0835 - Rückkehr der Vernunft
„Ich bin der Kommandant. Die Befehle erteile ich, sonst niemand."
„Ich habe nicht vor, Ihre Autorität anzuzweifeln", erklärte der Narben-gesichtige ruhig. „Ich wundere mich nur, daß eine Persönlichkeit wie Sie es scheinbar nötig hat, Ihren Mut unter Beweis zu stellen. Oder gibt es einen anderen Grund für Sie, die Laren anzugreifen?"
„Sie sind ein Feigling, Tekener."
Der Terraner schüttelte den Kopf. Er blieb ruhig. Als Kosmopsychologe wußte er, daß er nichts überstürzen und keine Unsicherheit zeigen durfte. „Darauf kommt es nicht an", sagte er. „Tatsache aber ist, daß die TORGORTH einen Kampf gegen eine wenigstens dreifache Übermacht nicht überstehen kann."
„Also doch - Feigling."
„Es geht nicht um mich. Es geht um den strategischen Wert dieses Raumschiffs. Die TORGORTH zu opfern, hieße die Schlagkraft der ha-lutischen Flotte zu schwächen und damit die Aussichten im Kampf gegen die larische Macht in der Galaxis zu verringern. Auf diese drei SVE-Raumer kommt es nicht an. Wir erreichen nur etwas, wenn wir gezielt gegen die Laren vorgehen und sie da treffen, wo es ihnen wirklich weh tut."
„Wir sind zum Kämpfen gekommen", brüllte Croor Ross gereizt. „Und wir werden kämpfen."
„Ich bitte Sie, seien Sie vernünftig."
„Halten Sie den Mund!" Die Stimme des Haluters steigerte sich derart, daß den Terranern die Ohren schmerzten. Tekener gab dennoch nicht auf. „Behandelt man so einen Freund?" fragte er. „Appellieren Sie an meine Dankbarkeit?" schrie Ross. „Die gibt es nicht in diesem Fall. Verlassen Sie die Zentrale. Sofort."
„Wir möchten die Auseinandersetzung von hier aus verfolgen", erwiderte Tekener. „Dagegen werden Sie doch wohl nichts einzuwenden haben?"
Der Haluter überlegte kurz, dann wandte er sich wortlos ab und setzte sich in den Kommandantensessel.
Tekener und Jennifer blickten sich an. „Schutzanzug anlegen", befahl Ross. „Das gilt auch für die Terraner."
Nun blieb Tekener und der Überlebensspezialistin nichts anderes übrig, als in die für sie ausgebauten Räume zurückzukehren und von dort die Schutzanzüge zu holen. Sie verließen die Zentrale und schwebten im Antigravschacht nach oben. „Wahnsinn", sagte Jennifer erbittert. „Es ist purer Wahnsinn, daß er die SVE-Raumer angreift. Du hättest nicht aufgeben sollen."
„Ich mußte", entgegnete Tekener ruhig. „Er hätte nicht nachgegeben und sich allzu sehr in den Zorn hineingesteigert. Ich mußte ihm Zeit für strategische Überlegungen lassen."
„Wahrscheinlich hast du recht", sagte sie seufzend.
Sie hatten ihre Räume erreicht. Schweigend legten sie die Schutzanzüge an. Dabei zeigte sich, daß beide nicht ganz in Ordnung waren. Tekener mußte einige kleine Korrekturen vornehmen und ein Ventil reparieren. Diese Arbeiten waren schnell erledigt, kosteten jedoch soviel Zeit, daß der Kampf mit den SVE-Rau-mern begann, bevor sie die Zentrale wieder erreicht hatten.
Jennifer und Tekener befanden sich im Antigravschacht, als die TORGORTH von einem schweren Treffer erschüttert wurde. Für einen kurzen Moment versagten die Anti-gravprojektoren, und die beiden Terraner wurden gegen die Schachtwand geschleudert. „Dieser verdammte Narr", fluchte Tekener. „Er bringt uns alle um."
Er schaltete das Fluggerät seines Raumanzugs an und zog Jennifer mit sich. Als sie die Hauptleitzentrale erreichten, erhielt die TOR-GORTH den nächsten Treffer. Mehrere Explosionen erschütterten das Raumschiff.
Das Schott zur Zentrale öffnete sich auffallend langsam. Und dann sah Tekener, daß eine Flut von roten Warnlichtern vor Croor ROSS aufleuchtete. Mehrere Bildschirme waren ausgefallen. Auf den noch funktionierenden Schirmen konnten die beiden Terraner erkennen, daß die drei SVE-Raumer völlig unbeschädigt waren.
Tekener blickte zum Waffenleitstand hinüber.
Auch hier zeigten zahllose rote Lichter an, daß die meisten Systeme ausgefallen waren. Die TORGORTH war den Angriffen der Laren fast wehrlos ausgesetzt.
Der Hauptbildschirm wurde weiß. Wieder erschütterte eine Explosion das Schiff. Sie war so heftig, daß Tekener und Jennifer quer durch die Zentrale geschleudert wurden. Der Sitz des Kommandanten mit Croor ROSS brach aus seiner Verankerung und rutschte kreischend über den Boden bis hin zum Hauptcomputer.: Ronald Tekener prallte mit dem Kopf gegen den Waffenleitstand. Vergeblich versuchte er, sich abzustützen.
Schlagartig wurde es dunkel um ihn.
Jennifer erging es nicht anders als ihm.
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