0844 - Tödliches Amsterdam
diesen Weg genommen!
***
Ich sprach über meine Entdeckung nicht sofort. Erst als wir die Treppe hinter uns gelassen hatten und zusammenstanden, wobei das Licht der alten Glühbirne ebenso staubig wirkte wie der Belag auf dem Glas, berichtete ich von meinem Verdacht.
»Also doch«, sagte Suko.
»Wie meinst du das?«
Er schaute Jolanda an. »Ich habe es ebenfalls gerochen. Diese Wesen stinken, die haben den Moder der Jahrhunderte angenommen, als wäre ihre Haut dabei, allmählich zu verwesen. Ich kann mir nicht helfen, Freunde, aber so ist es.«
Da waren wir seiner Meinung. Keiner von uns widersprach. Nur mußten wir herausfinden, woher genau sie gekommen waren, denn keiner konnte sich vorstellen, daß sie nur in diesem feuchten Kellerraum auf ihren mörderischen Auftritt gewartet hatten.
Wir blickten uns also um. Das Licht reichte uns nicht, deshalb holten Suko und ich die kleinen Lampen hervor und ließen die Strahlen durch den Keller wandern.
Er war nicht so leer, und mir fiel ein, daß hier auch Feten gefeiert worden waren.
Wir entdeckten staubige Bänke, die vor ebenso staubigen Tischen standen. Auf den Tischen klebte hart gewordener Kerzenwachs, und scharfe Messer hatten irgendwelche Botschaften in das Holz geschnitzt.
Zwei Fässer sahen wir auch, bevor die Lichtlanzen über die Wände glitten.
Ich ging davon aus, daß es eine weitere Öffnung geben mußte, wenn der Keller einen Teil des Hochwassers auffing. Das brach sich bestimmt nicht durch die Mauern seine Bahn, und Mauern oder Wände aus dicken Steinen umgaben uns. Auch an ihnen hatten die langen Jahre ihre Spuren hinterlassen.
Feuchtigkeit und Schimmel hatten diese Schicht gebildet. Es war sogar dem Moos gelungen, sich an dem Gestein festzuklammern, zusammen mit dem Schimmel sah es aus wie Samt.
Schrittweise ging ich die Mauer ab. Der Lichtkegel wanderte lautlos über das Gestein, aber er drang in keine Lücke oder erwischte auch keine Tür oder einen Schieber, der geöffnet wurde, wenn sich das Wasser durch die Kanäle drängte.
Das Glück hatte Suko.
»He, kommt her!«
Ich drehte mich um, der Lampenstrahl blitzte und fuhr wie ein Funke über die Gesichter des seltsamen Paares hinweg. Es ließ auch ihre Waffen aufblitzen, die sie wieder in den Händen hielten.
Suko stand jetzt an der Wand, er war einen Schritt zurückgegangen, leuchtete gegen eine bestimmte Stelle, wo die Wand eine andere Farbe bekommen hatte, denn in der unteren Hälfte zeichnete sich das graue Rechteck eines Schiebers ab, der an der Vorderseite mit zwei Griffen versehen war. Man konnte ihn leicht in die Höhe drücken.
»Das ist der Weg!« flüsterte Jolanda. Sie drehte den Kopf und strahlte ihren Freund an. »Verdammt noch mal, Rob, wir haben ihn endlich gefunden.«
»Ja, das glaube ich auch«, flüsterte er.
Suko dachte praktisch. Er hatte sich bereits gebückt und seine Lampe in den Gürtel gesteckt. »Kann mir denn einer mal helfen, das Ding in die Höhe zu schieben?«
Rob Exxon faßte den zweiten Griff an. Beide zogen und wunderten sich, wie leicht es ihnen fiel, diese Metalltür in die Höhe zu stemmen. Sie schnellte beinahe hoch und kam dann zum Stillstand.
Suko schüttelte den Kopf, als er sich wieder aufgerichtet hatte. »Dieser Weg scheint in der letzten Zeit des öfteren benutzt worden zu sein, das war ein Kinderspiel.«
Um durch die Öffnung kriechen zu können, mußten wir uns bücken und dann auf Händen und Füßen weitergehen. Suko wollte unbedingt den Anfang machen.
Während er durch die Öffnung kroch, hielt ich sicherheitshalber den Schieber fest, damit er nicht gegen Sukos Beine prallte.
Kaum war mein Freund verschwunden, hörten wir seinen erstaunten Kommentar. »Das gibt es doch nicht. Kommt schnell, das ist eine Welt für sich. Los!«
Jolanda folgte ihm, ich kroch hinter ihr her, und Rob Exxon bildete den Schluß.
Suko hatte nicht gelogen. Wir waren tatsächlich in einem Gebiet gelandet, wo wir nur überrascht sein konnten. Dabei ging es einzig und allein um die Größe. Was sich vor uns ausbreitete, war wirklich außergewöhnlich. Nicht gerade eine Halle, aber ein doch sehr breiter Tunnel, so hoch, daß wir ihn in zwei Etagen einteilen konnten. Am Grund des Tunnels schimmerte das Wasser des Kanals.
Wir standen erhöht, auf einer Plattform oder einem Vorsprung aus Stein, der an der Frontseite durch ein rostiges und leicht gebogenes Gitter gesichert war. Dort, wo es eine Lücke zeigte, führte eine schiefe und schmale Steintreppe in die
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