Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0836 - Vision der Vollendung

Titel: 0836 - Vision der Vollendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
bilden: In einer kosmischen Schule des Lebens.
    Ankamera hatte alles erreicht, was ein Konzept nur erreichen konnte. Sie war eine Tri, beherrschte alle Disziplinen der Paranoetik meisterhaft, und ihr Leben war mit erfolgreicher Forschungstätigkeit ausgefüllt.
    Und doch war sie nicht restlos zufrieden.
    Sie war eines der wenigen Konzepte, die nach dem Sinn ihrer Existenz fragten. Die Tatsache ihrer Existenz war ihr zu wenig.
    Sie stellte immer wieder die gleiche Frage, doch erhielt sie immer wieder die gleichen unbefriedigenden Antworten: „Wir müssen uns weiterentwickeln, um den Plan der Vollendung zu verwirklichen. Wir sind die Auserwählten von ES."
    Aber ES selbst schwieg. ES hatte sich seit dem Tag, als es die drei Milliarden Konzepte auf EDEN II aussetzte und auf die Reise schickte, nicht mehr gemeldet.
    Hatte ES seine Kinder vergessen?
    Ankamera wollte es herausfinden. Sie faßte einen Entschluß.
    Als EDEN II beim nächsten Zwischenstop in ein Sonnensystem mit acht Planeten kam, dessen fünfter Planet eine Sauerstoffwelt war, setzte sie sich ab.
    Das war ihre Herausforderung an ES.
    Doch ES meldete sich noch immer nicht - auch dann nicht, als EDEN II wieder Fahrt aufnahm. Es war fast schon eine Trotzreaktion, daß Ankamera auf der fremden Welt zurückblieb.
     
    *
     
    Ankamera war unumschränkte Herrscherin des Planeten.
    Die Eingeborenen verehrten sie als Gottheit und hatten ihr einen gewaltigen Tempel errichtet, in dem sie residierte. Dort führte sie ein zurückgezogenes Leben.
    Nur einmal im Jahr zeigte sie sich „Ihrem" Volk" und zwar an jedem Jahrestag der Befriedung dieser Welt. Die übrige Zeit lagerte sie ihren Körper zumeist im Soma-Kontinuum und ließ ihr Noema sich entfalten.
    Sie hatte viel Zeit zum Nachdenken.
    Ankamera schlenderte durch die hohen Tempelhallen.
    Der Fackelschein spiegelte sich in den glatten Marmorwänden und wurde von den archaischen Bronzestatuen reflektiert, die alle nur sie und ihre zwanzig Missionare darstellten.
    Eine wispernde Stimme ließ sie zusammenzucken.
    Ankamera drehte sich in die Richtung, aus der die Stimme kam. Dort lag der Hohepriester Venffer auf dem Boden.
    Der geschuppte Rücken war gekrümmt, die kurzen Arme hatte er an die schuppenlose Vorderseite seines Echsenkörpers gedrückt, die stummelartigen Beine waren auf dem Boden ausgestreckt, der Schwanz eingeringelt.
    „Was gibt es?" fragte Ankamera.
    Der Hohepriester zischelte etwas. Ankamera lauschte seinen Gedanken, und sie erfuhr daraus, daß die zwanzig Missionare in der Opferhalle eingetroffen waren.
    „Ich werde sie im Heiligtum empfangen", sagte Ankamera und sandte ihm den entsprechenden Gedankenimpuls. Venffer zog sich rückwärts kriechend zurück.
    Ankamera hatte es längst schon aufgegeben, die Sprache der Eingeborenen zu erlernen. Sie hätte mit gespaltener Zunge sprechen müssen, um derartige Laute hervorzubringen, und sie hätte ein anderes Gehörorgan gebraucht, um sie auseinanderhalten zu können. Deshalb verständigte sie sich paranoetisch mit ihnen, was auch viel wirkungsvoller war.
    Als Ankamera die Opferhalle betrat, erhoben sich die zwanzig Missionare von ihren Plätzen. Es waren sieben Männer und dreizehn Frauen. Es handelte sich um jene Noemata, die sie als Dreifach-Konzept in sich vereinigt hatte. Die Arbeit auf dieser Welt hatte es jedoch notwendig gemacht, sich von ihnen zu trennen und jedem Bewußtsein seinen eigenen Körper zu überlassen.
    „Ich freue mich, daß ihr gekommen seid", sagte Ankamera. „Diese jährlichen Treffen sind die einzige Abwechslung für mich."
    „Uns ergeht es nicht anders", sagte Planquart frei heraus.
    Er war einer von jenen gewesen, der am heftigsten gegen eine Zersplitterung des Konzepts protestiert hatte.
    Doch Ankamera hatte damals darauf bestanden, daß jedes Noema in seinen Partialkörper zurückkehre, denn dadurch versprach sie sich eine größere Breitenwirkung. Sie hatte es sich nun einmal zur Aufgabe gemacht, die Entwicklung der Eingeborenen zu fördern - und dafür mußte sie das Konzept opfern.
    „Wir alle müssen Opfer bringen", sagte Ankamera. „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die Einwohner dieser Welt zu fördern, weil wir erkannt haben, daß nur das der Sinn unseres Lebens sein kann. Wozu haben wir Konzepte uns solch enormes Wissen erworben, wenn nicht, um unterentwickelten Völkern zu helfen."
    „Glaubst du denn noch immer, daß ES das mit uns vorhatte?" erkundigte sich Hilvar.
    Ankamera gab darauf keine Antwort. Als

Weitere Kostenlose Bücher