0837 - Im Bann des Neutronensterns
Schleusenschott unmittelbar nach ihrer Rückkehr von der Station ein zweites Mal geöffnet wurde. Aber er hatte keinen Grund gehabt, mißtrauisch zu sein.
Diesmal jedoch paßte er scharf auf. Er hatte die Sohle des Schachtes fast erreicht, da trat das Erwartete ein: Er empfing eine Serie schwacher Signale - genau die Impulsfolge, auf die der Öffnungsmechanismus des Schottes ansprach.
Als der Vario die Bodenschleuse erreichte, war der Aufpasser längst verschwunden. Das Wesen in der Maske des Interstellar-Kaufmanns Arpad Gunter zögerte eine unmerklich kurze Zeitspanne. Sollte es den Aufpasser verfolgen oder sich selbst überlassen?
Die Entscheidung fiel zugunsten der Verfolgung.
Der Vario benachrichtigte Roctin-Par. Dann schloß er die Raummontur, öffnete das Schott und glitt in der Hülle des künstlichen Schwerefelds hinab auf den steinigen Boden.
*
Sengender Schmerz, der das Bewußtsein bis an den Rand des Abgrunds trieb - und undurchdringliche Finsternis und das unangenehme Gefühl, wie von einem Teufelskarussell durcheinandergewirbelt zu werden: Julian Tifflor spürte, daß der zweite Sprung längst nicht so reibungslos gelingen werde wie der erste. Angst wallte in ihm auf.
Er war Mächten ausgeliefert, mit denen er sich nicht auskannte. Es gab nichts, das er zu seiner Rettung hätte tun können. Tako Kakutas Bewußtsein war wie abgeschaltet Es gab kein Zeichen mehr.
Schließlich hörte die kreiselnde Bewegung auf.
Der Schmerz verebbte. Julian Tifflor versuchte, die Augen zu öffnen, und blickte in eine unerträgliche grelle Lampe.
„Wo sind wir?" fragte er in sich hinein.
Die Antwort kam so schwach, als sei der Mutant Lichtjahre weit entfernt.
„An Bord der GÜROSOLL!"
„Wo steckst du?" fragte Tifflor erschreckt.
„Immer noch am selben Fleck - in deinem ewig jugendlichen Körper", antwortete Tako Kakuta mit einem Anflug von Galgenhumor. „Ich muß mich nur erst von dem Schock erholen."
„Es gab Komplikationen, nicht wahr?"
„Du sagt es, mein Freund. Den Zeitpunkt des Rücksprungs suchen wir uns am besten mit größter Sorgfalt aus."
Hinter dieser Folge scheinbar sorgloser Gedanken verbarg sich tiefer Ernst. Julian Tifflor spürte das deutlich.
„Unter Umständen werden wir warten müssen, bis die Turbulenz vorüber ist", meinte er.
„Mach dir nichts vor! Woher sollen wir wissen, wie lange die Turbulenz dauert? Und wenn sie wirklich in ein paar Stunden vorbei ist, sind wir soweit von Houxel entfernt, daß meine Kraft nicht mehr ausreicht, um bis dorthin zu gelangen. Werden Roctin-Par und der Vario von sich aus so schlau sein, der GÜROSOLL zu folgen?
Denn mit ihnen verständigen dürfen wir uns nicht. Du kannst Gift darauf nehmen, daß die Laren das Schiff ganz genau im Auge behalten."
Tifflor wußte, daß es gegen diese Argumente keinen vernünftigen Einwand gab.
„In welchem Teil des Fahrzeugs sind wir hier?" fragte er. „Je rascher wir Vanne finden, desto besser sind wir dran."
Sie sahen sich um. Der Raum, in dem sie materialisiert hatten, war leer. Der Ausgang hatte die Form eines Torbogens und war unverschlossen. Sie gelangten auf einen hellerleuchteten Korridor, der vor einem Antigravschacht endete. Sie glitten in die Höhe. Wenige Minuten später fanden sie den Kommandoraum.
Noch immer saßen Tallmark, Sorgk und Splink an den Kontrollen. Vor kurzem war auch Kershyll Vanne in die Steuerzentrale zurückgekehrt. Mit wenigen Worten hatte er die drei Kelosker über das Bevorstehende aufgeklärt. Ihre Überraschung hielt sich daher in Grenzen, als Julian Tifflor den runden Raum betrat.
Tifflor bemerkte die Erleichterung, die sich in Kershyll Vannes Blick spiegelte.
„Hatten Sie geglaubt, ich werde Sie im Stich lassen?" fragte er.
„Nicht absichtlich", antwortete das Konzept. „Aber da draußen wird die Turbulenz immer stärker. Mir ist nicht klar, ob Sie dadurch in Ihrer Bewegungsfreiheit gehindert werden."
„Ein wenig", antwortete Tifflor. „Wichtiger ist, was mit der GÜRO-SOLL geschieht. Wird sie heil durch den Sturm kommen?"
Die drei Kelosker hatten die Frage gehört und verstanden. Tallmark und Sorgk kamen auf Tifflor zu.
„Es bleibt uns keine andere Wahl: Wir müssen es schaffen", erklärte Tallmark.
„Wenn der Sturm uns abtreibt, versäumen wir den Anschluß an Dobrak", fügte Sorgk hinzu.
„Ich verstehe. Wissen Sie, wo Dobrak sich aufhält?"
„Nicht so, daß wir Ihnen die Koordinaten geben könnten", antwortete Tallmark. „Es ist ein
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