0837 - Im Bann des Neutronensterns
anzuwenden waren.
Die kleine Bordapotheke, zwischen den Arbeitsplätzen des Piloten und des Kopiloten angebracht, enthielt was er brauchte. In fiebernder Eile injizierte er beiden Bewußtlosen ein kreislaufanregendes Mittel. Mehr konnte er fürs erste nicht tun.
Die nächsten Minuten waren kritisch. Der nächste Schritt konnte erst getan werden, wenn die Reglosen auf die Injektion reagierten.
Aber das Schicksal ließ dem Provconer keine Zeit.
Eine Alarmpfeife gellte. Erschreckt sah er auf und erblickte auf dem Orterschirm einen grellen Reflex, der in unmittelbarer Nähe der Bildflächenmitte stand.
Das larische Beiboot! schoß es ihm durch den Sinn.
Von da an überstürzten sich die Ereignisse. In diesen Sekunden der höchsten Gefahr entfaltete Roctin-Par die Fähigkeiten, die er während der langen, ruhigen Jahre auf Gäa fast verloren zu haben glaubte. Er agierte wie der geborene Kämpfer: Zielsicher, konsequent und vor allen Dingen blitzschnell.
Es gab keinen Zweifel, daß der Lare bei der Station zu landen beabsichtigte. Er durfte die SOLO auf keinen Fall zu Gesicht bekommen, sonst würde er unweigerlich die Space-Jet mit den Keloskern und Kershyll Vanne in Verbindung bringen. Damit aber wäre der Erfolg des Achtzigjahresplans im letzten Augenblick noch in Frage gestellt.
Roctin-Par schätzte die Entfernung zwischen den beiden Fahrzeugen. Wenn er sofort startete, konnte er auf die dunkle Hälfte von Houxel hinaus entkommen, ohne daß der Lare ihn bemerkte - zumal die Raum-Zeitturbulenz mit unverminderter Heftigkeit tobte und von Zeit zu Zeit Schauer undefinierbarer Impulse durch den Orterempfänger jagte.
Aber es blieb keine Zeit mehr, den Vario aufzunehmen.
Der Roboter mußte bleiben, wo er war.
Roctin-Par schaltete das Triebwerk auf geringste Leistung und hob vorsichtig ab. Als die SOLO davonglitt, jagte ein geraffter Funkspruch aus ihrer Radiokom-Antenne: „Die Laren kommen! Ich bringe die SOLO in Sicherheit!"
*
Der Vario wußte nicht, was sich an Bord der Space-Jet abgespielt hatte. Aber er reimte sich die Dinge nichtsdestoweniger ziemlich richtig zusammen. Aus irgendeinem Grund hatte Roctin-Par die Annäherung der Laren zu spät bemerkt.
Er hatte im letzten Augenblick noch fliehen können - aber es war ihm keine Zeit mehr geblieben, den anderen Passagier an Bord zu nehmen.
Ohne Zweifel nahm der Provconer Kurs auf die dunkle Planetenhälfte. Dort gab es Verstecke genug.
Wenn man sah, wie sich die Lage in der Umgebung der Station entwickelte, würde man Verbindung mit ihm aufnehmen können.
Bei den Laren handelte es sich ohne Zweifel um Hotrenor-Taaks Beiboot. Der Vario, so überlegte er kühl, hatte es also mit fünf Gegnern zu tun.
Das war ein Verhältnis, das ihm zu anderer Zeit keine Sorge gemacht hätte. Hier aber lagen die Dinge anders.
Er durfte sich von den Laren nicht erblicken lassen. Sie mußten ihn für einen Terraner halten und hätten sofort geargwöhnt, daß er mit den Kelosker - in Kontakt gestanden habe.
Ihr Mißtrauen würde sich nicht nur auf ihn und diesen Kontakt, sondern darüber hinaus auch auf den Plan erstrecken, an dem die Kelosker arbeiteten.
Das wiederum konnte leicht dazu führen, daß Hotrenor-Taak sein gesamtes Vorhaben noch einmal neu überdachte und damit womöglich den Erfolg all der Mühen der vergangenen Jahre zunichte machte.
Der Vario hätte es sich wohl zugetraut, sich vor den Laren zu verstecken, bis sie die Station wieder verließen.
Außerdem durfte er auch mit Julian Tifflor rechnen, dessen Ko-Bewußtsein ihm die Gabe der Teleportation verlieh und ihm daher die Möglichkeit gab, den Vario aus der Station zu holen, ohne daß Hotrenor-Taak etwas davon bemerkte.
Aber da war der Aufpasser. Er befand sich irgendwo hier in der Nähe. Es fiel ihm zwar schwer, sich mit Humanoiden zu verständigen, weil er die Gabe der Sprache, nicht besaß.
Aber irgendwie würde er sich schließlich doch verständlich machen, und dann konnte es für ihn nichts Dringenderes geben, als den Laren zu erzählen, wem er hier auf Houxel begegnet war.
Der Aufpasser war der Angelpunkt allen Geschehens.
Der Vario mußte ihn entweder unschädlich machen oder ihn zum Verbündeten gewinnen. Er entschied sich für die letztere Möglichkeit.
Erst wenn alle Versuche in dieser Richtung gescheitert waren, würde er in Erwägung ziehen, die Gefahr durch die Beseitigung des Aufpassers zu bannen.
Er horchte. Aus der Ferne empfing er die energetischen Impulse des larischen
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