0835 - Im Kreisel der Angst
Fremden zu sehen, aus dessen Innern eine böse Fratze hervorgestiegen war…
***
Sie hatten die Tür geöffnet und standen in der Dunkelheit zusammen. Amy war nach rechts gewichen, die beiden Männer hatten sich in die andere Richtung bewegt. Sie schnupperten, weil sie der fremde Geruch irritierte. Sie schauten sich gegenseitig an, aber keiner traute sich, den anderen anzusprechen. Was sie hier spürten, nicht einmal erlebten, das war einfach zu unheimlich.
Wenn sie hinausschauten, schimmerte draußen die helle Schneefläche. Sie konnten hingehen und durch die Vierecke springen, doch keiner von ihnen traute sich, dies zu tun. Sie standen nur da und staunten.
»Hier ist es unheimlich.« Es war Amy gewesen, die endlich das Wort übernommen hatte.
Atoro schwieg, aber Wesley Dragg wollte Stärke zeigen. »Unheimlich ist was anderes.«
»Nein, ist es nicht. Riecht ihr es denn nicht, verdammt? Das ist schon schlimm, verdammt!«
»Komisch ist das schon«, gab Atoro zu. »So ein Zeug habe ich noch nie gerochen. Was kann das sein?«
Wesley hob die Schultern, auch Amy sagte nichts. Im Gegensatz zu den beiden Männern setzte sie sich in Bewegung. Mit tappenden Schritten suchte sie sich ihren Weg durch die graue Dunkelheit und bewegte dabei den Kopf, als wollte sie herausfinden, aus welcher Richtung dieser Gestank genau kam.
»Hast du es?« fragte Wesley.
Amy stoppte. Sie hob die Schultern.
»Also nicht?«
Sie nickte.
»Ich weiß nicht«, murmelte Atoro, »es könnte besser für uns laufen, wenn wir von hier verschwinden.«
»Wieso?« zischelte Dragg.
»Ganz einfach, Wes. Ich habe das Gefühl, auf dem falschen Dampfer zu sein, und nicht nur das. Hier bin ich von Typen umgeben, die ich nicht mag.«
Dragg kicherte. »Siehst du denn jemand?«
»Ich fühle sie.«
»Was denn?«
»Die anderen.«
Dragg ballte die Hände. »Rede keinen Mist, Gil! Das ist doch alles Unsinn.« Er wendete sich an Amy. »He, was ist mit dir, Amy? Spürst oder fühlst du das auch?«
Sie ließ sich Zeit mit der Antwort und nickte schließlich. »Ja, ich weiß, daß sie hier sind.«
Wesley Dragg wollte lachen. Er hatte den Mund schon geöffnet, aber das Gelächter versickerte.
»Hier…?«
»Genau.«
»Ist keiner zu sehen.«
Amy trat einen roboterhaft anmutenden Schritt nach vorn. »Ich weiß, daß sie hier sind. Sie haben auf uns gewartet. Sie… sie konzentrieren sich auf mich. Ich… ich… kann sie riechen. Sie dringen in mich ein, sie übernehmen mich.«
»Wir sollten gehen!« sagte Atoro. Seine Stimme hatte einen zitternden Unterton erhalten.
Keiner hörte auf ihn. Es rührte sich auch keiner, als er sich wieder zurückzog. Er wollte so nahe wie möglich an die Tür heran, um rasch zu verschwinden, wenn es sein mußte.
Wesley und Gil wurden von der Reaktion ihrer Freundin überrascht, denn sie streckte plötzlich die Arme aus, als wollte sie jemand umfangen. Sie bewegte auch die Finger, sogar der Mund zuckte, um letztendlich offen zu bleiben.
»He, was ist?«
Dragg bekam keine Antwort. Amy Potter war mit sich allein beschäftigt. Sie sah nur die Dinge, die von den anderen nicht erkannt werden konnten.
Sie konzentrierte sich dabei auf einen imaginären Punkt. Den Kopf hatte sie leicht in den Nacken gelegt, um zur Decke schauen zu können, als würde von dort etwas auf sie zufliegen. Wieder schnupperte sie, was deutlich zu hören war, und sie schaute dabei dem blassen Schemen entgegen, der sich über ihr durch die Luft bewegte und aussah wie eine geisterhafte Luftschlange.
Sie bestand aus Rauch. Hauchfein und zart. Fäden, die durch die Luft trieben und ihren Weg suchten. Sie konzentrierten sich einzig und allein auf Amy. Sie hatten sich zusammengeballt und waren zu einer in die Länge gezogenen Zigarre geworden, die sich drehend und windend immer mehr dem Ziel näherte.
Amy erwartete das Etwas!
Sie stand da und hatte für nichts anderes einen Blick. Sie wollte dem Fremden und Unheimlichen entgegenlaufen. Sie liebte den zitternden Faden, sie schnappte nach ihm, als er gespenstisch dünn vor ihrem offenen Mund erschien.
Wes und Gil schauten zu. Nur wenn sie intensiv hinsahen, konnten sie den dünnen Faden erkennen, und nicht nur Wes schüttelte dabei immer wieder den Kopf.
»Das pack ich nicht«, flüsterte er. »Das ist doch…«
Das Etwas drang in Amys Mund.
Schon bei der ersten Berührung schrak sie zusammen, und es sah aus, als wollte sie in die Knie sinken, um sich für dieses Eindringen zu bedanken.
Das aber tat
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