0842 - Teufels-Schönheit
ausblieb, denn er zischte zuerst einen Fluch, bevor er erklärte, daß er Golenkow foltern und töten würde. »Ich habe die Macht«, fügte er noch hinzu. »Ich habe das Blut, das alles verändert. Darin stecken die Gene, die so magisch verändert worden sind. Ihr beide seid zu schwach, um dagegen anzukommen. Es ist einzig und allein mein Blut.«
»Von Ihnen?« fragte Glenda.
»Nein, es ist ein Erbe.«
»Wer hat es Ihnen überlassen?«
»Einer, der viel mächtiger und größer war als ich. Der leider tot ist, dessen Name aber nach wie vor wie ein unheimlicher Schatten durch die Geschichte Bußlands geistert - Rasputin.« Er lachte, als er Glendas erstauntes Gesicht sah. »Ja, du wunderst dich, aber es ist tatsächlich das gestockte und alte Blut Rasputins, das er meiner Verwandtschaft damals überlassen hat. Er zapfte sich kurz vor seinem Ende selbst an, und er schenkte sein Blut den Romanows, denn sie allein hat er als würdige Erben bezeichnet.«
Weder Della noch Mandy konnten einen Kommentar geben. Sie nahmen es hin, aber Glenda wollte mehr über das Blut wissen. »Dann hat sein Blut für die Veränderung der Gesichter gesorgt?«
»Ja, es ist durch die Magie im positiven Sinne verseucht worden. Auch Rasputin war ein Mensch, der die Schönheit liebte. Er war unersättlich, was Frauen anging. Er wollte sie alle für sich haben, er war ein Götze und ein Diener der Schönheit, und er hat sein Blut dieser Schönheit geweiht. Er stand in Verbindung mit gewaltigen Mächten. Ihm öffnete sich das Tor zur Hölle, und wahrscheinlich ist es ihm gelungen, den Segen des Satans für dieses Opfer zu erhalten. Wer dieses Blut trinkt, der wird erleben, daß es nimmt und gibt. Es gibt die Schönheit, es nimmt die Häßlichkeit, aber es kann auch umgekehrt reagieren. Es müssen immer zwei vorhanden sein, so ist es bei Mandy und Della gewesen. Ich habe es schnell erkannt, und ich war schon in Moskau so weit fortgeschritten, daß ich mit diesem Erbe experimentieren konnte. Ich habe es an älteren Männern ausprobiert. Tropfenweise nur, und ich habe erlebt, wie sie sich verjüngten. Hat nicht auch Rasputin sehr lange gelebt und überlebt, bevor er dann unglücklicherweise ertrankt. Viele haben behauptet, daß er nicht alterte, und das muß an seinem Blut gelegen haben. Ja, es lag an seinem Blut, denn ich habe es ausprobiert. Ich greife in die Natur ein, ich werde ein Magier der Schönheit werden…«
»Eine unechte, eine Teufelsschönheit ist das!« fuhr Glenda ihn an.
»Stört es mich?«
»Leider nicht.«
»Aber dich wird es stören.« Romanow beugte sich tiefer. »Du bist keine häßliche Frau, aber ich werde aus dir eine machen, darauf kannst du dich verlassen.« Er griff in die rechte Tasche und holte einen kleinen Gegenstand hervor, mit dem Glenda nicht zurechtkam. Es war ein Metallkreis, vergleichbar mit einem Schlüsselanhänger. Ein dünner Metallfaden hing von diesem Kreis nach unten, und das Ende des Fadens bildete ein dicker, roter Tropfen.
»Das ist sein Erbe, sein Blut. Ich habe es von Rasputin erhalten, über gewisse Umwege, was mich aber nicht weiter stört. Ich habe darauf gewartet, daß sich in meinem die Grenzen öffnen. Das ist nun geschehen, und ich werde grenzenlos agieren können.«
»Ja! Ja!« schrie Della Streep und ballte dabei die Hände zu Fäusten. »Mach es endlich, stopfe ihr Rasputins Blut zwischen die Zähne. Laß sie häßlich werden, gib ihr ein anderes Gesicht. Nimm ihr die Glätte, die Schönheit, und dann wird sie nach unten gehen und…« Ihre Worte erstickten in einem Gurgeln, der reine Haß hatte sie überfallen.
Glenda konnte nur auf den Tropfen schauen, der bereits über ihrem Gesicht schwebte. Er sah normal aus, nicht mal besonders gefährlich, für sie allerdings war er ein magisches Fallbeil, das sie jeden Augenblick zerstören konnte.
Die Hoffnung auf Rettung hatte sie aufgegeben. So etwas passierte meist nur im Film, wo dann der Held in der letzten Sekunde auftauchte und die Gefangene rettete.
Nein, keine Chance!
Der Tropfen sackte tiefer. So tief, daß Glenda den Eindruck hatte, er würde über ihre Lippen hinwegstreichen und ihr einen Kuß auf den Mund hauchen.
Sie verkrampfte sich.
Oberhalb des Tropfens verschwamm das Gesicht des Russen zu einem schaurigen Schatten. Sie sah den Mund, das verzerrte Grinsen auf den Lippen, und dann hörte sie das Geräusch.
Ein hartes, wütendes Klopfen!
Nicht an der Tür, am Fenster!
Romanow erstarrte, der Tropfen sank nicht mehr
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