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0838 - Welt ohne Himmel

0838 - Welt ohne Himmel

Titel: 0838 - Welt ohne Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Statue stand. Wen sie darstellen sollte, war dem Gangläufer nicht klar, doch der stumme Riese - geformt aus Hartplast - reckte seine Hände den Gängen entgegen. Die Geste war deutlich - bis hierher und nicht weiter! Vielleicht stellte er ein Warnzeichen für alle die dar, die der Versuchung nicht zu widerstehen vermochten?
    Leise drang Wodlogs erklärender Kommentar an Hobblers Ohren. »Diese Statuen dienten zur Abschreckung, hatten aber auch noch einen anderen Sinn. Sie machten Bilder von jedem, der sich den Pforten näherte. Aber nun schau genau hin.«
    Plötzlich waren da Schatten, Gestalten, die sich der Statue näherten. Sie trugen Helme auf den Köpfen, Rüstungen am Leib. In ihren Händen hielten sie klobige Stäbe, an denen eigenartige Ausbuchtungen angebracht waren. Hobbler zuckte zusammen, als diese Stäbe Feuer spuckten! Feuer - der größte Feind der Silberwelt. Wie viele aus dem Volk waren bei Bränden auf den Ebenen ums Leben gekommen? Hobbler erstarrte bei dem Gedanken, was ein einziger dieser Feuerstäbe heute in den Gängen anrichten könnte.
    Die Feuerbahnen bündelten sich, hatten alle nur ein Ziel - die Statue. Und die schmolz in wenigen Atemzügen zu einem unansehnlichen Klumpen Plast zusammen. Die Behelmten stürmten vor, richteten ihre Stäbe auf die Pforte, und das sengende Inferno begann. Doch die Pforte hielt stand. Hobbler erinnerte sich, dass Wodlog von einem Schutzfeld gesprochen hatte.
    Dort, wo die Feuerstrahlen auftrafen, da wandelte sich das Gold der Pforte zu einem Schlohweiß. Der Gangläufer hatte Ähnliches noch nie zuvor gesehen, doch ihm wurde rasch klar, dass dieses Schutzfeld auf Dauer unterliegen musste. Plötzlich warf einer der Angreifer die Arme in die Höhe - sein Rücken brannte lichterloh! Ein zweiter von ihnen ging zu Boden, weil ihm ein Feuerstrahl beide Beine weggesengt hatte. Dann schwenkte das Bild herum. Hobbler sah, wie ein Trupp Bewaffneter in den Gang stürmte. Und die Stäbe in ihren Händen spuckten Tod und Verderben!
    Dann brach das Bild abrupt zusammen… nur noch zuckende Bildreflexe waren zu sehen. Der Monitor wurde dunkel.
    »Die ersten Gangkriege hatten ihre Ursprünge im Kampf der Mannschaft der Insel gegen Raubbanden aus den Gängen. Zwischen den Kriegen gab es immer Phasen, in denen Ruhe herrschte. Zumindest gab es dann keine Kämpfe. Als der Führer unseres Stranges starb, wurde einer aus der Mannschaft sein Nachfolger. Ein harter Mann, der die Banden mit allen Mitteln unter Kontrolle hielt.«
    Hobbler sah Wodlog an. Der Alte sprach beinahe wie in Trance.
    »Die Kriege brachen erneut aus. Bei einem großen Angriff auf die Pforten kam beinahe die gesamte Mannschaft ums Leben. Der verbliebene Rest verteidigte das, was hinter den Pforten lagerte mit allen Mitteln. Es war ein Gemetzel, und es sorgte dafür, dass der Griff nach dem Gut plötzlich nicht mehr der Hauptgrund für die Kriege war. Jeder hasste jeden - die Ebenen verfeindeten sich. Man kapselte sich von den anderen ab. Diejenigen, die von der Mannschaft noch lebten, blockierten jeden Zugang zum inneren Bereich der Insel. Das eigentlich Ziel der Reise war längst in Vergessenheit geraten. Alles, wofür das Volk einst gestanden hatte, wurde vergessen… alles.«
    Wodlog sah den Jungen neben sich an. »Ich habe unzählige Tondokumente hören müssen, bis ich mir ein Bild von dem machen konnte, was hier geschehen war. Die Gangkriege tobten natürlich weiter. Irgendwann aber begannen sich die einzelnen Ebenen mit dem zu begnügen, was sie hatten. Man hielt sich von den anderen einfach fern. Daher herrscht heute relativer Frieden, weißt du? Aber es hat immer wieder einzelne aus dem Volk gegeben, die ihren Drang nach Wissen nicht zügeln wollten. So wie deinen Ur-Vater und mich… und so wie dich.«
    »Warum zeigst du mir das hier alles? Warum erzählst du es mir? Ich glaube, ich hätte vieles davon nicht wissen wollen. Was willst du von mir, Wodlog?«
    Der Alte schien ein wenig in sich zusammenzusinken, denn in Hobblers Worten schwang auch eine Menge Ablehnung mit. Dann jedoch straffte sich Wodlogs Körper, und der Gangläufer konnte eine jugendliche Kraft in den Augen des alten Mannes erkennen, die ihn fesselte.
    »Warum? Weil ich mir sicher bin, dass in dir viel von dem schlummert, was dein Vater-Vater dir vererbt hat. Es muss nur an die Oberfläche geholt werden. Ich will dir verraten, was mein Ziel ist.« Wodlog schaltete die Aufnahme des Alls wieder zurück auf den Monitor. Der Zeigefinger

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