084 - Machetta, Sumpfhexe vom Mississippi
einen
vergilbten, verschlossenen Umschlag hervor. »Hier ist sie drin.« Eleonore
Punter drehte den Umschlag zwischen den Fingern. »Ich habe ihn vor zwanzig
Jahren zugeklebt und bis zur Stunde nicht wieder geöffnet.« Jetzt riß sie ihn
auf. Sie nahm einen zusammengefalteten Bogen heraus, warf einen schnellen Blick
darauf und reichte ihn Larry.
Mit leichten,
dünnen Bleistiftstrichen war eine Karte skizziert.
Ein Kreis
symbolisierte die Stadt, und darüber war der Name Greenville geschrieben.
Von
Greenville aus führten mehrere dünne Bleistiftstriche in den Sumpfwald.
Deutlich waren die Himmelsrichtungen angegeben. Sogar Kilometerangaben fehlten
nicht.
»So habe ich
die Karte vor mir gesehen. Ich schwebte wie ein Geist über der Landschaft, sah mit
den Augen eines Kartographen, und in Trance fertigte ich diese Skizze an.
Wilkinson prägte sie sich ein. Ich versteckte die Karte an einer Stelle, die
ihm nicht bekannt war.«
»Würden Sie
mir die Karte zu treuen Händen für ein paar Tage überlassen?« fragte Larry.
»Ja«, lautete
ihre schnelle Antwort.
»Dann will
ich Sie nicht länger aufhalten, Mrs. Punter. Ich danke Ihnen für das Gespräch.
Ich glaube,
daß uns diese halbe Stunde bei Ihnen den wirklichen Hintergründen nähergebracht
hat als alle Vermutungen und Überlegungen, die wir gezwungenermaßen angestellt
haben. Ich bin der festen Überzeugung, daß wir nun aufgrund Ihrer bereitwilligen
Mithilfe mehr über das wahre Schicksal von Perry Wilkinson erfahren.«
Er fuhr von
Eleonore Punter sofort in das Hauptquartier der PSA zurück.
Im Gespräch
mit X-RAY-1 vernahm er weitere Einzelheiten, die inzwischen im Fall Wilkinson
eingegangen waren.
Während die
von Eleonore Punter überreichte Karte genau analysiert und die Angaben und
Hinweise elektronisch überprüft wurden, erfuhr X-RAY-3, daß man inzwischen
Perry Wilkinsons Fluchtweg ziemlich genau rekonstruiert hatte.
Ein Mann
seines Namens hatte nach der Flucht in New York eine Inlandmaschine betreten und
war nachweislich nach New Orleans geflogen. Recherchen ergaben, daß in New
Orleans unmittelbar nach Perry Wilkinsons Ankunft ein Auto gestohlen worden
war, das man kurz darauf in Jackson wiederfand. Hier wurde ein anderer Wagen
entwendet, von dem bis zur Stunde jedoch jede weitere Spur fehlte. Es gab
allerdings Augenzeugen, die der dortigen Polizei berichteten, einen Wagen des
gesuchten Typs außerhalb von Greenville gesehen zu haben. Auch ein Tankwart
hatte eine Streife verständigt. Er hatte die Nummer und den Wagen aufgrund der
durch den Rundfunk gekommenen Beschreibung wiedererkannt und Meldung erstattet.
Allerdings war es ihm nicht gelungen, den Mann aufzuhalten, auf den Perry Wilkinsons
Beschreibung paßte.
Plötzlich
paßte ein Steinchen ins andere.
Die Aussagen
und Beobachtungen über den Fluchtweg paßten genau zu dem Gebiet, das Eleonore
Punter in Trance erlebt hatte.
»Wir werden
keine Zeit mehr verlieren, Sir«, sagte Larry Brent. »Ich mache mich auf den Weg.«
»Aber Sie
gehen nicht allein! Das Gebiet ist durch die Regenfälle in den letzten Tagen
über große Landstriche hinweg überschwemmt. Wenn Sie überhaupt dort hinkommen,
dann nur mit dem Helikopter. In Anbetracht der wichtigen Informationen, die wir
erhalten haben und der ungeheuerlichen Gefahr, die von dieser rätselhaften
Person ausgeht, halte ich es dennoch für erforderlich, daß Sie gleich gehen. Es
ist zu befürchten, daß dieser Menschentöterin weitere Opfer in die Netze gehen.
Seit drei Tagen vermißt man in der Umgebung von Greenville zwei junge Menschen,
einen gewissen Andrew Coaches und ein Mädchen namens Cindy Fuller. Es besteht
der dringende Verdacht, daß sich die beiden Richtung Sumpfgebiet abgesetzt
haben. Die Wahrscheinlichkeit, daß sie auf Machetta stoßen, ist gering, aber
sie besteht. Ich habe Statistiken analysiert, die angefertigt wurden aufgrund von
Vermißtenmeldungen von Menschen, die in die Sumpfwälder eingedrungen sind. Es
gibt ein bestimmtes Gebiet, aus dem noch niemand je wieder zurückgekehrt ist.
Das ist das Gebiet, das nach der Skizze von Mrs. Punter als Machetta-Areal
bezeichnet wird. Hier ist die Verlustquote einhundert Prozent. Überprüfen Sie
unbedingt, ob es hier eventuell Zusammenhänge gibt! Da Sie nicht gleichzeitig
einen Helikopter steuern und sich die Gegend ansehen können, wo Machetta
herumspuken soll, gebe ich Ihnen als Piloten einen lieben alten Freund mit, dem
Sie sich anvertrauen können und der sicher froh ist, Sie
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