0842 - Der Sternensammler
Wissensdurst stillen konnten.
Laertes schritt langsam zurück in den Vorraum, denn hier gab es für ihn nichts mehr zu tun.
Eine Stimme, die plötzlich hinter ihm ertönte, ließ ihn verharren. Laertes musste sich nicht umwenden, um zu wissen, wer da unbemerkt in dem Raum erschienen war Er kannte diese Stimme.
»Armer alter Narr. Jetzt ist er wahnsinnig geworden Inmitten von Kunstwerken, die er nie begriffen hat. Du bist da ganz anders, nicht wahr? Du besitzt den Sinn für wahre Kunst Ich habe dich lange nicht gesehen, Dalius. Ich denke, ich bin der bessere Ansprechpartner, was deine Fragen betrifft.« Langsam wandte Laertes sich um, blickte in ein Gesicht, das ihm freundlich und offen entgegenschaute.
Er wusste, dass er einem der Großen Drei gegenüberstand, wahrscheinlich sogar dem Teil des Triumvirats, der die Fäden in seinen Händen hielt. Denn exakt das war stets seine Art gewesen.
Flucht!
Der Gedanke stand sofort ganz im Zentrum von Laertes' Denken. Doch eine Flucht würde es für ihn wohl nicht so einfach geben, denn als er zu einem Sprung ansetzte, fühlte er den Bann, der ihn fest an diesem Ort hielt.
Sein Gegenüber war schneller gewesen… und er bewies die Macht, die in ihm wohnte.
Dalius Laertes war dem Großen ausgeliefert.
***
Quälend langsam nur ließ die Wirkung des Nervengiftes in Zamorras Körper nach.
Nicht anders verhielt es sich mit seinen Sinnen, die nur in Zeitlupe erwachen wollten. Er lebte also tatsächlich noch. So erfreulich dies für ihn natürlich war, so unverständlicher erschien ihm das Verhalten des Sammlers, der ihn spielend leicht überwältigt hatte. Zamorra fühlte, wie die Wut darüber sein Bewusstsein anfüllte. Er zwang sich zur Ruhe, denn wenn er Rache wollte, dann musste er nun schlau vorgehen - und er wollte diese Rache! Seinem Hass, der sich auf den Sammler konzentrierte, ließ er freien Lauf.
Niemand durfte so mit ihm umgehen. Mit ihm…
Für Sekunden war da der Zweifel, der ihn an das gemahnen wollte, was seine Prinzipien, seine Einstellung zum Leben gewesen war. Hass war darin nicht vorgesehen. Zamorra verjagte den Zweifel, ließ ihn zerplatzen wie eine Luftblase. Früher… Das gab es nicht mehr, zu viel hatte sich geändert. Vielleicht stimmte das ja auch so nicht -vielleicht war nur er es, der sich verändert hatte, verändert worden war. Das Buch? Ja, so war es. Endlich konnte er es sich auch selbst eingestehen. Es hatte ihn aufgeweckt, von lästigen Zwängen befreit. Skrupel - die sollte es von nun an nicht mehr geben.
Zamorra war sich sicher: Hätte er jetzt, in dieser Sekunde, die Möglichkeit dazu, dann würde er dem Sammler ohne zu zögern die Kehle durchschneiden.
Seine Arme und Beine gehorchten ihm langsam wieder. Einen Nutzen konnte er daraus nicht ziehen, denn er war gefesselt, verschnürt wie ein Postpaket. Als sich schließlich auch sein Blick wieder vollends geklärt hatte, sah er auf eine Szene, die ihn abermals an miese Horrorfilme gemahnte.
Der Sammler stand mit dem Rücken zu Zamorra vor diesem Altar, über dem sich nun deutlich sichtbar die silbernen Scheiben drehten, ihren Tanz um sich selbst aufführten. Zamorra zählte nach - fünf! Eine weitere Scheibe war hinzugekommen. Nur noch ein Amulett fehlte, dann hatte der Sammler sein Ziel erreicht. Aber warum hatte er Zamorra bisher noch verschont? Solange er und Merlins Stern sich in dieser Welt aufhielten, würde der Sammler seinen »Stern«, wie er ihn nannte, nicht aktivieren können.
Ein Stern noch…
»Du bist wach?« Der Sammler wandte seinen Kopf nur kurz zu Zamorra herum. Dann gab er sich wieder der Betrachtung seiner nicht vollzähligen Sammlung hin. »Fragst du dich nicht, aus welchem Grund ich dich noch nicht getötet habe?« Er hielt kurz inne. »Du antwortest nicht? Auch gut. Ich will es dir dennoch sagen. Es widerstrebt mir, ein perfektes Wesen zu töten - und das musst du sein, denn du bist wie ich.«
Zamorra war nun tatsächlich sprachlos. Der Bursche war dem Größenwahn verfallen, eindeutig. Aber er sollte nur reden, denn das verschaffte dem Parapsychologen Zeit.
Wo blieb nur Laertes? Zamorra unterdrückte mit Gewalt die Wut, die er plötzlich auf den Vampir in sich auflodern fühlte. Er brauchte Laertes schließlich, damit er das hier unversehrt überstehen konnte.
Der Sammler riss sich vom Anblick der Amulette los. Er kam ein paar Schritte auf den am Boden liegenden Zamorra zu. »Siehst du das nicht genauso? Denkst du nicht auch, wir wären gemeinsam nahezu
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