084 - Medusenblick
den beiden Männern reden, die dieses Ungeheuer gesehen haben.«
»Diese Männer sind nicht mehr hier. Wieso müssen Sie mit ihnen reden?«
Der Ex-Dämon ging auf die Frage nicht ein. Er bemerkte die kaum verwischten Kampfspuren in Efrem Bogardes Büro und fragte eindringlich: »Was ist hier passiert, Inspektor?«
»Woher wissen Sie von dem Ungeheuer und von den beiden Männern? Wer hat Sie informiert? Es muß einer meiner Männer gewesen sein. Nennen Sie mir den Namen.«
»Erstens kenne ich den Namen nicht, und zweitens würde ich ihn Ihnen nicht verraten, damit Sie dem Mann keine Schwierigkeiten machen können. Nehmen Sie's einfach als gegeben hin, daß ich Bescheid weiß, und sagen Sie mir, was vorgefallen ist! Ich denke, Sie brauchen meine Hilfe!«
»Wie spielen Sie sich hier denn auf?« wetterte der Inspektor. »Wir sind auf niemandes Hilfe angewiesen.«
»Ich wette dagegen.«
»Sind Sie von der Presse? Wenn Sie denken, sich auf diese verrückte Weise eine Sensationsstory verschaffen zu können, haben Sie sich gründlich geschnitten, Mr. Silver. Und jetzt verschwinden Sie, bevor ich Sie wegen ungestümen Benehmens festnehmen lasse.«
»Sie, haben Schwierigkeiten. Ich seh's Ihnen an.«
»Für wen halten Sie sich, he? In welcher Irrenanstalt werden Sie vermißt?«
Der Hüne witterte plötzlich eine Gefahr. Er spürte die Nähe eines schwarzen Wesens und richtete seinen Blick auf jene Tür, durch die Roderick Luxon zur Ausnüchterungszelle gebracht worden war.
Efrem Bogarde schien vorherzusehen, was Mr. Silver beabsichtigte. Er schüttelte den Kopf. »Daraus wird nichts. Durch diese Tür werden Sie nicht gehen!«
»Dahinter braut sich etwas zusammen.«
»Gleich reißt mein Geduldsfaden, Mr. Silver!« warnte der Inspektor den Ex-Dämon. Unsinn, dachte er. Es kann sich nichts mehr zusammenbrauen. Meine Männer haben das Ungeheuer erschossen.
»Das ist ein Irrtum, Inspektor«, sagte der Hüne.
»Was?« fragte Bogarde ärgerlich.
»Was Sie soeben gedacht haben.«
Efrem Bogarde schaute den Hünen geringschätzig an. »Wollen Sie mir weismachen, Sie könnten Gedanken lesen?«
»Das kann ich. Sie dachten: ›Unsinn, es kann sich nichts mehr zusammenbrauen. Meine Männer haben das Ungeheuer erschossen.‹«
Der Mann ist mir unheimlich, durchzuckte es den Inspektor.
»›Der Mann ist mir unheimlich‹«, sprach Mr. Silver aus, was Efrem Bogarde gedacht hatte.
Er steckt vielleicht mit diesen Ungeheuern unter einer Decke! dachte Bogarde.
»Nein, das tue ich nicht. Ich stehe auf Ihrer Seite, Inspektor«, sagte Mr. Silver und begab sich zu der geschlossenen Tür. Bogarde protestierte zwar, aber Mr. Silver kümmerte sich nicht darum. Er riß die Tür auf und rannte zur Ausnüchterungszelle, vor der ein versteinerter Polizist lag.
Die Zellentür war offen, drinnen befand sich niemand. Noch eine offene Tür fiel dem Ex-Dämon auf: Jene, die in den Hof führte.
Er spürte ganz frische Spuren, und sie stammten von zwei Gorgonen !
***
Hastig machte der Ex-Dämon kehrt. Diesmal brachte er den Inspektor dazu, zu erzählen, was sich ereignet hatte.
»Sie dachten, einen Sieg über das Ungeheuer errungen zu haben«, sagte Mr. Silver rasch, nachdem Efrem Bogarde geendet hatte, »aber das war ein Irrtum.«
»Ein Irrtum? Roderick Luxon liegt tot in seiner Zelle.«
»Schon wieder ein Irrtum«, sagte Mr. Silver trocken.
»Der Mann liegt nicht in der Ausnüchterungszelle?«
»Die Gittertür ist aufgebrochen, der Mann ist weg. Jemand hat ihn rausgeholt. Die Tür, die in den Hof führt, ist ebenfalls aufgebrochen.«
»Aber das ist unmöglich.«
»Glauben Sie mir, Inspektor, in diesem Fall ist nichts unmöglich. Hier sind Mächte am Werk, von denen Sie mit Sicherheit noch nie gehört haben.«
»Und mit denen wollen Sie sich anlegen?«
»Ich bin gegen sie besser gewappnet als Sie«, behauptete der Ex-Dämon, und allmählich hielt ihn Efrem Bogarde nicht mehr für verrückt. Dieser Hüne schien zu wissen, wovon er sprach.
Mr. Silver wollte wissen, wohin man über den Hof gelangte.
»In ein Altersheim«, sagte der Inspektor. »Es gibt eine gemeinsame Zufahrt. Der Leichenwagen benutzt sie, wenn ein verstorbener Insasse abzuholen ist. Man macht das immer so unauffällig wie möglich.«
»Wie viele Personen befinden sich in diesem Heim?« wollte Mr. Silver wissen.
»Etwa siebzig«, antwortete Efrem Bogarde. »Die Zahl schwankt. Bei so vielen alten Menschen ist das ein ständiges Kommen und Gehen.«
»Wer leitet
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