0842 - Der Sternensammler
Zugriff auf sein Schlupfloch erst bemerkte, als dieser ihn ansprach. Der hagere Vampir konnte problemlos durch die schlampig aufrechterhaltene Tarnung des uralten Wesens blicken. Was er sah, war für einen Ästheten nicht sonderlich erbaulich.
Ein alter Mann, nackt bis auf einen Lendenschurz. Seine über und über mit Runzeln bedeckte Haut wirkte wie die dreidimensionale topographische Abbildung eines Gebirgszuges. Laertes sah eiternde Geschwüre, Warzen, Dinge, die ihn den Blick abwenden ließen. Auf dem Körper des Alten existierte kein einziges Haar. Sein Lebensalter konnte man nur abschätzen, doch Laertes wusste, wie alt dieses Wesen wirklich war.
Er hatte viele Gestalten, eine von ihnen sah Laertes nun vor sich. Ein merkwürdiger Anblick, denn er hatte nicht gedacht, den Alten noch einmal zu treffen. Denn in Laertes' Welt existierte er nicht mehr.
»Du wirst eine gute Versicherung brauchen, wenn du dich bei der DYNASTIE DER EWIGEN einschleimen willst, Sarkana.«
Der Alte zuckte bei der Nennung seines Namens heftig zusammen. Seine stechenden Augen wollten Laertes schier durchbohren.
»Wer bist denn du? Verschwinde, ich kann keine Störung vertragen. Oder… haben die Großen Drei dich etwa zu mir geschickt?« Sein kümmerlich magerer Körper nahm gereizte Spannung an.
Laertes hatte das magische Potential Sarkanas längst abgecheckt. Der früher so mächtige Vampirdämon war nur noch ein schlechtes Abziehbild seiner selbst. Man hatte ihm übel mitgespielt, seine ehedem so große Magie regelrecht gebrochen. Sarkana stellte keine Gefahr für Laertes dar, und der Alte wusste das.
Laertes wollte keine unnötige Zeit verschwenden. Er nahm dem Alten seine Bewegungsfähigkeit, bannte ihn mit einer kurzen Handbewegung an seinen jetzigen Standort. Sarkana verzerrte sein Gesicht zu einer Maske des Hasses; Geifer tropfte aus seinen Mundwinkeln.
»Reden wir nicht um den heißen Brei herum. Wenn ich von dir die Informationen bekomme, die ich haben will, lasse ich dich laufen. Es interessiert mich nicht, wessen Fahne du schwenken willst. Also höre gut zu. Sieh mich an -kennst du mich? Wenn ja, was kannst du mir über meine Vergangenheit berichten?«
Der Alte war sichtlich überrascht. Dann gab er seinen inneren Widerstand auf. Er wollte diesen lästigen und enorm starken Störenfried schnell loswerden. »Woher sollte ich dich kennen? Wie ist dein Name?«
Laertes trat näher zu Sarkana. »Dalius Laertes werde ich genannt. Und du hast mich zu dem gemacht, was ich heute bin - ein Vampir. Wahrscheinlich stand ich lange Zeit in deinen Diensten. Frage nicht, die wirklichen Zusammenhänge werde ich dir nicht erklären. Dazu fehlt die Zeit. Also? Deine Antwort. Ich warte.«
Sarkana kniff die Augen eng zusammen, und sein Blick ging scheinbar wirklich durch den Uskugen hindurch. Dann entspannte er sich ein wenig, nickte kaum wahrnehmbar.
»Möglich, ja. Mag sein, dass du die Wahrheit sprichst. Aber deinen Namen höre ich zum ersten Mal. Vielleicht habe ich ihn auch nur vergessen.« Sein Blick umwölkte sich. »Vieles habe ich vergessen, verdrängt. Sie haben mich zerstört - haben mich zu einem Dienstboten, einem besseren Laufburschen degradiert. Schau mich doch an!«
Er hielt inne. Diese Elegie, die er sich selbst Tag für Tag vorbetete, schien auf seinen Gegenüber nicht die mindeste Wirkung zu zeigen. Besser, er gab dem Hagreren alle Informationen, die er hatte.
»Ich mag dich zum Vampir gemacht haben«, fuhr er fort, »möglich ist es natürlich. Doch in meinen Diensten hast du nicht gestanden. Aber ich glaube, ich sah dich oft in der Nähe der drei. Warum fragst du mich das alles überhaupt? Geh - such die drei Potentaten dieser Welt. Sollen die dir doch sagen, wer du früher warst. Aber beeile dich, denn den Großen Drei wird es schon bald an den Kragen gehen.« Ein hysterisches Kichern brach aus ihm heraus. »Wer weiß, vielleicht wird die Dynastie mich ja als Verwalter für diesen Planeten bestimmen, wenn ich ihnen bei der Invasion helfe? Das ist doch nur eine von unzähligen Welten, die zu ihrem Imperium gehören wird. Sie brauchen jemanden wie mich…«
Er zischelte unverständliche Worte vor sich hin, die Laertes nicht einmal ansatzweise verstand. Mehr würde er von dem früher so mächtigen Dämon nicht erfahren. Die Großen Drei - wer mochte wohl dahinter stecken? Laertes ahnte, dass in dieser Spiegelwelt seine Mission zum Scheitern verdammt war. Er würde keine Informationen bekommen, die seinen
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