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0841 - Der gläserne Tod

0841 - Der gläserne Tod

Titel: 0841 - Der gläserne Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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sitzend hinter dem Felsen. Nach Aussagen Filraks konnten die Staublinge zwar nicht vor einem Wüstensprinter fliehen - aber das hieß noch lange nicht, dass sie nicht schneller als Menschen waren.
    Der Echsenartige hatte den Felsen fast erreicht. Jetzt konnte Zamorra hören, dass er Töne von sich gab. Obwohl die Lautfolge von Assonanzen durchzogen war, vermutete der Parapsychologe, dass der andere sang. Vielleicht, um sich selbst Mut zu machen, möglicherweise auch, weil sein Volk sehr sangesfreudig war.
    Der Zwitter warf Zamorra und Nicole einen stechenden Blick zu. »Es wird Zeit«, flüsterte er.
    »Lass mich das machen«, bat Nicole leise.
    Die Augen, die einmal Andrew Millings gehört hatten, verengten sich. Nach einigen Sekunden nickte der Zwitter langsam.
    Nicole atmete tief ein, stützte sich ab und stand auf.
    Sie war höchstens eine Zehntelsekunde sichtbar, als der Staubling schon einen Schrei ausstieß. Es klang erbärmlich, zittrig und Mitleid erregend. Gleichzeitig verfiel er in hastige, schüttelnde Bewegungen und grub sich in den Sand ein.
    »Wir sind deine Freunde«, rief Nicole, breitete die Arme aus und trat vollends hinter dem Felsen hervor.
    »Wir?«, quietschte der Echsenartige mit hoher, sich überschlagender Stimme.
    Sie beschloss, gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. »Ich bin nicht alleine. Wir wollen dir nichts tun. Im Gegenteil. Wir sind hier, um den gläsernen Tod zu besiegen.«
    Nach ihren Worten verharrte der Staubling regungslos, halb im Sand versunken. »Der gläserne Tod?«
    »Wir wissen, dass er unter deinem Volk viele Opfer fordert. Wir sind hier, um euch zu helfen.«
    »Niemand kann uns helfen, niemand! Wir sind Verdammte!«
    »Wir werden euch helfen«, versicherte Nicole, obwohl sie davon ganz und gar nicht überzeugt war. Um moralische Feinheiten, wie die Frage, ob in diesem Fall eine aufmunternde Notlüge angebracht war, kümmerte sie sich nicht. Sie winkte ihren Begleitern, ebenfalls hinter dem Stein hervorzutreten.
    »Kennst du den Namen Kelvo?«, fragte der Zwitter.
    Der Staubling wich einen Schritt zurück. »Ich rede lieber mit ihr!« Er hob seine rechte vordere Tatze und wies auf Nicole.
    Sie wunderte sich, dass der Staubling erkannt hatte, dass sie eine Frau war; er hatte aller Wahrscheinlichkeit nach noch nie zuvor einen Mensch gesehen, konnte die spezifischen Merkmale einer humanoiden Frau nicht kennen. »Du kannst meinen Freunden ebenso vertrauen wie mir.«
    »Sie sind männlich«, sagte der Staubling zu ihrer Überraschung. »Du bist eine Frau, das spüre ich gleich. Deshalb rede ich lieber mit dir.«
    Nicole verzog die Lippen zu einem gequälten Lächeln. »Du bist ebenfalls weiblich?«
    Der, oder besser gesagt, die Echsenartige stieß ein hohes Fiepen aus. »Würde ein Mann jemals die Wohngrotte verlassen?«
    Nicole ahnte, was die Stunde geschlagen hatte. »Männer sind nicht so klug wie wir«, sagte sie auf gut Glück und traf damit ins Schwarze.
    »Wir brauchen sie eben… aber sie taugen zu nichts.«
    In welche Welt sind wir nur geraten?, dachte Zamorra. Hier gibt es zwei Spezies… die einefrisst die andere, und diese wiederum ist ein Matriarchat. Er seufzte. Das konnte ja heiter werden.
    ***
    Die Wohngrotte der Staublinge wies erstaunliche Ähnlichkeit mit der Behausung der Wüstensprinter auf.
    Sie lag ebenfalls unterirdisch, der Eingang wurde von Magie geschützt - die Kräfte der Alten, nannte es die Echsenartige, die sich als Lika vorgestellt hatte -, war gewaltig groß und verfügte über einen Wasserzulauf. Und in ihr waren Dutzende von Leichen aufgebahrt.
    »Wie wollt ihr den gläsernen Tod besiegen?«, fragte Lika, die von mehr als zehn Artgenossinnen umringt war, seit sie mit ihren Gästen die Grotte betreten hatte.
    »Wir wissen es noch nicht«, antwortete Zamorra ehrlich. »Es verschlug uns hierher…«
    »Was soll das heißen, es verschlug euch?«, fragte eine Echse, die deutlich kleiner war als ihre Artgenossen. Vermutlich handelte es sich um ein Kind. »Wo kommt ihr her? Wie kamt ihr hierher?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, wiegelte der Zwitter ab, dem jegliche Diplomatie ein Gräuel zu sein schien. »Wir haben keine Zeit. Wir sind hier, das sollte euch genügen. Wir werden euch helfen!«
    Das Staublingsmädchen öffnete das Maul, schloss es jedoch wieder, als Lika ihm einen scharfen Blick zuwarf. Das Mädchen wandte sich ab und trottete davon.
    Viele der Echsen zischten und redeten wild durcheinander.
    Eine Staublingsfrau schob sich

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