0836 - Das Puppenmonster
Schauer über den Rücken.
***
Es war genau sechs Minuten nach elf, als mir das Paar gemeldet wurde. Ich bat einen Kollegen, die beiden hochzubringen, und wenig später standen sie verlegen in meinem Büro und wußten eigentlich nicht, was sie sagen sollten.
Ich überbrückte die Verlegenheit mit einem freundlichen Lächeln und ebensolchen freundlichen Worten. Mit Handschlag begrüßte ich sie und bot ihnen Plätze an.
Noch immer etwas unsicher setzten sie sich. Angie war ein kleines blondes Geschöpf mit Pferdeschwanz. Sie trug Jeans, eine Weste und einen Pullover drunter. Ihre karierte Jacke hatte sie an den Haken gehängt.
Ihr Freund überragte sie deutlich. Ein Kerl mit braunen Strubbelhaaren und drei kleinen Ringen im rechten Ohr. Er war so nervös, daß er seine Hände immer am Stoff der Jeanshose abwischte.
»Kaffee habe ich gekocht. Trinken Sie eine Tasse?«
Beide nickten.
»Okay, ich hole die Brühe.«
Die ersten Schlucke schienen Wunder zu wirken, denn beide verloren ihre Scheu. Zudem machte ich es ihnen auch leicht, denn ich sprach über allgemeine Themen, die auch junge Leute interessierten, besonders über Musik und Urlaub.
Ich erfuhr, daß der junge Mann bald studieren würde. Angie wollte Erzieherin werden und ging bereits seit zwei Jahren auf eine entsprechende Schule.
»Das sind doch gute Aussichten für ein junges Paar«, sagte ich. »Man findet es heute selten.«
»Kann schon sein«, meinte Angie. »Und ihr wollt auch zusammenbleiben?«
Sie schauten sich an. »Vorerst ja.«
Ich lachte über Angies Antwort. »Ist schon gut. Ich hatte nicht vor, euch in Verlegenheit zu bringen, denn wir müssen auch mal zur Sache kommen, denke ich.«
»Ja«, murmelte der junge Mann und fragte gleich darauf. »Wissen Sie denn Bescheid?«
»Ja, mein Kollege rief mich an.«
»Der hat uns ja geschickt.«
»Das war genau richtig.«
Sie tranken ihren Kaffee und wußten nicht so recht, wo sie anfangen sollten. Ich half ihnen und schlug vor, bei ihrem Stopp auf dem Parkplatz zu beginnen.
»Nun ja, da ist es eben immer so einsam«, gab Angie zu und wurde etwas rot.
»Stimmt, aber so genau wollte ich es nicht wissen. Ihnen fiel also der Mann auf.«
Jetzt sprach Steve. »Klar, wir mußten ihn einfach sehen, weil er in das Licht der Lampe geriet. Es war eine Außenleuchte, die das Licht streute. Der Mann war nicht mehr nüchtern, hatte auch Schwierigkeiten, die Tür aufzuschließen, schaffte es aber, und dann passierte es.«
Ich erfuhr ungefähr das gleiche, was mir auch schon Freund Tanner erzählt hatte. Beide blieben bei ihrer Behauptung, daß eine Puppe die Mörderin gewesen war, und zwar eine sehr bekannte Puppe, die Ivy hieß und viele Kinder vor den Bildschirm lockte. Beide konnten die Tat in vielen Einzelheiten schildern. Zwischendurch mußten sie immer wieder Luft holen und sich gegenseitig durch entsprechende Worte unterstützen.
»Wir sind dann geflohen!« flüsterte Angie. »Es war so schlimm, beinahe hätte Steve noch einen Unfall gebaut.«
Der Junge nickte zustimmend, als er die Worte hörte.
»Und dann haben Sie die Polizei alarmiert?«
»Ja, Sir, so war es.«
Ich räusperte mich und schaute Steve an. »Ich möchte noch einmal auf die Puppe zurückkommen. Sie ist wirklich allein dort erschienen und wurde nicht von einer anderen Person festgehalten?«
»Sie war allein, und sie hatte dieses Beil. Für ihre kleine Hand war es eigentlich zu groß. Sie schlug damit immer wieder zu, und wir haben eine schreckliche Angst bekommen.«
»Das kann ich mir denken. Sie haben nicht gesehen, wohin diese Puppe dann ging?«
»Nein.«
»Vielleicht zurück ins Haus«, murmelte Angie. »Von dort ist sie auch gekommen.«
»Da wohnt auch Leona Lockwood, die Bauchrednerin«, bestätigte Steve Kershin.
Ich nickte und sagte: »Ich hätte da noch eine Frage. Sie sind nicht zufällig von dieser Puppe entdeckt worden - oder?«
»Nein, nein, wir nicht. Wir saßen ja im Wagen und die Scheiben waren beschlagen…«
Ich lächelte. »Sorry, das hatte ich vergessen. Es ist bei mir schon etwas länger her. Gehen wir davon aus, daß es stimmt, dann brauchten Sie beide auch keine Angst davor zu haben, daß Ihnen die Puppe nach dem Leben trachtet.«
»Nein, das brauchen wir wohl nicht.«
»Gut.« Ich räusperte mich. »Wenn Sie eine Lösung erhofft haben, muß ich Sie enttäuschen, aber ich werde mich um den Fall kümmern.«
»Was wollen Sie denn tun, Mr. Sinclair?«
Ich lächelte Angie an. »Dieser Leona
Weitere Kostenlose Bücher