0835 - Im Kreisel der Angst
Geschäfte.«
»Tatsächlich? Schauen Sie sich um. Welche Geschäfte könnten das denn sein?«
»Vielleicht sind unsere gleich.«
»Wie kommen Sie denn darauf?«
Sie leckte sich die Schneeflocken von den Lippen. »Da ist doch vorhin jemand gegangen. Kennst du ihn?«
»Wen?«
»Der hat eine Leiche getragen.«
In mir klingelten die Alarmglocken. Natürlich ließ ich mir nichts anmerken. »Eine Leiche?«
»Klar, das mußt du doch gesehen haben.«
»Sollte es mich etwas angehen?«
»Du weißt sicherlich mehr.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Ich habe dich beobachtet. Es ist noch einer aus deinem Wagen gestiegen, nicht wahr?«
»Das könnte sein.«
»Wo ist er hin?« Sie gab sich selbst die Antwort. »Natürlich dem Kerl mit der Leiche nach. Du bist im Wagen geblieben und hast auf sie gewartet, denke ich.«
»Meinen Sie?«
Hinter dem Flockenvorhang verzog sich ihr Gesicht zu einem Lächeln. Ich sah es sehr genau und wunderte mich darüber, daß ich von ihr keine Antwort bekam. Das Lächeln gefiel mir nicht. Es sah mir einfach zu siegessicher aus.
Da hörte ich das Klopfen!
Es klang nicht hart, auch nicht blechern, mehr gedämpft, aber es war nicht zu überhören - und es war in meinem Rücken aufgeklungen, was ich nun gar nicht mochte.
Ich drehte mich.
Zwei Gestalten standen neben der Fahrerseite. Schon beim ersten Hinsehen hatte ich erkannt, daß ich es diesmal mit Männern zu tun hatte. Sie und die Frau gehörten zusammen. Einer klopfte mit der behandschuhten Faust auf das Wagendach. Ein normaler Handschuh hätte dieses Geräusch nicht hinterlassen. Dieser Kerl mußte etwas in der Hand halten. Als er den Arm jetzt anhob, erkannte ich es besser.
Das kurze Blitzen, das Schimmern, kalt und stählern. Das war ein Schlagring, den er sich über die Linke gestreift hatte. Damit war klar, was man von mir wollte.
»Er will nicht reden, Wes!«
»Das werden wir gleich haben.«
Der mit Wes Angesprochene trat vor. Von ihm war auch nicht viel zu sehen. Die Pudelmütze hatte er tief in die Stirn gezogen. Den Mund und einen Teil der Nase bedeckte ein dunkler Schal.
Sein Kumpan, er war etwas kleiner, rührte sich nicht.
»Warum hast du ihr nicht gesagt, was mit dieser Frau los war? Wohin sie gebracht wurde?«
»Ich habe keine Ahnung. Außerdem interessiert es mich auch nicht.«
»Du lügst. Aber wir lügen nicht. Wir wollen wissen, was hier abgelaufen ist.«
»Nichts, was euch interessieren könnte.«
Wes lachte.
Ich wußte, daß es gefährlich war. Ich dachte auch an die Person in meinem Rücken, wollte nicht den Fehler begehen, sie als Frau zu unterschätzen. Wer sich hier herumtrieb, da, spielte es keine Rolle, ob es ein Mann oder eine Frau war.
Ich bekam das Knirschen noch mit. Da traf mich ein Schlag in den Rücken, der mich nach vorn wuchtete. Zudem kam ich noch auf der glatten Fläche zu Rutschen und spürte plötzlich einen Strom der Angst in meinem Körper. Ich dachte nur an den Schlagring, zog den Kopf ein und streckte die Arme vor.
Dieser verdammte Gegenstand, der mein Gesicht hätte zerschmettern können, traf mich nicht. Wesley hatte auch nicht zugeschlagen. Er fing mich ab, fluchte dabei und drehte mich herum. Mit dem Rücken prallte ich gegen die Fahrerseite des Rover.
Der zweite hatte sich geduckt. Er umklammerte meine Beine. Ich hörte ihn schrill kichern. Von der Seite her näherte sich die Frau. Sie lachte ebenfalls.
Und vor mir stand Wesley.
Er holte mit der Linken aus. »Siehst du mein Argument?« fragte er. »Schau es dir genau an. Es wird nicht viel von deiner Visage übriglassen, das verspreche ich dir.«
Die Angst war verflacht. Ich hatte mich zusammengerissen. Ich kannte die Gesetze der Straße nur zu gut, der andere bluffte nicht. Argumenten war er nicht zugänglich. Deshalb mußte es mir gelingen, ihm einen Köder hinzuwerfen.
»Okay, okay, ist ja alles klar. Ich weiß sehr gut Bescheid. Was wollt ihr wissen?«
Wesley lachte. Der andere hielt noch immer meine Beine fest. Und das Weib schaute zu.
»Ganz einfach. Da hat einer eine Leiche weggeschleppt. Wir haben es genau gesehen.«
»Na und?«
»Wo schafft er sie hin?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Der ist auch ein Bulle«, sagte die Frau.
Für einen Moment zuckte Wesley zusammen. »Woher weißt du das, Amy?«
»Feeling.«
»Bist du ein Bulle?«
»Sicher!«
Wesley lachte. »Es ist uns scheißegal, ob du ein Bulle bist. Wir machen dich fertig. Hier sind wir allein, durch diese Hölle kommt kein Wagen, das sollte dir
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