen - doch nur einer von uns konnte zum Ziel kommen. Der alte Herrscher war von einem Eindringling in unsere Welt getötet worden. Ich entsann einen Plan, meinen Konkurrenten auszuschalten und tötete ihn. Das war ein beispielloses Geschehen; noch nie zuvor hatte ein Affe einen anderen getötet.«
    Das passte zu dem verweichlichten Bild, das sich Lakor von diesem Volk gemacht hatte.

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