084 - Machetta, Sumpfhexe vom Mississippi
sofort
nach.
»Was machen
Sie denn da?« Henry Smithsons Stimme dröhnte hallend durch das Leichenhaus. »Sind
Sie denn ganz von Gott verlassen?«
Er stürmte
heran, so schnell ihn seine Beine trugen.
Ann Mallory
wirbelte herum. Ein verzerrtes, totenbleiches Gesicht starrte ihn an, in dem
die Augen wie Kohlen glühten.
Henry
Smithson fuhr zusammen. Er hatte es mit einer Wahnsinnigen zu tun!
Aber dann
fragte er sich, ob er nicht selbst schon irrsinnig wurde. Der Schlag auf den
Kopf schien doch nicht ganz so spurlos an ihm vorübergegangen zu sein.
Die Leiche
auf der aus der Kühlkammer gezogenen Liege bewegte sich!
Etwas Nebliges,
Dunstiges legte sich vor Henry Smithsons Blickfeld, und der Körper verschwamm.
Als er ein zweites Mal hinschaute, richtete sich der Mann auf, den sie heute
morgen hier eingeliefert hatten!
Perry
Wilkinson lebte!
Die
Ereignisse überstürzten sich, und sie waren einfach zuviel für Henry Smithsons
Nerven.
Er wischte
sich zitternd über die Augen.
»Die Toten,
sie leben wieder!« Seine Stimme hatte einen merkwürdigen Klang. Seine Pupillen
gingen hin und her, seine Lippen zitterten und in seinen Augen stand
ungläubiges Staunen. Schweiß perlte auf seiner Stirn, als sich Perry Wilkinson
von der Liege erhob und auf ihn zuging. »Ich träume«, entrann es sich Henry
Smithsons Lippen. »Delirium tremens!« gurgelte er. »Andere sehen weiße Mäuse
und Ratten, bei mir also fängt es so an.« Angst und Grauen erfüllten ihn. Er
wich zurück.
Da griff eine
Hand nach ihm.
Ann Mallory
zog ihn zu sich herum. Ihr Gesicht war eine einzige Fratze. Sie lachte wie eine
Irrsinnige, während sich der zum Leben erwachte Wilkinson raschen Schritts dem
Ausgang näherte.
»Hierbleiben!«
brüllte Henry Smithson, und der Speichel troff von seinen Mundwinkeln.
Er fuchtelt
mit den Armen herum. Doch auch Ann Mallory schlug um sich, plan- und ziellos.
Henry
Smithson duckte sich. Sie kratzte und trat, spuckte und schrie, daß es schaurig
durch die Leichenhalle dröhnte.
Dann ließ sie
von ihm ab und riß ihre Kleider vom Körper.
»Komm!« sagte
sie heiser. »Komm zu mir! Oder gefalle ich dir nicht!« Sie kicherte und lief
leichtfüßig über die Bahren hinweg, die sie aus dem Kühlkammern herausgezogen
hatte.
Sie lachte
und schrie, während sie sich immer mehr entblätterte.
Henry
Smithson taumelte zurück.
Wachte er?
Träumte er?
Was war das
für ein Spuk, der seinen Geist quälte? Er war völlig durcheinander und schrie auf,
als er das Gleichgewicht verlor und mit dem Rücken über eine entblößte Leiche
fiel.
Kalt und hart
spürte er das erstarrte Fleisch durch seine Kleidung.
Kichernd
tanzte Ann Mallory auf ihn zu und griff nach ihm. Er versuchte dem Zugriff zu
entkommen. Aber die Irre schlug einfach auf ihn los.
»Lassen Sie
mich los, Sie verdammte kleine Hexe!« schrie er wütend und versuchte sie
einfach zurückzustoßen.
Aber Ann
Mallory war wendiger. Henry Smithson war zu entsetzt, zu sehr von Grauen,
Verwirrung und Ratlosigkeit erfüllt, als daß er die Situation hätte meistern
können.
Ein
gräßlicher Aufschrei kam aus der Kehle Henry Smithsons.
Er drückte
seinen Körper herum, und es gelang ihm, den zukrallenden Fingern, die wahllos und
ziellos sein Gesicht, seine Hände und Arme zerkratzten, zu entgehen.
Er ließ sich
einfach nach unten fallen, tauchte unter der Rasenden weg und krabbelte auf allen
vieren zum vorderen Ende der Bahre, kam dort endlich auf die Beine und rannte
dann los. Sein Kittel wehte wie eine flatternde Fahne hinter ihm her.
Henry
Smithson warf sich gegen die Zwischentür, stürzte hinaus in den Vorraum und riß
das Telefon von der Gabel. Mit fahrigen Fingern wählte er die Nummer des
Überfallkommandos.
»Schnell!«
preßte er hervor. »Kommen Sie schnell! Hier ist das Leichenschauhaus. Es ist
etwas Schreckliches passiert. Eine Frau ist übergeschnappt, und eine Leiche ist
entkommen!«
●
Larry Brent
war mit dem Verlauf seiner Mission zufrieden.
Der Verdacht
von X-RAY-1 erwies sich als richtig.
Im Haus, in
dem die Wilkinsons früher gewohnt hatten, war vor zwei Tagen eingebrochen worden.
Und zwar in
die Wohnung, die ihnen gehört hatte und die jetzt von einem älteren,
kränklichen und sehr scheuen Ehepaar bewohnt wurde.
In einem der
Zimmer waren – wie in der neuen Wohnung der Wilkinsons – mehrere Bücher
zerschnitten worden. Tapetenbahnen waren von der Wand abgezogen und sogar ein
Bild war vom Rahmen gelöst und nachgesehen
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