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0842 - Der Sternensammler

0842 - Der Sternensammler

Titel: 0842 - Der Sternensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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magischen Vorspiegelungen entglitt, war ihm vollkommen gleichgültig. Die Flugsaurier verloren an Kontur, schienen plötzlich durchsichtig zu werden. Der Sammler bemerkte das nicht.
    Er sah nur den Einstieg vor sich, der ihm für die vielleicht entscheidenden Minuten Sicherheit versprach. Mit der Reaktionsschnelligkeit der Jägerpiloten hatte er jedenfalls so nicht gerechnet, denn auf der Hälfte der Strecke sah er aus den Augenwinkeln heraus, wie der erste Jäger das Abstrahlrohr seines Geschützes exakt auf ihn richtete.
    Der Sammler wusste, dass er sein Ziel nicht mehr lebend erreichen konnte.
    Er stoppte seinen sinnlos gewordenen Lauf, blickte in die Waffenmündung, die ihn beim nächsten Herzschlag bereits in ein Nichts verwandeln würde. Was jedoch geschah, war so überraschend anders, dass er an seinem eigenen Verstand zu zweifeln begann.
    Eine seiner Illusionen spie dunkelrotes Feuer! Magisches Feuer - kalt und erbarmungslos in seiner Wirkung. Der Jäger wurde von dem Flammenstoß eingehüllt, der von so großer Kraft war, dass er das kleine Schiff mit Wucht nach hinten wegdrückte. Der zweite Jäger konnte der so unerwarteten Gefahr nur mit Mühe ausweichen, indem er instinktiv an Höhe gewann. Der getroffene Jäger prallte gegen eine Baumgruppe, die sich an die Ruine anschloss. Was dann folgte, war nichts anderes als eine Bruchlandung, denn der Pilot hatte in seinem Leichtsinn den Schutzschirm nicht hochgefahren. Anscheinend hatte er hier mit keiner großartigen Gegenwehr gerechnet. Das rächte sich nun.
    Ungläubig verfolgte der Sammler mit seinen Blicken den zweiten Drachen, der sich auf das andere Schiff stürzen wollte. Das konnte doch alles gar nicht sein! Seine magischen Fähigkeiten waren sträflich untrainiert, vernachlässigt… er hatte sich stets auf seinen Stern verlassen, dessen Macht die Höllischen und selbst die Angreifer aus dem Weltall auf Distanz gehalten hatte.
    Diese Kreaturen, die nichts weiter als harmlose Illusionisten-Tricks darstellten, konnten kein Feuer speien! Sie konnten nicht aus eigenem Antrieb den Angriff und die Verfolgung eines Raumers aufnehmen. Absolut unmöglich. Doch zweifellos war genau das geschehen.
    »Hierher - rasch.« Diese Stimme drang vom Einstieg in die Katakomben her zu ihm. Diese Stimme … es war seine eigene Stimme. Im nächsten Moment sah er den winkenden Mann.
    Der Sammler sah sich dort stehen. Sich selbst!
    Ein jaulendes Geräusch ließ ihn zum Himmel blicken. Der zweite Jäger hatte seine Überraschung überwunden, ignorierte das Flugwesen und griff nun wieder die Ruine an. Die Flammen, die der Drache spie, streiften das wendige Schiff nur. Der Pilot hatte nicht den Fehler seines Artgenossen begangen, denn der Schutzschirm leuchtete flirrend auf, als er die Flammen absorbierte. Unbeirrt stieß das Schiff auf die Burg zu.
    Der Sammler bemerkte, dass er wieder lief. Seine Beine hatten sich scheinbar eigenständig in Bewegung gesetzt -sein Unterbewusstsein kontrollierte nun diesen Körper.
    Auch wenn er es nicht begreifen wollte - er lief sich selbst entgegen…
    ***
    Zamorra hatte all seine magischen Fähigkeiten gebündelt und erfolgreich zum Einsatz gebracht.
    Die Illusionen, die der Sammler -Zamorras Pendant in dieser Welt - hatte entstehen lassen, zeugten von äußerst mageren Fähigkeiten, die dieser Mann ohne sein Amulett offenbar nur besaß. Er hatte seine ganze Kraft und Energie anscheinend darauf verwendet, sich auf Kosten seiner Artgenossen ein feines Leben zu machen. Magisch gesehen schien er eine schwache Nummer zu sein.
    Als der Sammler auf Zamorra zulief, überlegte der für einen Augenblick, warum er diesem Menschenschinder hier überhaupt half. Die Antwort war pragmatisch, äußerst nüchtern: Zamorra war sich sicher, dass der Weg zurück in seine ureigene Welt über diesen Mann lief. Wäre dem nicht so gewesen, hätte er ihn seinem Schicksal eiskalt überlassen.
    Eiskalt…
    Der Parapsychologe schüttelte sich kurz. Seine Gedankengänge der letzten Zeit machten ihm oft selbst Angst. Mensch war Mensch, blieb auch dann Mensch, wenn er sich als Verräter und Mörder entpuppte. Heilige Prinzipien, von denen Zamorra sich unmerklich zu entfernen begann. Er fühlte das, doch daran ändern konnte er nichts.
    Das Buch… was tat es mit ihm? Wie veränderte dieser Foliant Zamorras Wesen? Er hielt es für unmöglich, dass dem so war, doch konnten denn alle anderen so vollkommen falsch liegen, die ihm diese Gefahr immer und immer wieder vor Augen

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