0836 - Das Puppenmonster
Zeugen?«
Er enthielt sich einer konkreten Antwort und meinte nur: »Jedenfalls werde ich mich jetzt von Ihnen verabschieden. Ich habe Sie schon lange genug aufgehalten, und Sie haben sicherlich morgen Sendung?«
»Das stimmt.«
»Gut.« In der Diele reichte er Leona Lockwood die Hand. »Sollte ich noch irgendwelche Fragen haben, werde ich mich bei Ihnen melden.«
»Tun Sie das, Sir.«
»Und eines verspreche ich Ihnen.«
»Was denn?«
»Daß ich mir morgen, nein, es ist ja schon heute, Ihre Sendung anschauen werde.«
»Bitte, ich kann Sie nicht daran hindern.«
Tanner ging. Er setzte seine Schritte nicht eben schnell, und sein Gesicht zeigte schon einen ziemlich nachdenklichen Ausdruck, als er die Treppen hinabstieg.
Er hatte die Puppe gesehen.
War sie eine Mörderin?
Das Pärchen beharrte darauf. Weder das Mädchen noch der junge Mann hatten sich widersprochen, obwohl sie einem ziemlich scharfen Verhör unterzogen worden waren. Sie waren es auch gewesen, die die Polizei alarmiert hatten.
Was lief hier ab? Wie weit konnte er einer Leona Lockwood überhaupt trauen?
Chiefinspektor Tanner sah gewisse Probleme auf sich zukommen. Und immer wenn das eintrat, dann fiel ihm der Name eines Mannes ein, der ihm bei diesen Problemen sicherlich helfen konnte.
Der Mann hieß John Sinclair!
***
Shao war wieder da!
Sie war zurück, sie war nicht tot, obwohl unsere Gegner, die Mächte der Finsternis, alles darangesetzt hatten, dies in die Wege zu leiten. Es war »nur« eine raffinierte Täuschung, auf die Suko und ich hereingefallen waren. Letztendlich hatte dieser gesamte rächende Hexenspuk nicht geklappt, und es gab zwei überglückliche Menschen auf der Welt.
Suko und Shao!
Zwar mußte sie immer noch damit rechnen, hin und wieder an die Seite der Göttin Amaterasu zurückzukehren, aber es war nicht mehr so wie früher, als sie ausschließlich in einer anderen Dimension verschwunden war, als letzte der langen Ahnenreihe, die mit Amaterasu begonnen hatte. In der Hauptsache blieb sie bei Suko.
War das ein Jahresausklang gewesen!
Wir hatten ihn begossen, wir hatten ihn gefeiert, bis sich die Balken bogen, wie man so schön sagt.
Die Conollys hatten ein Fest gegeben und alles eingeladen, was Rang und Schulden hatte.
Auch die Horror-Oma war gekommen und hatte kräftig mitgebechert. Im Vertrauen gesagt, selbst Suko war nicht mehr ganz nüchtern gewesen, aber diese aus dem Stegreif improvisierte Feier war schon super und unvergeßlich gewesen.
Den Jahreswechsel hatte ich noch mitbekommen. Ich erinnerte mich an den explodierenden hell erleuchteten Himmel über London, die nächsten Stunden war ich auch noch anwesend, aber geistig nicht mehr so klar, und gegen vier, glaube ich, war ich dann ins Bett gefallen.
Was anschließend passierte, darüber möchte ich den Mantel des Schweigens betten, bitte sehr. Es war einfach furchtbar gewesen, und wir konnten dankbar sein, daß unsere Feinde diesen Zustand nicht ausgenutzt hatten.. Es gab wohl keinen, der nicht von der Rolle gewesen wäre, eine Ausnahme Lady Sarah, die es sich nicht hatte nehmen lassen, das Frühstück zuzubereiten. Dies allerdings erst am Nachmittag, und unser Appetit hatte sich in Grenzen gehalten.
Gegen Abend waren wir dann wieder nach Hause gefahren. Suko und Shao wollten für sich sein und Urlaub machen. Ich wollte wieder ins Bett und versuchen, die bohrenden Kopfschmerzen einfach durch Schlaf zu überwinden. Der nächste Tag war noch frei. Zeit zum Gammeln und Regenerieren, Schließlich hatte mich an einem Montag der Job wieder. Ein mieser Tag, den ich im Büro verbrachte. Glenda war auch nicht da, ich mußte eigentlich irgendwelchen Papierkram aufarbeiten, fing damit allerdings erst gegen Mittag an. Gestört wurde ich von keinem, selbst Sir James hielt sich zurück, und Suko rief auch nicht an.
Ich hockte so vor mich hin, trank hin und wieder einen Kaffee, dachte an alles mögliche und war heilfroh, als die »Arbeitszeit« vorüber war. Anschließend ging es mir wieder besser, und ich spielte ebenfalls mit dem Gedanken, für ein paar Tage wegzufahren. In die Berge, wo der Schnee lag und lange Spaziergänge sicherlich guttun würden.
Es kam anders.
Der andere Morgen lief eigentlich so glatt an wie der Morgen zuvor. Sir James spannte noch aus, Glenda wollte ebenfalls erst am nächsten Tag wieder ins Büro kommen. Ich kochte mir allein den Kaffee, der längst nicht so gut war wie der meiner Sekretärin - mochte der Teufel wissen, wie sie das
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