0837 - Im Bann des Neutronensterns
er erst, wieviel Aktivität ein Wesen wie er zu entfalten in der Lage war.
Welche Taten hätte er vollbringen können, wenn er nicht jahrzehntausendelang einfach im Zustand der Starre verharrt wäre, wie es ihm sein Auftrag gebot.
Es war von da nicht weit bis zu dem Schluß, daß er womöglich doch ein künstlich erschaffenes Wesen sei, das nur eben für diesen einen Auftrag erzeugt worden war und keine andere Daseinsberechtigung hatte als die, die seine Aufgabe ihm verlieh.
Kaum aber hatte er diese traurigen Gedanken gedacht, so kam ihm zu Bewußtsein, daß sie unmöglich richtig sein konnten. Wäre er wirklich nur ein Werkzeug, dann hätten die, die ihn erschufen, dafür gesorgt, daß er sich über seine Minderwertigkeit keine Gedanken machen konnte. Die Tatsache allein, daß er in der Lage war, den Sinn seines Daseins in Frage zu stellen, bewies, daß er mehr war, als er sich selbst zugestehen wollte.
Plötzlich fühlte Kempah, der Aufpasser, eine brennende Wißbegierde. Er wollte mehr über sich selbst wissen.
Er wollte wissen, woher er kam und wer seine Erzeuger waren. Konnte er dies aber hier, auf dieser fremden Welt, erfahren? Nein. Er mußte zum Leuchtfeuer zurückkehren.
Eines Tages würde er die Signale empfangen, auf die zu achten seine Aufgabe war. Dann würde er die Impulse des Leuchtfeuers neu ausrichten, und kurze Zeit später würden die Dinge in Bewegung geraten.
Er wußte zwar nicht, in welcher Richtung - aber er war sicher, daß sich seine Wißbegierde nur dann befriedigen lassen werde, wenn er zu seiner Aufgabe zurückkehrte.
Seinen Plan, die drei Fremden unschädlich zu machen und mit der Hilfe ihrer Technik den Feind herbeizurufen, der als einziger in der Lage war, ihm den Rückweg zur Welt des Leuchtfeuers zu zeigen, hatte er inzwischen allerdings schon längst aufgegeben. Während des Nachdenkens über sich selbst war ihm nämlich etwas aufgegangen, das seine Einstellung den Fremden gegenüber radikal änderte.
Der Fremde, mit dem er sich unterhalten hatte, wäre durchaus in der Lage gewesen, ihn zu töten. Die Waffe, die er bei sich trug, stak voller Energie. Kempah hatte das gespürt. Kempah an der Stelle des Fremden hätte nicht gezögert, zu seiner Verteidigung das energiereichste Gerät zu benützen, das ihm zur Verfügung stand.
Der Fremde dagegen hatte anders gehandelt. Er hatte Kempah unschädlich gemacht, aber darauf verzichtet, ihn zu töten.
Seit ihm das klar geworden war, empfand Kempah ein Gefühl, das er noch nie zuvor beobachtet hatte.
Er würde beizeiten erfahren, daß es sich um Dankbarkeit handelte. Vorläufig jedoch wußte er wenig damit anzufangen. Es bestärkte ihn lediglich in seiner Ansicht, daß alles, was er von nun an tat, so bemessen sein müsse, daß den drei Fremden kein Schaden daraus entstand.
Als nächstes entschied er, mußte er dieses Fahrzeug verlassen. Denn den Gedanken des einen Fremden, die er besonders gut verstehen konnte, entnahm er, daß das Fahrzeug dieser Welt bald den Rücken kehren werde. Er aber, Kempah, konnte nur von hier aus den Rückweg zum Leuchtfeuer finden.
Er nahm an, daß die Wesen, die die Station mit den drei Kuppeln erbaut hatten und die die Fremden als ihre Feinde bezeichneten, eines Tages hierher zurückkehren würden.
Dann war es an ihm, sie zu zwingen, daß sie ihn dorthin zurückbrachten, wohin er gehörte. Bis dahin mochte noch geraume Zeit vergehen. Das machte ihm wenig aus.
Trotz seiner Wißbegierde hatte er es auf einmal gar nicht mehr eilig. Das lag daran, daß er den Weg nun kannte, den er gehen mußte. Die Gewißheit erfüllte ihn mit innerer Ruhe und gab ihm Selbstsicherheit.
Der Zufall wollte es, daß unter den drei Fremden alsbald erhebliche Aufregung entstand.
Er begriff nur soviel, daß die sterbende Sonne offenbar auf unerwünschte Art und Weise tätig geworden war. Das interessierte ihn jedoch nicht. Für ihn war nur wichtig, daß er unbemerkt entkam. Die allgemeine Aufregung bot ihm die erwünschte Gelegenheit.
Er schlich durch das Schott, das einer der drei Fremden offengelassen hatte. Dann machte er sich auf den Weg zur Bodenschleuse, die er auf dieselbe Weise zu überlisten hoffte wie vorhin, als er in das Fahrzeug eingedrungen war.
*
„Das erhöht Ihr Risiko auf unangenehme Art und Weise", sagte Roctin-Par zu Julian Tifflor, nachdem er die Meldung der ALHAMBRA verarbeitet hatte.
„Gewiß tut es das", antwortete der Terraner. „Andererseits haben wir aber auch Vorteile
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