Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0843 - Tunnel der hungrigen Leichen

0843 - Tunnel der hungrigen Leichen

Titel: 0843 - Tunnel der hungrigen Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Amsterdams. Es war »De magere Brug«, eine Holzhebebrücke, die sich über den Fluß spannte, und in der Mitte immer dann aufgeklappt wurde, wenn zu hohe Schiffe sie passierten.
    Wir glitten auf die Flußmitte zu und drehten dort, um in eine andere Gracht einzufahren.
    Die Wellen der Amstel blieben zurück, das trübe Wasser nahm uns wieder auf, und es war einer der Gäste, der dem Steuermann eine Frage stellte, wobei er eine Zeitung hochhielt.
    Der Mann wollte wissen, ob in dieser Gegend der Tote aus der Gracht geborgen worden war, wie er es in der Zeitung hatte lesen können. Da im Augenblick kein Gegenverkehr herrschte, drehte sich der Kapitän um und nickte. Er gab seine Antwort in einer Mischung aus Deutsch und Holländisch, wiegelte aber ab, denn er meinte, daß man leider öfter Leichen in den Kanälen fand.
    »Aber nicht solche.«
    »Das kann sein.«
    »Die Zeitungen schreiben von einer Untat.«
    Der Mann am Ruder hob die Schultern. »Ich kann das nicht beurteilen und weiß nur, daß viel geschrieben wird.«
    Ich hörte Sukos Zischen und drehte den Kopf. Er flüsterte mir über den Gang hinweg zu, daß wir jetzt die Augen besonders gut aufhalten sollten. Mein Grinsen fiel ein wenig spöttisch aus. »Wieso? Glaubst du daran, daß der Killer noch einmal erscheint?«
    »Man kann nie wissen.«
    Ich hob die Schultern. Hatte er recht? Sollten wir tatsächlich so ein »Glück« haben?
    Ich streckte die Beine aus, blickte wieder nach vor und gleichzeitig in die Höhe. Wieder einmal näherten wir uns einer niedrigen Brücke. Hinter ihr entdeckte ich ein zweites Touristenboot, das uns gleich passieren würde.
    Für zwei Boote war sie zu schmal. Eines mußte warten. Ich war gespannt, welches.
    Vom anderen Boot her hörten wir ein dröhnendes Hupsignal, für unseren Kapitän ein Zeichen, daß er zu warten hatte, und er ging auch sofort mit der Fahrt zurück.
    Wir schaukelten auf die rechte Seite des Kanals zu, wo wir stoppten.
    Ich blickte ins Wasser, dann wieder zur Brücke hoch, sah das Geländer aus Eisen - und erstarrte.
    Zwei Personen standen dort und schauten in den Kanal.
    Ein Mann und eine Frau.
    Ich kannte beide!
    ***
    War es möglich, war es unmöglich? Nein, es war möglich, denn ich hatte mich nicht geirrt. Der Einäugige und die Blonde waren die beiden Personen, die mich in der letzten Nacht entführt hatten und nun von der Brücke aus auf das gläserne Dache des Schiffes schauten. Sie mußten wissen, daß wir uns darunter befanden, aber sie gaben mit keinem Zeichen zu erkennen, daß sie uns gesehen hatten.
    Ich schaute sie mir genau an.
    Die Frau trug ihr Haar jetzt versteckt unter dem dunkelroten Kopftuch. Zöpfe hatte sie wohl keine mehr.
    Der Mann trug eine Lederjacke, deren Kragen er hochgestellt hatte. Das Leder war so schwarz wie seine Augenklappe.
    »Suko…«, ächzte ich.
    »Was ist denn?«
    »Schau nach oben.«
    »Na und?« Er sah nichts.
    »Gegen das Geländer der Brücke. Da stehen sie.«
    Zwei Sekunden später wurde auch Suko blaß. »Verdammt, John, du hast recht. Das sind sie.«
    »Und ob.«
    »Was machen wir? Willst du winken? Sollen sie auf das Dach springen, oder was hast du vor?«
    »Im Augenblick nichts. Es scheint so zu sein, als hätten sie auf uns gewartet.«
    »Dann würden sie sich bemerkbar machen.«
    Ich gab Suko keine Antwort, weil ich gesehen hatte, daß sich beide bewegten. Der Kämpfer mit der Augenklappe war einen Schritt zurückgetreten und damit aus meinem Sichtbereich verschwunden.
    Die Blonde aber blieb noch stehen.
    Ich hatte den Kopf etwas gedreht und mich halb erhoben. Die anderen Fahrgäste kümmerten sich nicht um uns. Sie hatten nur Blicke für das zweite Boot, das sich an dem unseren vorbeischob und wo die Gäste sich gegenseitig zuwinkten.
    Die Blonde schaute mich an.
    Sie lächelte.
    In ihren Augen erkannte ich ein helles Strahlen, als wollte sie mir eine positive Botschaft schicken.
    Dann drehte sie sich um und ging mit schnellen Schritten davon.
    Ich ließ mich wieder nieder. Noch immer war ich durcheinander, denn ich fragte mich, was das Erscheinen der beiden oben auf der Brücke wohl bedeuten konnte.
    Hatten sie mich begrüßen wollen? Wollten sie mir zeigen, daß sie da waren und wir uns keine Sorgen zu machen brauchten? Woher wußten sie, daß Suko und ich genau in diesem alten Boot unsere Plätze gefunden hatten? Die letzte Frage konnte ich vergessen. Wer es schaffte, mich aus der Wohnung in eine andere Welt oder Dimension zu entführen, wer dazu noch als

Weitere Kostenlose Bücher