084 - Medusenblick
seinen Rettern den Inspektor.
»Ich dachte schon, es würde ihm gelingen«, ächzte der Fahrlehrer. »Viel hat nicht gefehlt… Er ist unheimlich stark, kann Einfluß nehmen auf die Psyche seiner Opfer… Wer in seine Nähe kommt, ist des Todes!«
Roderick Luxon tobte in der Zelle.
»Er will raus«, bemerkte jemand sehr treffend.
»Die Gitter sind zum Glück stabil«, sagte Efrem Bogarde. »Keiner kommt in die Nähe dieses Ungeheuers, verstanden?«
Er hätte das nicht zu sagen brauchen. Keiner hatte den Mut, freiwillig zu Luxon zu gehen. Was mit Sergeant Durea passiert war, war für alle ein abschreckendes Beispiel.
»Laßt mich raus!« verlangte Luxon. »Ich will hier raus!«
»Hoffentlich brüllt er sich tot«, sagte der Inspektor heiser. »Ich wüßte nicht, wie man ihn sonst erledigen sollte.«
»Es muß doch möglich sein, dieses gefährliche Monstrum zu erschießen, Sir«, sagte einer der Beamten.
»Also ich kann mir nicht vorstellen, daß man ihm mit gewöhnlicher Munition beikommt«, warf der Fahrlehrer kopfschüttelnd ein. »Mit einer Spezialmunition müßte man es versuchen, aber wo treibt man so etwas auf?«
»Vielleicht ist dieser… dieser Zustand nur eine Art Anfall«, bemerkte ein rotgesichtiger Beamter. »Vielleicht geht das von selbst vorbei.«
Inspektor Bogarde sah ihn ärgerlich an. »Das glauben Sie doch nicht im Ernst, wie? Dieser Mann ist ein Ungeheuer!«
»Und ein noch viel schrecklicheres läuft draußen frei herum«, sagte Sterling Wasson mit zitternder Stimme.
»Vielleicht kommt es hierher, um Luxon zu befreien.«
Efrem Bogarde wischte sich hilflos mit der Hand über die Augen. »Das fehlte uns gerade noch.«
Immer kräftiger, immer wilder rüttelte Roderick Luxon an der Tür.
»Nicht auszudenken, was passiert, wenn es ihm gelingt, auszubrechen«, sagte einer von Bogardes Männern.
»Wir versuchen es!« entschied Efrem Bogarde.
»Was?« fragte Wasson. »Was haben Sie vor, Inspektor?«
»Er hat einen Polizisten getötet. Wir werden ihn erschießen, damit nicht noch ein Mensch dran glauben muß!« sagte der Inspektor rauh, und dann bestimmte er vier Männer. Sie sollten Maschinenpistolen holen und die Magazine auf Luxon leerfeuern, ohne ihn dabei anzusehen.
Drei Minuten waren die vier Männer nur weg, dann erschienen sie mit den automatischen Waffen. In diesen drei Minuten gebärdete sich Luxon wie ein Verrückter. Er schlug in der Zelle alles kurz und klein und verlangte immer wieder brüllend, man solle ihn herauslassen.
Efrem Bogarde nickte mit grimmiger Miene. »Du bekommst deine Freiheit«, brummte er. »Aber anders, als du dir das vorstellst.« Dann gab er den vier MPi-Männern ein Zeichen. »Los!« Und die Beamten marschierten mit starren Gesichtern in Richtung Ausnüchterungszelle.
Als Roderick Luxon sie sah, hörte er auf zu toben. Er kam ans Gitter, hielt sich wieder mit den Händen daran fest und grinste teuflisch.
»Was wollt ihr mit den MPis?« fragte er furchtlos. »Was habt ihr vor?«
Die Polizisten schauten ihn nicht an.
Luxon lachte höhnisch. »Wollt ihr mich erschießen? Seid ihr verrückt? Begreift ihr nicht? Ich stehe unter einem ganz besonderen Schutz! Ihr macht euch lächerlich!«
Die Beamten ließen ihn reden. Sie versuchten seine Worte zu ignorieren.
»Ihr bekommt von mir eine Chance!« rief Roderick Luxon. »Derjenige, der mich freiläßt, bekommt von mir sein Leben zum Geschenk, während ich alle anderen töten werde!«
Die Polizisten stellten sich nebeneinander auf.
»Ihr haltet euch wohl für Helden, was?« höhnte Luxon. »Dabei habt ihr nicht einmal den Mut, mir in die Augen zu sehen! Schöne Helden seid ihr mir - mit vollen Hosen!«
»Macht euch bereit!« rief Inspektor Bogarde.
Die Männer entsicherten ihre Waffen.
»Feuer!« rief Efrem Bogarde, und dann war in der Polizeistation die Hölle los.
Die vier Maschinenpistolen hämmerten ein ohrenbetäubendes Staccato. Grelle Mündungsfeuer wetterleuchteten vor den Läufen, und die Männer, die die Waffen hielten, wurden von den heftigen Rückstößen gerüttelt.
Der Schlangenhäuptige konnte sich nur wenige Augenblicke auf den Beinen halten, dann brach er zusammen.
Und dann…
Stille!
Niemand sagte etwas. Alle standen nur gespannt da und fragten sich, ob es den MPi-Männern gelungen war, das Ungeheuer zu erledigen. Niemand wagte dem Frieden zu trauen. Eine ungeheure Spannung erfüllte die Polizeistation bis in den allerletzten Winkel - bis hinein in die Ausnüchterungszelle, in
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