0842 - Der Sternensammler
gerne für sie.
»Na, überleg doch einmal, Artus. Breigesicht wird sich wohl den Lohn für die letzten Informationen abholen, die sie hier regelmäßig verkauft hat. Jeder muss halt sehen, wo er bleibt, nicht wahr, Casall?«
Aus dem Kreideweiß wurde nun ein dunkles Rot. Ganz erstaunlich, wie sich die Gesichtsfarbe der Menschen wandeln konnte. Laertes war beeindruckt und ein wenig amüsiert, wie er sich eingestand.
So sehr sich die Frau auch bemühte, es wollte ihr keine Entgegnung einfallen. Sie senkte den Blick und stampfte an Artimus vorbei, der ihr mit Freuden Platz machte.
Khira trieb zur Eile. »Wir sollten uns nicht länger aufhalten. Ich glaube, wir haben Glück. Noch hat er sich nicht aus dem Staub gemacht.«
Er… Laertes konnte es kaum erwarten, besagter Person endlich zu begegnen.
Das Innere des Gebäudes war mit Pomp und Protz angefüllt.
Beinahe körperlich spürbar prallte Dalius Laertes das entgegen, was man allgemein mit schlechtem Geschmack betitelte. Der Vampir verzog angewidert das Gesicht, als er alle nur denkbaren Stilrichtungen der vergangenen Jahrhunderte mit einem einzigen Blick entdeckte. Wer hier sein Refugium aufgebaut hatte, der war ein unglaublicher Banause.
Hier war es nur um eine Maxime gegangen: teuer und echt! Laertes schüttelte den Kopf. Dieser Größenwahn passte zu einigen Höllengrößen, die er in seiner Welt erlebt hatte. Zu einem jedoch in ganz besonderem Maße. Konnte es denn tatsächlich sein?
Khira sah ihn von unten an. Dann stieß sie Artimus ein wenig heftiger als beabsichtigt gegen dessen Hüfte. »Nimm mich einmal hoch, mein Großer.« Mit einem verliebten Lächeln hievte van Zant die kleine Frau auf seine linke Schulter. Ihr Gewicht spürte der kräftig gebaute Hüne kaum; und wenn doch, dann gab es wohl auf dieser Welt nichts, was er lieber ertragen und getragen hätte.
Khira blickte Laertes nun direkt in die Augen, die eine Ahnung davon vermittelten, dass sie einem sehr alten Wesen gehörten, und vieles gesehen hatten, was niemand hätte sehen sollen.
»Er ist nicht mehr besonders mächtig. Dennoch pass bitte auf, denn ich habe nie ein Wesen kennen gelernt, dass so voller Hinterlist und Bosheit steckt, wie er es tut.«
»Keine Angst, ich bin vorsichtig geworden mit den Jahren. Khira… ich…«
Zwei winzige Finger legten sich auf Laertes' Lippen. »Ich kann auch das in dir sehen, Dalius. Ich sehe dich in der Welt, die seit langem deine Heimat geworden ist. Du stehst auf einem kleinen Friedhof, schaust auf ein einsames Grab, das mit einem seltsam geformten Stein geschmückt ist. Dort liege ich, nicht wahr? Meine ›Schwester‹ aus deiner Welt. Du glaubst, für ihren Tod eine Mitschuld zu tragen. Das ist dumm. Hör auf damit. Nun solltest du gehen, denn unendlich viel Zeit hast du ja nicht.«
»Deine Gabe ist groß, aber sie kann gefährlich für dich und andere werden. Was siehst du für diese Welt voraus, Khira? Und was für dich?«
Laertes hatte mit keiner Antwort gerechnet, und er bekam sie auch nicht. Lächelnd wandte er sich um und ging in den Wohnbereich.
In dem großen Raum, den er betrat, fehlte ein Drittel des Fußbodens. Keine künstlich angelegte Öffnung, kein Einstieg in unterirdische Bereiche… einfach das fahle Nichts bot sich Laertes' Blick. Der Vampir lächelte. Kein besonders ausgefallener Trick, aber noch immer angewandt, weil wirksam.
Der magisch erzeugte Raum unterhalb des Gebäudes existierte nicht in der Realität, konnte also nie von jemandem entdeckt werden, der rein logisch orientiert dachte. Wer auch immer die Person war, die Laertes hier treffen sollte - sie gehörte auf jeden Fall der alten Schule an.
Wer es auch immer war? Wusste er es nicht schon längst?
Laertes ließ die Kraft seiner ureigenen Uskugen-Magie wirken, hob spielerisch den schwarzkünstlerisch erzeugten Raum in die Höhe und herein in die »Hier-Welt«.
Viel gab es nicht zu entdecken, einige Kisten, vielleicht ein Dutzend Gemälde, nachlässig verpackt, drei antike Skulpturen. Wichtig und interessant war in diesem Schlupfloch für Laertes nur der Schatten, der in sich versunken in einem Mahagonikästchen wühlte. Suchte er nach Informationen, die er den wahrscheinlich bald neuen Herrschern über diese Welt anbieten konnte? Wenn er in den Schwefelklüften in Ungnade gefallen war, dann hoffte er womöglich auf eine Zukunft, die hier lag, und nicht in der Hölle.
Der Schatten war so konzentriert bei der Sache, so in sich versunken, dass er Laertes'
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