0842 - Teufels-Schönheit
tiefer, und er drehte den Kopf nach rechts, bevor er zu Della Streep sagte: »Sieh nach…«
***
Jetzt, wo es darauf ankam, war ich eiskalt. Im Gegensatz zu Wladimir Golenkow, dem es nicht schnell genug gehen konnte, denn Romanow war für ihn ein rotes Tuch.
Ich hatte mein Ohr gegen die Tür gepreßt, um lauschen zu können.
Es wurde gesprochen, das kriegte ich trotz der Dicke der Tür mit, aber ich verstand nichts.
Dann fiel mein Blick auf die Klinke. Normalerweise rechnet man damit, daß ein Hotelgast seine Zimmertür von innen abschließt, trotzdem probierte ich es.
Die Überraschung ließ mich starr werden.
Die Tür war offen!
»Was ist denn?« wisperte hinter mir der Mann aus Rußland.
»Die Tür ist offen!«
Wladimir blieb die Spucke weg. Ihm stockte der Atem, und ich mußte ihn warnen. »Keine übereilten Taten, bitte.«
»Ist gut.«
Ich drückte die Tür vorsichtig auf, und nun hörte ich die Stimmen deutlicher. Zumeist sprach Romanow, sogar relativ weit entfernt, was auch an der Größe der Suite lag.
Ich war sicher, daß wir es packen konnten und schob die Tür weiter auf. Als erster betrat ich den Flur. Wladimir war dicht hinter mir. Ich hörte nun Glenda sprechen, und mir fiel ein Stein vom Herzen. Sie lebte! Wir konnten uns Zeit lasen. Golenkow spielte hervorragend mit. Er schob gekonnt die Tür wieder zu, so daß kein Laut dabei zu hören war.
Ich war weitergegangen.
Ein erster Blick in den größten Raum der Suite gelang mir aus sicherer Deckung.
Zwei Frauen lagen gefesselt auf dem breiten Bett. Eine davon war Glenda Perkins. Zum erstenmal sah ich unseren eigentlichen Gegner, den Russen Romanow. Er hatte sich über Glenda gebeugt und drehte uns den Rücken zu.
Das war günstig.
Wladimir stieß mich an. Er wollte nicht mehr länger warten. In diesen Augenblick klopfte es gegen die hinter einem Vorhang verborgene Balkon- oder Terrassentür.
Sehr laut und fordernd. So klopfte nur jemand, der sich nichts vormachen ließ und wahrscheinlich mehr gesehen hatte als wir.
Unser Freund Suko!
***
Della Streep zögerte einen Augenblick zu lange, was Romanow nicht paßte. »Sieh endlich nach!«
Sie holte Luft und nickte.
Dann lief sie weg. Romanow blickte auf ihren Rücken, Glenda Perkins hatte er vergessen.
Della war stehengeblieben. Sie zog den Spalt des Vorhangs noch weiter auseinander, drehte sich aber zu dem Russen hin um. »Da draußen steht ein Chinese.«
»Was?«
»Ja, ein Chinese.«
Bei dieser Antwort hatte Glenda Mühe, keinen Jubelschrei loszuschicken. Sie blieb ruhig liegen, was ihr mehr als schwerfiel. Neben dem Bett bewegte sich Romanow. Das Auftauchen des Fremden hatte ihn aus dem Konzept gebracht. Auch Della wußte nicht, was sie tun sollte. Sie lamentierte und sprach damit mehr mit sich selbst, bis sie von gewissen Handbewegungen des Chinesen sprach und dann meinte, daß er unbedingt die Suite betreten wollte.
»Den werde ich vertreiben!« Romanow richtete sich auf und ging mit wuchtigen Schritten auf das Fußende des Betts zu.
Bisher hatte sich Wladimir Golenkow still verhalten. Er hatte alles gesehen, auch den ungewöhnlichen Gegenstand mit dem roten Tropfen in der Hand seines Gegners.
Nun aber war es mit seiner Beherrschung vorbei. Die Frauen waren nicht mehr direkt bedroht, und Wladimir drehte durch. Er sprintete an mir vorbei und brüllte in das große Zimmer hinein. »Romanow, ich bin da! Ich komme…«
Ich hatte Wladimir nicht halten können, schaute sehr bald auf seinen Rücken. Romanow hatte die Worte gehört, möglicherweise auch die Stimme erkannt, und er fuhr noch während des Laufens herum.
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich für einen winzigen Augenblick. Die nackte Panik zeichnete sich darin ab, dann war Wladimir bei ihm und rammte ihm die Faust in den Leib.
Romanow torkelte zurück und sackte gleichzeitig zusammen. Das ließ Golenkow nicht zu. Er bückte sich, packte seinen Landsmann, riß ihn in die Höhe, wuchtete ihn herum und schleuderte ihn quer durch den Raum gegen die Wand.
Der Russe krachte mit ausgebreiteten Armen dagegen. Er sah aus, als wollte er in das Gefüge eintauchen, dann prallte er durch den Gegendruck wieder nach vorn, und sein Gesicht war nur mehr eine einzige Fratze der Furcht.
Er hielt diesen Ring mit dem Tropfen noch immer fest, als würde davon sein Schicksal abhängen.
Golenkow ließ sich nicht stoppen in seinem Zorn gegenüber dem Magier, doch Zorn macht oft blind.
So war es auch bei ihm, denn er sah nicht, daß sich
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