0837 - Im Bann des Neutronensterns
Szene ein wenig Helligkeit. Wie dunkle Staubfahnen wehten finstere Schatten über das öde Felsgelände. Sie entstanden aus dem Nichts, trieben eine Weile dahin und verschwanden wieder.
„Ich sehe sie!" antwortete der Aufpasser aufgeregt.
„Das sind die Löcher in der Wand der Universen. Nähere dich einem von ihnen, und du bist unversehens wieder auf der Welt des Leuchtfeuers!"
„Ich gehe!" rief der Aufpasser, der seine Ungeduld nicht mehr zu zügeln vermochte.
Er eilte davon. Das Bild der Felsebene wurde immer unwirklicher. Immer mehr Schatten tanzten durch die Einöde.
Der Vario machte sich auf den Rückweg. Er spürte kein Verlangen, zusammen mit dem Aufpasser auf die Welt der Trümmerleute verschlagen zu werden.
Er sah, wie eine der dunklen Staubfahnen unmittelbar auf die gedrungene Gestalt des fremden Wesens zuraste. Der Aufpasser blieb stehen, als er sie kommen sah. Er hob die Arme - und im nächsten Augenblick war er verschwunden. Das schattenhafte Gebilde trieb noch ein paar Sekunden über das Felsgeröll dahin, dann löste es sich auf.
„Ich wünsche dir eine erfolgreiche Reise, Aufpasser", murmelte der Vario.
Dann machte er sich endgültig auf den Rückweg. Unterwegs rief er über Helmfunk nach der SOLO.
Roctin-Par meldete sich erst nach einer geraumen Weile.
Der Vario erfuhr sofort, warum. Inzwischen hatten bei den Opfern der verunglückten Teleportation wenigstens Herzschlag und Atemtätigkeit wieder eingesetzt. Der Provconer hoffte, daß sie in ein paar Stunden wieder auf den Beinen stehen konnten.
Erst dann kam der Vario dazu, seinerseits Bericht zu erstatten. Roctin-Par bot ihm an, ihn mit der SOLO abzuholen.
Aber der Vario lehnte ab. Noch tobte der Raum-Zeit-Sturm. Ihm als Einzelgänger fiel es leichter, den gefährlichen wehenden Schatten auszuweichen. Im übrigen bestand die Möglichkeit, daß das larische Beiboot mit automatischen Meßgeräten ausgestattet war, die die SOLO orten und das Ortungsergebnis aufzeichnen würden. Der Vario war flugfähig. Der gegenwärtige Standort der Space-Jet lag eine knappe Flugstunde entfernt.
Nachdem er sich mit Sorgfalt vergewissert hatte, daß es nirgendwo in der Nähe schwarze Schatten gab, hob der Vario ab und glitt in Richtung der Grenze der Terminatorzone davon.
*
Mit Mühe kämpfte Julian Tifflors Bewußtsein sich ans Licht zurück. Er hatte Mühe, sich zu erinnern. Er war an Bord der GÜROSOLL gewesen, war mit Kershyll Vanne gesprungen - und dann hatte sich das Inferno vor ihm auf getan und ihn verschlungen.
Er öffnete die Augen. Zwei verschwommene Gesichter erschienen in seinem Blickfeld. Erst nach einer Weile, als die Pupillen den richtigen Fokus eingestellt hatten, wurden sie deutlich.
Tifflor erkannte Roctin-Par und den Mann namens Arpad Gunter.
„Was ... was ist mit Kershyll Vanne?" brachte er mühsam über die Lippen.
Der Vario nickte beruhigend.
„Befindet sich ebenso auf dem Wege zur Besserung wie Sie."
Julian Tifflor horchte in sich hinein.
„Tako...?" fragte er stumm.
„Ich bin hier", antwortete die Mentalstimme des Mutanten. „Angeschlagen, aber ansonsten wohlauf."
Julian Tifflor atmete vor Erleichterung auf. Es war alles noch einmal gutgegangen.
„Wie weit ist die GÜROSOLL?" wollte er wissen.
„Sie steht unmittelbar vor dem Eintritt in die Hektikzone, Sir", antwortete der Vario. „Es ist alles in bester Ordnung. Sie brauchen jetzt ein wenig Ruhe."
Tifflor spürte, wie die Kräfte des Körpers zurückkehrten.
Die Benommenheit ließ nach.
„Ich habe keine Zeit zum Ruhen", widersprach er. „Was ist aus Hotrenor-Taak geworden?"
„Er ist hier auf Houxel!"
„Auf Houxel?"
Der Vario berichtete von seinen Erlebnissen in der larischen Station. In Tifflors Bewußtsein entstand, während er aufmerksam zuhörte, ein Plan.
„Wann werden die Laren zu sich kommen?" fragte er, als der Robot geendet hatte.
„Nicht vor anderthalb bis zwei Stunden", lautete die Antwort.
„Was ist mit dem Sturm? Ist er schon vorüber?"
„Er schwächt sich allmählich ab. Aber vorüber ist er noch nicht."
„Gut. Noch eine Frage: Wann erreicht die GÜROSOLL die kritische Zone?"
„Nach unserer Berechnung in etwa achtzig Minuten."
Man sah Julian Tifflor an, daß ihn diese Auskunft freute.
„Es klappt alles ganz großartig", rief er aus und erhob sich mit Schwung von der Liege, auf die Roc-tin-Par ihn gebettet hatte. „Bringt Kershyll Vanne auf die Beine und sagt ihm, ich brauche ihn!"
*
Die GÜROSOLL
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