0841 - Die Glaswelt
Gebirges, das einst eine natürliche Lücke in der kontinentalen Glaskuppel gebildet haben mußte.
Mühsam erklomm er die Vorhügel, bis er nach allen Seiten eine gute Aussicht hatte.
Die Sonne war ein Stück weitergewandert, stand aber noch immer sehr hoch. Die Hitze hatte kaum nachgelassen.
Schon während des Marsches waren Zeilshot die Brennglaseffekte aufgefallen, aber er hatte sich weiter keine Gedanken deswegen gemacht. Er betrachtete sie als eine natürliche Folge der auf dieser Welt herrschenden Umstände, womit er keineswegs unrecht hatte.
Das war auch der Grund, warum er dem gelegentlichen grellen Aufblitzen in der nach Süden zu gelegenen Ebene keine besondere Aufmerksamkeit schenkte, bis ihn plötzlich eine aufflammende Feuersäule nahezu blendete. Als er die Augen wieder öffnete, stieg etwa drei Kilometer südlich von ihm eine dunkle Rauchwolke in den Himmel und nahm die typische Form eines Pilzes an.
Dann schleuderte ihn die Druckwelle zu Boden.
Ohne Zweifel eine atomare Explosion.
Dort etwa, wo sein Schiff stand!
Zeilshot blieb reglos liegen, denn er war wie gelähmt. Vor Schreck konnte er sich nicht rühren, denn wenn sich seine Befürchtung bewahrheitete, war er verloren. Niemand würde ihn je von dieser verfluchten Welt abholen, denn niemand kannte sie.
Es kam keine zweite Druckwelle. Der Rauchpilz verwehte langsam im Wind. Dort, wo er entstanden war, schimmerte die Fläche eines erstarrten Glassees. Unter seiner festen Oberfläche mußte das Schiff verschwunden sein.
Zeilshot wußte nun, daß er nur das besaß, was er bei sich trug.
Lebensmittel für zwei Wochen, wenn er sparsam war, eine Lampe und seine Waffe.
Aber er hatte den festen Willen zu überleben.
Das alles war nun schon einige Jahre her.
Niemand war gekommen, um Zeilshot aus seiner unglücklichen Lage zu befreien, aber er hatte trotzdem überlebt. Die ersten Tage nach der Vernichtung seines Schiffes durch den Brennpunkt eines großen Stückes der Glaskuppel waren für ihn schrecklich gewesen, aber dann hatte sein Wille gesiegt.
Er hatte das Schicksal herausgefordert, und es hatte diese Herausforderung angenommen. Nun galt es, das endgültige Spiel für sich zu entscheiden.
Schon in den ersten Monaten entdeckte er unterirdische Anlagen technischer Natur, aber es dauerte wesentlich länger, bis er die ganze Tragweite der Geschehnisse vor Tausenden von Jahren erfaßte. Er fand uralte Vorratslager mit konservierten Lebensmitteln und riesige Lagerhallen mit technischen Geräten und auch Waffen.
Und er begegnete dem ersten Jäger.
Heute hatte er die Furcht vor ihnen längst verloren, denn er kannte sie und ihre Schwächen. Er wußte, wie man sie zerstören konnte, aber darauf verzichtete er nach den ersten Zusammenstößen.
Denn er fand heraus, wie man ihre Programmierung annullierte, so daß sie zu harmlosen Wanderern wurden, die ziellos durch die gläsernen Wüsten und Gebirge streuten. Eine echte Verständigung mit ihnen hatte es jedoch trotz aller Versuche nicht gegeben.
Er konnte aber nicht verhindern, daß einige von ihnen immer hinter ihm herzogen, als müßten sie ihrer alten Programmierung gehorchen, alles organisch Fremde aufzuspüren und zu vernichten.
Zeilshot wußte, daß ihm eine ganze Welt allein gehörte, wenn er auch noch keine Möglichkeit entdeckt hatte, den Kontinent zu verlassen und den Ozean zu überqueren. Aber damals bei den Umrundungen vor der Landung hatte er auch dort keine Anzeichen intelligenten Lebens bemerkt.
Die Tiere auf seiner Welt waren harmlos, einige von ihnen sorgten sogar für frisches Fleisch. In den Flüssen gab es Fische, aber auch große Schlangen. Bisher hatten sie ihn noch nie angegriffen.
Zeilshot hatte sich am Fuß des großen Gebirges niedergelassen, in dem es gigantische Höhlen und Anlagen gab.
Mit dem nötigen technischen Verständnis, das ihm leider fehlte, wäre er vielleicht sogar in der Lage gewesen, aus den vorhandenen Fertigteilen einen Sender oder gar einen Gleiter zu konstruieren.
So war er zufrieden, wenigstens ein primitives Fahrzeug zusammenbauen zu können, mit dem er weite Ausflüge unternahm. Entsprechende Energiespeicher standen ihm in jeder Menge zur Verfügung.
Zeilshot begann, sich so wohl auf dieser gläsernen Welt zu fühlen, daß er beinahe sich selbst beneidet hätte...
Doch dann geschah eines Tages etwas, das für einen Augenblick sein ganzes Leben zu verändern drohte.
Die Raupenketten seines offenen Fahrzeugs mahlten durch die Glassplitter
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