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0842 - Der Sternensammler

0842 - Der Sternensammler

Titel: 0842 - Der Sternensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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hielten?
    Zamorra sah dem her anstürmenden Sammler entgegen, dem wohl meist gehassten Menschen dieser Welt… gehasst und verachtet von seinesgleichen. Ja, aber auch mächtig, wie kaum ein zweiter. Macht, war sie es, die auch Zamorra reizen konnte? Diese Frage hätte er noch vor kurzer Zeit mit einem deutlichen Nein beantwortet. Heute jedoch sah er vieles anders, ganz und gar anders.
    Der Sammler war heran. In seinen weit aufgerissenen Augen konnte Zamorra den Unglauben sehen, denn für den Mann musste es ein Schock sein, sich selbst zu begegnen. Zamorra griff nach der Schulter des Mannes, der kurz vor ihm zum Stehen kam. Mit einem Ruck zog er ihn in den Innenbereich der Ruine. Der Parapsychologe ließ mit einer Handbewegung die Drachen-Illusionen verpuffen. Noch einmal konzentrierte er sich intensiv, zeichnete Formen und Figuren in die Luft, die sich nach allen Seiten hin zu verteilen schienen. Das musste erst einmal reichen, hoffte er.
    Wortlos wandte er sich um, hastete sie die steinernen Stufen hinunter. Unten wartete der noch immer verwirrt erscheinende Sammler auf ihn.
    Hinter ihnen fauchte der Strahl des angreifenden Jägers auf. Der Sammler zuckte zusammen, doch dann entspannte er sich. Kein Einschlag? Der Jägerpilot hatte die Ruine verfehlt… doch das konnte kaum möglich sein.
    Zamorra sah die Frage im Blick des anderen. »Ich habe eine starke Illusion erzeugt. Der Pilot dürfte ein wenig überfordert sein, denn für ihn scheint die ganze Ruine einen wilden Tanz aufzuführen.« Er grinste, weil der Gesichtsausdruck seines Doppelgängers mehr als dümmlich wirkte. »Ganz einfach - er findet kein ruhendes Ziel mehr. Zurzeit schießt der Ewige Löcher in die Botanik. Ich hoffe, er ist eitel genug, sich die Zielfunktion nicht von seinem Rechner aus der Hand nehmen zu lassen. Aber das soll uns jetzt nicht stören, weil wir daran ja doch nichts ändern können. Wo sind wir hier unten am sichersten?«
    Der Sammler hatte seine Sprache noch nicht wieder gefunden. Er machte eine Handbewegung, die Zamorra zum Folgen aufforderte.
    Der Franzose war nach nur wenigen Gängen bereits vollkommen desorientiert. Spiegelwelt bedeutete nicht unbedingt absolut exakte Duplizität. Das hatte er bei seinen vielen Aufenthalten in der ersten ihm bekannten Spiegelwelt gelernt, und hier war das nicht anders. Diese Katakomben unterschieden sich dann doch um einiges von denen, die unter Château Montagne lagen. Selbst die kannte er nicht bis in den letzten Winkel - hier war er jedoch schon jetzt rettungslos verloren, was den Weg zurück oder einen Aufstieg in die Ruine betraf.
    Dennoch schätze Zamorra, dass der Raum, in den der Sammler ihn schlussendlich führte, ziemlich genau im Zentrum unter der Burg liegen musste. Zamorra erkannte in dem relativ gut ausgeleuchteten Zimmer gewisse Grundzüge, die ihn an eine Räumlichkeit im Château erinnerten: an sein so genanntes »Zauberzimmer«.
    Allerdings hatte diese Variante davon etwas Martialisches, das Zamorra bisher zumindest stets fremd gewesen war. Er gestand sich jetzt jedoch ein, das die seltsam geformten Lanzen, Schwerter und Rüstungsteile, die es hier an den Wänden zu bestaunen gab, dem Raum eine Kraft verliehen.
    Macht… Kraft… warum waren diese Begriffe denn plötzlich so interessant für ihn? So wichtig? Zamorra hatte gelernt, mit annähernd jeder Waffe umzugehen, diese zumindest so gut zu beherrschen, dass sie in seinen Händen eine ernstzunehmende Gefahr für jeden Gegner wurde. Schwert, Schusswaffe oder Langbogen - im wirklichen Ernstfall blieb ihm keine Zeit sich erst mit der Waffe vertraut zu machen. Eine Faszination war davon jedoch nie auf ihn ausgegangen.
    Jetzt jedoch fuhr er beinahe andächtig mit den Fingerspitzen über eine mehr als zwei Meter lange Lanze, die an beiden Enden mit rasiermesserscharfen Klingen bestückt war.
    Doch mehr als das alles zog ihn der Altar in seinen Bann. Der Sammler hatte sich rechts davon aufgestellt. Jetzt schien er wieder Herr über seine Sinne zu sein; hier fühlte er sich sicher und überlegen.
    »Wer bist du?« Seine Stimme hatte den Befehlston, den sich Machtmenschen oft angewöhnten, Menschen, die keine Widerrede, keine Nachfragen oder andere Meinungen gelten ließen. Zamorra hasste dieses Timbre, das jedes einzelne Wort zu einem Befehl umformte. Er antwortete nicht sofort, sondern konzentrierte sich zunächst auf den Altar. Ein treffenderes Wort fiel ihm dafür einfach nicht ein.
    Die Grundform war rechteckig. Gut zwei Meter

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