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0838 - Welt ohne Himmel

0838 - Welt ohne Himmel

Titel: 0838 - Welt ohne Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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seiner rechten Hand deutete auf die funkelnde Spirale, die das Zentrum des Bildschirms beherrschte.
    »Dort irgendwo ist der Anfang, Hobbler. Und dort will ich hin. Ich habe viel gelernt, in den Einheiten die ich hier verbracht habe. Jeder dieser blitzenden und blinkenden Punkte dort, kann unsere Heimat sein. Hilf mir, sie zu finden, Junge. Ich glaube, gemeinsam können wir diese Insel dorthin lenken.«
    »Heimat?« Hobbler verstand nicht, denn nach wie vor war die Silberwelt für ihn die einzig denkbare Heimat. »Wie soll denn die aussehen?«
    »Du kennst die Bilder, die man auf den Ebenen hier und da finden kann? Sie sind alt, sehr alt sogar. Unsere Vorfahren haben sie gemalt - an Wände, Türen, manche davon sogar an die Gangdecken. Man muss dann den Kopf weit in den Nacken legen, wenn man sie betrachten will.«
    Natürlich kannte Hobbler diese Bilder. Sie zeigten Märchenszenen, und so bunt wie diese Märchen waren sie dann auch meist: Im oberen Teil beinahe immer blau gehalten - oft gab es dort auch einen hell leuchtenden Ball zu sehen, der in der Luft zu schweben schien. Darunter dann die verrücktesten Wesen. Manche von ihnen sahen lustig aus, andere brachten Kinder zum Fürchten. Ab und an sah man auch seltsame Maschinen und Gefährte, die sich lange und breite Gänge entlang bewegten. Jedes Kind kannte und liebte diese Bilder; Hobbler hatte sich früher immer einen Spaß daraus gemacht, sich flach auf den Rücken zu legen, damit er die Deckenbilder in Ruhe betrachten konnte.
    Aber was sollte diese Frage von Wodlog? Das waren doch nur Bilder, die einer lebhaften Phantasie entsprungen waren. Kindersachen, nichts weiter.
    »Sie zeigen die Wahrheit, Junge. Sicher auf naive Art und Weise, doch sie sind keine Märchenbilder. Diese Welten gibt es. Dort draußen. Sie warten auf uns, Hobbler. Eine von ihnen ist die Heimat des Volkes.«
    Hobbler sprang auf. »Du bist ja verrückt, alter Mann. Wahnsinnig! Dein-Verstand gaukelt dir etwas vor. Ja, du hast mir hier Dinge gezeigt, die ich nicht leugnen kann. Aber… Nein, den Unfug mit den Bildern nehme ich dir jetzt nicht mehr ab. Und weißt du was, Wodlog? Ich verschwinde jetzt von hier. Such dir einen anderen. Ich bin dir dankbar, weil du mir das Leben gerettet hast, aber jetzt ist es genug. Ich will hier nicht mein ganzes Leben verbringen - ich will zurück auf meine Ebene. Wenn mich Gahbur dort erwischt, dann habe ich Pech gehabt. Aber das alles hier… nein, ich will das nicht.«
    Hobbler wartete auf eine Erwiderung des alten Mannes. Doch der starrte nur auf den Monitor. Nach wie vor war dort die phantastische Abbildung des Weltraums zu sehen. Doch etwas hatte sich verändert.
    Wodlogs Mund öffnete und schloss sich mehrfach, ohne dass auch nur ein Wort aus ihm gedrungen wäre. Denn was sich dort vor ihm ins Bild geschoben hatte, machte auch ihn sprachlos.
    Etwas näherte sich der Silberwelt.
    Etwas, das nun schon einen beträchtlichen Teil des Bildschirms ausfüllte.
    Etwas, das im Weltbild des Volkes nicht existierte.
    Etwas griff nach der Insel im All…
    ***
    Zamorras Finger berührten eines der Felder der virtuellen Konsole.
    Der Schattenschirm baute sich ohne Zeitverlust auf. Das hoch energetische Feld hüllte das gesamte Schiff ein, gab ihm für einen Betrachter das Aussehen einer schwarzen Wolke. Natürlich hatte das Tarnzwecke, doch es verhinderte nicht nur eine sofortige Entdeckung. Es war die Garantie dafür, dass ein Betrachter nicht umgehend dem Wahnsinn verfiel.
    Die Oberflächenkonstruktion des Raumschiffes war verantwortlich für diesen Effekt. Flächen, Objekte, Antennen, Verstrebungen - wenn die denn alle tatsächlich diese Funktionen erfüllen sollten, was bislang auch van Zant nicht hatte bestätigen können - all dies war so irrational mit- und ineinander verdreht und verwoben,, dass der menschliche Verstand diesen Anblick einfach nicht ertragen konnte.
    Nicht zuletzt hatte das der Selbstversuch von Julie Skinner bewiesen, die mit einer visuellen Eigenkonstruktion diesen Effekt neutralisieren wollte. Der Versuch war fehlgeschlagen. Artimus van Zant hatte seine geschiedene Frau Julie nicht davor bewahren können, vom Wahnsinn gefressen zu werden. Dass sie später beim Angriff der DYNASTIE DER EWIGEN auf die Tendyke Industries- Anlage ihr Leben verloren hatte, war vielleicht eine Erlösung für die junge Frau gewesen. Vielleicht…
    Jedenfalls wollte Zamorra die Lebewesen, die auf dieser Station im Nichts lebten, nicht gefährden. Ob sie sich als

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